Der Hanggarten an der Villa Gattersburg“ in Grimma
Aline Hanschmann
Südlich der Stadt Grimma liegt ein Höhenzug vor der Nimbschener Aue, der sogenannte Pockenberg. Hier befinden sich die ehemalige Schroedersche Villa “ Gattersburg“ und ein Hanggarten.
Kommerzienrat Max Schroeder kaufte 1897 das Grundstück des Landrichters Gattert, ließ das darauf befindliche Gebäude abreißen, und baute darauf 1887/88 eine privat genutzte Villa. Sie ist ein Wahrzeichen der Stadt Grimma. Der nach Süd-West liegende Abhang zur Mulde wurde gleichzeitig terrassiert und als parkähnlicher Hanggarten gestaltet. Die auf drei verschiedenen Höhen liegenden Ebenen erlauben unterschiedliche Sicht-und Blickbeziehungen innerhalb des Gartens und in die Weite des Muldentales. Verbunden sind die Höhenunterschiede mit Treppen und Wegen.
Den romantischen Charakter der Gesamtanlage unterstreichen drei verschiedene bauliche Anlagen. Einmal eine künstliche Ruine, gestaltet als Überrest einer gotischen Ritterburg, eine Grotte, als Felsenhöhle konzipiert, und eine an barocke Formen erinnernde aus Porphyrtuff erbaute Treppenanlage mit einem romantischen Kachelbild.
Der Stimmungscharakter der parkähnlichen Anlage wird im oberen Bereich an der Colditzer Straße durch einen Felsengarten, als Pflanztaschen gestaltet, und durch einen ausgewählten Baumbestand unterstrichen. Neben überwiegend einheimischen Arten gibt es einen Ginkgo, Blutbuchen und Eiben.
Leider war auf Grund jahrzehntelanger Vernachlässigung die gartendenkmalpflegerische Substanz in einem erschütternd schlechten Zustand. Historische Aspekte waren degeneriert und es wurden große Teilbereiche in unwürdiger Weise durch Tierhaltung zweckentfremdet. Dazu zählte die Gehegehaltung von Schafen und Ziegen und die Zwingerhaltung von drei Braunbären. Das Wegenetz war überformt, der Pflanzenbestand beschädigt und zum Teil abgängig. Ein Freilichtkino und eine öffentliche Toilette vervollständigten dieses Bild. Die Stadtverwaltung als Eigentümer erkannte den beklagenswerten Zustand und ließ eine denkmalpflegerische Rahmenkonzeption erstellen.
Auf dieser Basis und einer denkmalschutzgerechten Planung durch den Geschichts-und Altertumsverein konnte der Landschaftspflegeverband Muldenland e.V. ab 2008 eine systematische Wiederherstellung des Gartens beginnen. Grundlage dafür war ein über fünf Jahre laufender Pflegevertrag mit der Stadtverwaltung. Unter Anleitung arbeiteten vier bis fünf Ein-Euro-Jobber täglich im Garten. Dieser Vertrag wurde bis heute immer wieder verlängert.
Neben der Wiederherstellung wurden eine große Anzahl von verschiedenen Pflanzen, wie Rhododendren, Sommerazaleen, Koniferen, Sträucher und Frühjahrsblüher gepflanzt. Die Pflege der Pflanzen, hauptsächlich auch die Bewässerung, stellen eine große Herausforderung dar, ebenso die jährliche Laubbeseitigung. An den baulichen Anlagen müssen in den nächsten Jahren unbedingt Investitionen erfolgen, um die Bausubstanz für die Zukunft zu sichern.