InnoVET-Kfz
Digitalisierung der beruflichen Bildung in Sachsen
Wie können junge Menschen und Erwachsene dazu befähigt werden, berufliche Probleme zu lösen?
Wie lassen sich berufliche Kompetenzen digital messen?
Wie kann dies in einer weitgehend digitalisierten Lernumgebung umgesetzt werden?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Professur für Berufspädagogik im Rahmen des ESF-Projekts: „InnoVET-Kfz“.
Das Ziel des Projekts besteht darin, in Zusammenarbeit mit den Akteuren der beruflichen Bildung in Dresden - dem beruflichen Schulzentrum "Gustav-Anton Zeuner", dem "Haus des Kfz-Gewerbe Dresden" sowie verschiedenen regionalen Ausbildungsbetriebe die Kfz-Ausbildung und -Prüfung weiterzuentwickeln. Eine entscheidende Maßnahme, um das Handwerk zeitgemäß und leistungsfähig zu halten, ist die schrittweise Digitalisierung. Dadurch können technologische Entwicklungen rasch in die Ausbildung integriert und ressourcen-effizient vermittelt werden.
Ein zentrales Ausbildungsziel ist die Kompetenz zur Störungsdiagnose, die ein tiefes Verständnis für die zunehmend vernetzten Fahrzeugsysteme erfordert. Derzeit zeigt sich, dass etwa 80% der Kfz-Auszubildenden am Ende ihrer Ausbildungszeit unterhalb des gewünschten Kompetenzniveaus verbleiben. Zudem bestehen erhebliche Unterschiede innerhalb dieser Gruppe. Einige Auszubildende können anspruchsvolle Störungen schnell finden, während viele andere selbst einfache Störungsursachen, wie eine defekte Sicherung des Abblendlichts, auch nach längerer Zeit nicht identifizieren können.
Um den Auszubildenden individuell angepasste und häufigere Lernmöglichkeiten zu bieten, plant das Projekt "InnoVET-Kfz" die lernort-übergreifende Einführung einer digital gestützten Lernumgebung. Die darin integrierte Kfz-Computersimulation ermöglicht das Diagnostizieren authentische Störungen. Der Fokus des Projektes liegt auf der sorgfältigen Abstimmung der Lerninhalte und der Komplexität der zu bearbeitenden Störungsfälle, wobei die angebotene angepasste Unterstützung zu einem individuellen Lernerlebnis führt. Wir erwarten, dass die Maßnahmen zu einer zeitlichen Entlastung aller an der Ausbildung Beteiligter führt und die Auswirkungen des aktuellen Personalmangels etwas mildert.
Am Ende der Ausbildung werden die Kompetenzen der Auszubildenden im Rahmen von Prüfungen gemessen. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Güte der Kompetenzerfassung durch die aktuellen Prüfungsformen. Studien zeigen, dass die Ergebnisse der praktischen Gesellenprüfung oft von den Ergebnissen wissenschaftlich geprüfter Fachtests abweichen. Eine mögliche Ursache könnte der geringe Standardisierungsgrad sein, da Auszubildende in derselben Prüfung häufig unterschiedliche Störungen diagnostizieren. Um diesem Problem zu begegnen, strebt das Projekt an, geeignete Prüfungsstationen durch die Kfz-Computersimulation zu unterstützen oder sogar ganz zu ersetzen. Damit können alle Auszubildenden dieselbe Störung diagnostizieren, und die Diagnosekompetenz kann valide erfasst werden. Dies soll den menschlichen Einfluss auf die Prüfungsergebnisse reduzieren und gleichzeitig den Personal- und Materialbedarf für die Prüfungsstation minimieren.
Bis zum Projektende am 31.12.2026 wird intensiv daran gearbeitet, die Ausbildungs- und Prüfungspraxis in der Region Dresden leistungsstark, modern und zukunftsfähig zu gestalten.