10.06.2019
herone GmbH für futureSAX 2019 nominiert
Die herone GmbH, eine Ausgründung des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik (TU Dresden), verfolgt das Ziel der Entwicklung und dem Aufbau einer großserientechnischen Fertigung ultraleichter Carbon-Profile für die urbane Mobilität der Zukunft. Das erfahrene Entwicklungsteam der herone GmbH entwickelte in mehreren FuE-Projekten eine Fertigungstechnologie für die Serienproduktion von maßgeschneiderten, integralen Composite-Bauteilen für beispielsweise Luft- und Raumfahrtanwendungen. Die herone-Technologie kombiniert die hohe Produktivität textiltechnischer Verfahren mit den kurzen Taktzeiten thermoplastischer Verarbeitungsprozesse und ermöglicht so eine automatisierte und effiziente Produktion von individuellen thermoplastischen Hohlprofilen für Serienanwendungen. Die Ausgründung ist für den futureSAX Innovationspreis 2019 nominiert.
1. Herr Dr. Garthaus, wie kam es zu der Idee, ein Start-up zu gründen?
Als Spin-off der Technischen Universität Dresden haben wir bereits vor mehr als acht Jahre angefangen zusammen mit Industriepartnern neue Technologien für die Herstellung von Faserverbundbauteilen zu entwickeln. Da wir schon immer sehr industrienah gearbeitet haben, begleitet uns die Idee der Ausgründung ebenfalls schon seit mehreren Jahren. Der Entschluss zur Gründung einer eigenen Firma erfolgte vor etwa drei Jahren aus der Überzeugung heraus, dass wir dem Markt einen Schritt voraus sind und unseren Kunden mit unserer Technologie einen Mehrwert bieten können, den Sie aktuell am Markt nicht finden.
2. Wie ist die Idee zu Ihrer Technologie entstanden?
Die initiale Idee für unsere heutige herone-Technologie geht auf ein Luftfahrt-Forschungsprojekt zur Herstellung individuell geformter Luftfahrt-Hydraulikleitungen aus dem Jahr 2009 zurück. Aus dem Projekt heraus hat sich eine fünfköpfige Arbeitsgruppe gebildet, die die Idee zu einer Plattform-Technologie weiterentwickelte. 2018 haben wir uns dann im Rahmen eines EXIST-Forschungstransfer mit der herone GmbH aus der TUD ausgegründet.
3. Können Sie kurz für Nichtwissenschaftler beschreiben, worauf die Technologie basiert und wie sie funktioniert?
Die herone-Technologie basiert auf der Verwendung von thermoplastischer faserverstärkten Bändchen (Tapes). Wir nutzen die Textiltechnik um eine Vielzahl dieser Bändchen automatisiert in die Form des finalen Bauteils zu bringen (s.g. Preform). Unter Druck und hoher Temperatur die Preform dann zum Bauteil gepresst. Die Besonderheit des Materials ist, dass es schweißbar und umformbar ist. Diese Eigenschaften ermöglichen es uns zusätzliche Funktionen in das Bauteil zu integrieren. Die herone-Technologie nutzt so die Vorteile der thermoplastischen Verarbeitungseigenschaften, um eine skalierbare Serienproduktion von thermoplastischen Faserverbund-Profilen zu ermöglichen, deren Funktionalität zu erweitern und so einen individuellen Kundennutzen zu generieren. Die herone-Technologie ist damit prädestiniert zur Erfüllung der Anforderungen an eine Serienproduktion von Faserverbund-Bauteilen für zukünftige Flugzeuggenerationen mit hohen Stückzahlen.
4. Die Anwendungsgebiete sind breit gefächert, von Luft- und Raumfahrt bis Medizintechnik gibt es viele Möglichkeiten. Setzen Sie zurzeit einen Schwerpunkt oder haben Sie konkrete Anfragen aus einem bestimmten Sektor?
Die Technologie ist aus einem Luftfahrt-Projekt entstanden und über Jahre mit Partnern aus der Luftfahrt weiterentwickelt worden. Mit der Kombination aussteigenden Stückzahlen und hohem geforderten Leichtbaugrad ist der Luftfahrt-Sektor ein sehr attraktiver Zielmarkt für uns und wird ganz klar fokussiert. Darüber hinaus bietet die Technologie branchenübergreifend interessante Materialeigenschaften wie etwa Biokompatibilität, Medienbeständigkeit oder Recyclingfähigkeit, die ein Vielzahl spannender zukünftiger Anwendungen ermöglichen. So sehen wir neben der Luft- und Raumfahrt, auch in der Medizin-, Sport und Freizeit-Branche, Oil & Gas sowie Automotive-Industrie weitere Absatzmärkte.
5. Was ist der Vorteil Ihrer Produkte? Worin unterscheiden sie sich von ähnlichen Technologien?
Die bisherige Produktion von Composite-Bauteilen ist zumeist mit einem hohen manuellen Arbeitsaufwand verbunden und eignet sich daher nur bedingt für Anwendungen mit hohen Stückzahlen. Unser technologischer Ansatz ermöglicht höchste, maßgeschneiderte Performance für Serienbauteile, kurz gesagt: - tailored for performance, made in series. Somit kombinieren wir für unsere Kunden Individualität mit hohen Produktionstaktzeiten.
6. Was sind Ihre Unternehmensziele für die nächsten zwei Jahre?
Mittelfristiges Unternehmensziel der herone GmbH ist die Entwicklung vom Entwicklungsdienstleister zum produzierenden Unternehmen für funktionalisierte Faserverbund-Profilstrukturen. In den nächsten drei Jahren wollen wir die herone-Technologie in einer ersten Pilotlinie skalieren und die Produktion für die erste Serienfertigung in Luftfahrtqualität beginnen.
7. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen bei einer Ausgründung? Was hätten Sie gerne schon vorher gewusst?
Die erste Frage ist aus meiner Sicht sehr individuell zu beantworten. Für uns ist es der Übergang von einem Entwicklungsdienstleister zu einem produzierenden und zertifizierten Unternehmen zu werden. Gerade die zum Aufbau der Pilotlinie erforderlicher Finanzierungen ist eine Herausforderung, wenn man seine Unabhängigkeit behalten will.
8. Welche Rolle spielen Patente in Ihrem Geschäftsmodell?
Patente spielen in unserem Geschäftsmodell natürlich eine erhebliche Rolle. Für uns weniger zum Schutz der Technologie sondern mehr zum Schutz der konkreten Bauweisen und Bauteile, an denen wir arbeiten. Allgemein betrachtet verschaffen Patente häufig einen Wettbewerbsvorteil.
9. Welche Vorteile bietet Ihnen der Wirtschaftsstandort Dresden mit der TU?
Der Grundstein unserer Ausgründung ist unsere langjährige Vorerfahrung aus einer Vielzahl von Forschungs- und Entwicklungsprojekten am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik. Das Institut bietet mit seiner herausragenden unikalen Infrastruktur ein ideales Umfeld um innovative Ideen zu generieren, zu testen und umzusetzen. Ohne die aktive Unterstützung aus der Universität heraus wäre der Weg, den wir aktuell gehen, so nicht möglich. Wir sind daher dankbar für die gute Zusammenarbeit und planen auch in Zukunft weiterhin eng mit der Universität zusammen zu arbeiten. Im Falle eines Gewinns beim futureSAX geht das Grillfest an der Elbe auf uns.
Informationen für Journalisten:
herone GmbH Dr. Christian Garthaus E-Mail: christian.garthaus@herone.de https://herone.de/