Lehrveranstaltung: Von Le Bons »Psychologie der Massen« zu Zimbardos »Luzifer-Effekt«
Veranstaltungen im Rahmen des »studium generale«.
Zeit: dienstags, 11.10 bis 12.40 Uhr (Beginn: 13. 10. 2009)
Ort: BEY/68
1895 charakterisierte Le Bon die Massen – für ihn Inbegriff des Bösen – durch Eigenschaften, »wie Triebhaftigkeit, Reizbarkeit, Unfähigkeit zum logischen Denken, Mangel an Urteil und kritischem Geist, Überschwang der Gefühle«, »einfache und übertriebene Gefühle«, Unduldsamkeit, »Herrschsucht und Tendenz zum unmittelbaren Handeln«. Mit dem Gefühl von Macht, welches die Masse dem Einzelnen suggeriert, und mit der Anonymität, die die Masse dem Einzelnen bietet, verschwinden Gewissen und Verantwortungsgefühl. Ein Jahrhundert später bezeichnet Albert Bandura dieses Phänomen als »moralische Abkopplung«, das nicht nur in großen Massen auftritt, sondern hervorgerufen durch situative Zwänge auch in kleinen sozialen Gruppen.In seiner 2008 in Deutschland erschienenen »Psychologie des Bösen« entdeckt Philip Zimbardo, Leiter des berühmten Stanford Prison Experiments, verblüffende Parallelen zwischen seinem 1971 durchgeführten Experiment und den Misshandlungen in Abu Ghraib. Deindividuation, Autoritätshörigkeit, moralische Abkopplung, Entmenschlichung, Selbstrechtfertigung und Rationalisierung sind nur einige Phänomene, die Zimbardo herausarbeitet, die stark an Le Bon erinnern, jetzt aber auf situative Zwänge und gruppendynamische Prozesse zurückgeführt werden. »Was bringt gute Menschen dazu, Böses zu tun?«, ist die Frage, die Zimbardo bewegt und der in diesem Seminar auf der Grundlage einer Vielzahl von Studien nachgegangen werden soll.
Zeit: dienstags, 11.10 bis 12.40 Uhr (Beginn: 13. 10. 2009)
Ort: BEY/68
1895 charakterisierte Le Bon die Massen – für ihn Inbegriff des Bösen – durch Eigenschaften, »wie Triebhaftigkeit, Reizbarkeit, Unfähigkeit zum logischen Denken, Mangel an Urteil und kritischem Geist, Überschwang der Gefühle«, »einfache und übertriebene Gefühle«, Unduldsamkeit, »Herrschsucht und Tendenz zum unmittelbaren Handeln«. Mit dem Gefühl von Macht, welches die Masse dem Einzelnen suggeriert, und mit der Anonymität, die die Masse dem Einzelnen bietet, verschwinden Gewissen und Verantwortungsgefühl. Ein Jahrhundert später bezeichnet Albert Bandura dieses Phänomen als »moralische Abkopplung«, das nicht nur in großen Massen auftritt, sondern hervorgerufen durch situative Zwänge auch in kleinen sozialen Gruppen.In seiner 2008 in Deutschland erschienenen »Psychologie des Bösen« entdeckt Philip Zimbardo, Leiter des berühmten Stanford Prison Experiments, verblüffende Parallelen zwischen seinem 1971 durchgeführten Experiment und den Misshandlungen in Abu Ghraib. Deindividuation, Autoritätshörigkeit, moralische Abkopplung, Entmenschlichung, Selbstrechtfertigung und Rationalisierung sind nur einige Phänomene, die Zimbardo herausarbeitet, die stark an Le Bon erinnern, jetzt aber auf situative Zwänge und gruppendynamische Prozesse zurückgeführt werden. »Was bringt gute Menschen dazu, Böses zu tun?«, ist die Frage, die Zimbardo bewegt und der in diesem Seminar auf der Grundlage einer Vielzahl von Studien nachgegangen werden soll.
Schwerpunkte:
- Einführung. Von der Massen- zur Sozialpsychologie
- Zur Entstehung der Massenpsychologie – historische Hintergründe
- Gustave Le Bon: Psychologie der Massen
- Sigmund Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse
- Elias Canetti: Masse und Macht
- Das Konformitätsexperiment von Solomon Asch
- Die Milgram-Experimente – Autorität und Gehorsam
- Banduras Rocky-Experiment – Lernen am Modell
- Das Stanford-Prison-Experiment von Philip Zimbardo
- Der Luzifer-Effekt. Situativer Zwang versus Tatort Gehirn?