28.12.2022
Forschungsdatenmanagement in Befragungsstudien
Forschungsgruppen der Gesellschafts- und Verhaltenswissenschaften nutzen als Methode der Wahl häufig Befragungen. Dies reicht von Kurzbefragungen von Personen in experimentellen Verhaltensstudien bis zu groß angelegten Bevölkerungssurveys. Auch hier hat die Digitalisierung Einzug gehalten und Fragebögen in Papierversion werden immer häufiger durch Online-Surveys ersetzt.
Gängige Tools dafür sind zum Beispiel FormR, SoSci Survey, Unipark oder LimeSurvey.
Ersteres ist eine freie, open-source Plattform, letzteres kann über das Bildungsportal Sachsen von Mitgliedern der sächsischen Hochschulen kostenfrei genutzt werden. Ein weiteres Tool zur Erstellung von Befragungen sowie darüber hinaus zum Managen von Forschungsdaten in einer Datenbank ist REDCap. Aber auch die anderen genannten Plattformen bieten einige Funktionen für gutes Forschungsdatenmanagement (FDM).
Bei allen genannten Plattformen wird parallel zur Erstellung der Umfrage ein Codebuch erstellt. Im Codebuch sind alle Fragen mit den dazu gehörigen Antworttypen sowie die Kodierungen (Variablenbeschreibungen, Wertelabels) enthalten, sprich Metadaten. Nach Fertigstellung der Datenerhebung kann es – zusammen mit den Roh-Befragungsdaten - heruntergeladen werden und unterstützt damit die Datendokumentation.
REDCap bietet darüber hinaus weitere FDM-Funktionen wie
- die Protokollierung aller eingegebenen Daten (somit lückenlose Nachvollziehbarkeit aller Eingaben/Änderungen/Löschungen),
- eine Versionskontrolle der Änderungen am Befragungsprojekt,
- die Möglichkeit Versuchsprotokolle anzulegen,
- das Hinzufügen von Kommentaren zu Variablen und Datensätzen,
- Hinzufügen von Dateien zu den Befragungsteilnehmenden (z.B. Rohdaten aus Experimenten),
- das Hochladen von Dateien zum Projekt, sowie
- die Möglichkeit, Kriterien zur automatischen Überprüfung der Datenqualität festzulegen.
Es kann somit als Elektronisches Laborbuch (ELN) fungieren.
Zusätzlich bieten die meisten Survey-Tools die Möglichkeit, die Daten in kompatible Datenformate (R, STATA, SPSS, CSV, XML) zu exportieren, welche beim Import in die jeweilige Statistiksoftware nicht nur die Rohdaten, sondern auch die Metadaten der Befragung verfügbar machen.
Während der Weiterverarbeitung und -analyse entstehen häufig weitere Daten, Metadaten, Analyseskripte und Beschreibungen. Ist diese Weiterverarbeitung abgeschlossen, können die Forschenden über eine Exportfunktion (zum Beispiel in SPSS) den finalen Stand der Daten zusammen mit den Metadaten in das .csv-Format (zurück) übertragen. Dieser Export kann dann die Grundlage für eine Datenarchivierung und -publikation sein.
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