15.01.2021
Rückblick „60 Minuten: Corona-Schulden: Eine Gefahr für Firmen und Staat?“
Die zweite Veranstaltung der Anfang Dezember 2020 gestarteten Online-Diskussionsreihe stand am 14.01.2021 unter dem Titel "Corona-Schulden: Eine Gefahr für Firmen und Staat?". Etwas mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten eine spannende Online-Diskussion mit ausgewiesenen Wirtschaftsexperten: Andreas Aumüller von der Creditreform Dresden, Prof. Dr. Thomas Günther, Inhaber der Professur für Betriebliches Rechnungswesen und Controlling und Prof. Dr. Joachim Ragnitz vom Dresdner ifo Institut. Moderiert wurde die Diskussion von Prof. Dr. Christian Leßmann, Inhaber der Professur für VWL, insb. Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der TU Dresden.
Auf Andreas Aumüller von der Unternehmensauskunftei Creditreform wirkt Corona wie ein Katalysator. Der Strukturwandel von Branchen wie dem Einzelhandel von stationären Geschäften hin zum Online-Handel vollziehe sich schneller als erwartet. Vor allem seien die Effekte aber auch innerhalb der Branchen sehr heterogen. Im Einzelhandel gäbe es teils deutliche Umsatzzuwächse wie etwa beim Handel mit Fahrräder, während andere Bereiche infolge der Krise deutlich schrumpfen. Bei all diesen Anpassungsprozessen käme es nun vor allem auf die Persönlichkeit und Qualifikation der einzelnen Unternehmer an. Diejenigen, die kreative Lösungen fänden, stünden nach der Krise gut dar.
Prof. Thomas Günther hat den Zusammenhang zwischen nachhaltiger Unternehmensfinanzierung und dem Unternehmenserfolg untersucht. Demnach zerreiße Corona einen Schleier, der über der finanziellen Situation vieler Unternehmen auch schon vor der Krise lag. Nachhaltig finanzierte Unternehmen seien daher deutlich besser durch die Krise gekommen, als vergleichbare Unternehmen mit anderer Finanzierungsstruktur.
Die volkswirtschaftliche Perspektive brachte Prof. Joachim Ragnitz ein. Trotz der in absoluten Zahlen großen Schulden, die Bund, Länder und Gemeinden zur Begegnung der Krise aufgenommen haben, sei dies keine Gefährdung der Tragfähigkeit öffentlicher Haushalte. Schließlich seien die Zinsen extrem niedrig und die Tilgungsfristen z.T. sehr lang. Ausgenommen davon sei unter anderem Sachsen, da hier qua Landesverfassung eine kurze Tilgungsfrist gefordert würde, welche das Risiko bringt, dass die fristgerechte Tilgung nur dann möglich sei, wenn Investitionen runtergefahren würden. Dies wiederum gefährde die längerfristige Wirtschaftsentwicklung.
Weitere Diskussionsrunden in der Reihe "Corona, Wirtschaft und Finanzen" folgen am 21.01.2021 und 28.01.2021:
https://tu-dresden.de/bu/wirtschaft/forschung/60-minuten-corona-wirtschaft