Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen im Kontext Schule
Das aktuelle Forschungsprojekt auf situierungzwischen.net „Künstlerisch-edukative Prozesse der Konvivialität: Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen im Kontext Schule“ ist zwischen Annika Niemann | Kulturagentin für kreative Schulen Berlin und Dr.in Silke Ballath | Vertretung der Professur Theorie künstlerischen Gestaltens im Sommersemester 2023 im Rahmen ihrer gemeinsamen Seminararbeit an der HBK Braunschweig entstanden. Gemeinsam mit Studierenden und in Zusammenarbeit mit weiteren Akteur*innen aus unterschiedlichen Bildungskontexten (Schule, Hochschule und Kunst) stellen wir uns Fragen rund um Reziprozität, Beziehungsweisen und Konvivialität im Kontext von (Hoch-)Schule. Wie sehen die spezifischen Rahmenbedingungen kollektiver künstlerischer und konvivialer Aushandlungsräume aus? Welche Wissensformen und Körperbilden sich in den Räumen ab? Wie werden sie verhandelbar? Und wer wird darin sichtbar? Donna Haraway spricht davon, sich verwandt zu machen (Haraway 2018) und relationales Denken in den Mittelpunkt zu stellen, um bestehende Wahrnehmungskonventionen zu stören und spekulative Fabulationen zu experimentieren. Die Philosophin und Künstlerin Bini Adamczak unterstreicht, dass es erst aus den Verknüpfungen unterschiedlicher Situierungen – ihren Beziehungsweisen – möglich wird, Handlungsmacht zu entwickeln (vgl. Adamczak 2017/2019: 255). Sie stellt heraus, dass ein Denken und Handeln inBeziehungsweisen dann politisch ist, wenn Gesellschaften als Zusammenschluss sozialer Relationen gedacht werden. Als Forschungstandem – bestehend aus Silke Ballath und der Kulturagentin Annika Niemann – interessieren uns kollektive Arbeitsweisen als Aushandlungsraum für die Verhandlung von Widersprüchen sowie multiperspektivische Lern- und Lehrkonstellationen.
Die Forschung wurde 2023–2024 von der Hochschule für Bildende Künste im Bereich Genderprojekte gefördert.
Wintersemester 2024/25
Manifest
Soll Schule als Bildungsort mit den bevorstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen, wie etwa Klimawandel, Diskriminierung, Extremismus oder Ungleichheit einen Umgang entwickeln, so scheint es notwendig auch in der Kunstpädagogik dafür Szenarien zu entwickeln.
Das Seminar “Manifest – Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen im Kontext Schule” wird entlang einer künstlerisch-edukativen Praxis Handlungsformen für mögliche Zukunftsszenarien imaginieren. Wie sieht beispielsweise eine zukünftige Schule aus? Was braucht es dafür? Und wie gestaltet sich eine kollaborative Zusammenarbeit zwischen Schüler*innen und Lehrpersonen? Gemeinsam mit den Studierenden Tabea Becher und Friderike Koal wird der Rahmen des Seminars konzipiert und umgesetzt. Ausgangspunkt ist ein Manifest-Workshop, den beide, im Sommersemester 2024, ausgehend von der Lektüre des Kapitels „Das Bündnis der Lernenden“ der katalanischen Philosophin Marina Garcés entwickelt und umgesetzt haben. Ziel des Seminars ist die Entwicklung möglicher Manifeste zu der Frage, wie sich die Teilnehmenden eine zukünftige Schule vorstellen. Isabell Baldermann | Wissenschaftliche Assistentin für Bildung & Vermittlung am Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona der SKD hat den Prozess kritisch begleitet.
Critical Friend: Isabell Baldermann (Wissenschaftliche Assistentin für Bildung & Vermittlung am Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona der SKD). Dozentinnen: Dr.in Silke Ballath (Vertr. Professorin für Theorie künstlerischen Gestaltens an der TU Dresden, Co-Initiatorin von situierungzwischen.net), Tabea Becher (Studentin und Forschende), Friderike Koal (Studentin und Forschende)
Sommersemester 2024
Wie wollen wir lernen?
Im Seminar „Wie wollen wir lernen? Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen im Kontext Schule“ untersuchen mittels künstlerischer Forschung erste Ideen für ein un_mögliches Klassenzimmer, das soziale Positionierungen mitdenkt und Vielstimmigkeit stärkt. Wie kann eine kollektive Praxis im Kontext Schule aussehen? Welche Möglichkeiten ergeben sich aus der Verflechtung unterschiedlicher Perspektiven und Lebensformen in diesem spezifischen gesellschaftlichen Raum? Marina Garcés denkt über ein „Bündnis der Lernenden“ nach, um eine Zukunft zu denken, die es noch nicht gibt (Garcés 2022). Und Josephine Apraku, Belinda Kazeem-Kaminski und Sunanda Mesquita befragen das Klassenzimmer als un_möglichen Raum (Untie to Tie, 2021): Obwohl der Lernort Schule kein Ort des visionären Lernens für sie ist, hebt sie hervor, dass darin stattfindende Interventionen dringend notwendig sind. Welcher Art?
Als Critical Friend hat Annika Niemann | Kulturagentin für kreative Schulen Berlin,Kunstvermittlerin u.a. im Kontext der ifa-Galerie Berlin (Institut für Auslandsbeziehungen) und Co-Herausgeberin der Publikation „Untie to Tie – Koloniale Fragmente im Kontext Schule“ (2021) in das Thema weiße Privilegien eingeführt. Entstanden sind unterschiedliche Skizzen, von denen einige im Wintersemester vertiefend erforscht und auf situierungzwischen.net publiziert werden.
Critical Friend: Annika Niemann (Kulturagentin für kreative Schulen Berlin, Kunstvermittlerin u.a. im Kontext der ifa-Galerie Berlin (Institut für Auslandsbeziehungen) Dozentin: Dr.in Silke Ballath (Vertr. Professorin für Theorie künstlerischen Gestaltens an der TU Dresden, Co-Initiatorin von situierungzwischen.net)
Einblicke in den Forschungsprozess
MANIFEST – Fachtag: Basale Kompetenzen und Kulturelle Bildung|08.10.2024 | Kulturagenten für kreative Schulen Berlin | Labyrinth Kindermuseum Berlin
Soll Schule als Bildungsort mit den bevorstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen, wie etwa Klimawandel, Diskriminierung, Extremismus oder Ungleichheit einen Umgang entwickeln, so erscheint es uns notwendig dafür Szenarien zu entwickeln. Drei Manifeste zur Zukunft des Lehrens und Lernens imaginieren Handlungsformen für mögliche Zukunftsszenarien: Wie sieht beispielsweise eine zukünftige Schule aus? Was braucht es dafür? Und wie gestaltet sich eine kollaborative Zusammenarbeit zwischen Schüler*innen und Lehrpersonen?
Als künstlerische und kunsthistorische Form bietet das Manifest einen Rahmen an, kollaborativ eine Vision von etwas zu entwickeln, das wir noch nicht kennen. Gemeinsam ist der Workshop entlang der Lektüre “Das Bündnis der Lerndenen” (Marina Garcés 2022) im Dialog zwischen Tabea Becher, Friderike Koal, Elise Leipart und Silke Ballath entstanden. In Kleingruppen sind auf dieser Grundlage drei Manifeste am „Fachtag Basale Kompetenzen und Kulturelle Bildung“ entstanden. Jedes Manifest beginnt mit einer Einleitung, stellt das Problem dar, eröffnet eine Vision und die Werte, formuliert Forderungen und Ziele, ruft zum Handeln auf und endet mit einer Schlussfolgerung. Wir haben uns gemeinsam gefragt: Wie stellen Sie sich eine Schule der Zukunft vor? Und welche Voraussetzungen erfordert beispielsweise ein kollaboratives Arbeiten? Mit welchen Herausforderungen ist es verbunden? Und welche Möglichkeiten eröffnet es für eine Schule der Zukunft?