Diplomarbeit Tobias Kohr
Abbildung eines raumbezogenen Geschäftsprozesses in Geodateninfrastrukturen am Beispiel einer InVeKoS Fachlogik
eingereicht von: | Tobias Kohr |
Tag der Einreichung: | 20. Dezember 2011 |
Betreuer: | Prof. Dr. Lars Bernard |
Dipl.-Ing. Stefan Wiemann |
Kurzfassung
Ein Integriertes Verwaltungs- und Kontrollsystem (InVeKoS) ist heute essenzieller Bestandteil zur Durchführung und Überwachung von Zahlungen landwirtschaftlicher Subventionen innerhalb der Europäischen Union (EU). Dieses System kontrolliert die Einhaltung von Auflagen, vermeidet die mehrfache Beantragung von Förderungen gleicher Anbauflächen und verwaltet den Ablauf der Zahlungen. Letztere belaufen sich 2011 auf 42,9 Milliarden Euro (Europäische Union, 2011). Innerhalb des hierarchisch strukturierten Systems beginnt die Durchführung von Direktzahlungen auf unterster Ebene mit dem Geschäftsprozess einer Antragstellung der Landwirte an eine zuständige Zahlstelle. Um den späteren Arbeitsaufwand zu reduzieren sind dabei bereits Kontrollen vorzunehmen. Da es sich bei den Anbauflächen der Landwirte um raumbezogene Daten handelt, beinhalten diese Kontrollen geoinformatische Fragestellungen. Während entsprechende Prüfungen heute bereits vermehrt in digitalen Antragstellungsverfahren durchgeführt werden, stellt der verteilte Zugriff auf benötigte Daten und Funktionen häufig eine Schwachstelle des Geschäftsprozesses dar. Mit dem Ziel einer effizienten Bereitstellung dezentral vorliegender Geodaten sind im vergangenen Jahrzehnt Geodateninfrastrukturen (GDI) eingeführt worden. Dem Modell serviceorientierter Architekturen (SOA) entsprechend sehen GDI eine standardisierte Publikation von Geodaten und Funktionen über Dienste vor. Nach thematischen Einführungen in GDI und die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU, werden in dieser Arbeit verschiedene Architekturvarianten betrachtet, in denen zur Antragstellung benötigte Daten dienstebasiert bereitgestellt werden. Daraufhin wird ein Konzept entwickelt, welches neben den Daten eine interoperable Bereitstellung von Antragstellungsfunktionen auf der Diensteschicht vorsieht. Das ermöglicht eine potenzielle Wiederverwendung von Funktionen und die Umsetzung eines möglichst schlanken Web Client (thin client). Die im behandelten Anwendungsfall durchgeführten Funktionen beinhalten Topologieprüfungen, Attributwerteberechnungen und Geometrieanpassungen, welche von Web Processing Services (WPS) angeboten werden. In diesem Zusammenhang wird ein mögliches Anwendungsprofil für die WPS beschrieben, die notwendige Verkettung von Prozessen betrachtet und die Potenziale einer zustandsbehafteten WPS Schnittstelle untersucht. Eine prototypische Implementierung zeigt die technische Machbarkeit des Konzeptes. Gleichzeitig werden an der vereinfachten Implementierung Schwächen eines grobgranularen WPS deutlich. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit diskutiert und bewertet, sowie ein Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten einer interoperablen InVeKoS-GDI gegeben.