Geteilte Himmel – Konrad Wolf und das Kino der DDR
Lehrkraft | Frank Schmidt M.A. |
Termin | Mo., 4. & 5. DS, ungerade Woche |
Ort | ABS/114/U |
Beginn | 23.10.2023 |
Einschreibung | OPAL |
Module |
AM |
Inhalt der Lehrveranstaltung
»Ist ohne Frühstück.« – »Wat soll denn dit. Deinetwegen bin ich extra nicht arbeiten gegangen.« – »Ist auch ohne Diskussion.« Jener kurze Dialog, mit dem die Protagonistin Sunny ihren One-Night-Stand vor die Tür setzt, ist in die Filmgeschichte eingegangen – und hat in Andreas Dresens „Sommer vorm Balkon“ (2005) eine späte Würdigung erfahren. „Solo Sunny“ war das letzte fertiggestellte Werk Konrad Wolfs und erschien 1980, zwei Jahre vor dessen Tod. Selbst die bundesdeutsche Presse feierte den Film für seinen „neuen realistischen Zugriff (...) auf die DDR-Wirklichkeit“; Hauptdarstellerin Renate Krößner wurde zum Role Model vieler Frauen und bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären geehrt.
Konrad Wolf war international anerkannter Regisseur, Zeitzeuge und Funktionär. Bei der DEFA erwarb er sich früh einen Ruf mit Filmen, in denen er die Lebensbedingungen in der DDR kritisch, poetisch und pointiert reflektierte. In „Der geteilte Himmel“, seiner 1964 entstandenen Umsetzung einer Erzählung Christa Wolfs, kommentiert ein junges Liebespaar seine Situation im Angesicht der deutschen Teilung mit den Worten: »Den Himmel wenigstens können sie uns nicht zerteilen.« – »Doch. Der Himmel teilt sich zuallererst.« Der Film wurde mehrfach verboten; heute wird er zu den wichtigsten Arbeiten des DDR-Kinos gezählt. Wolfs Feuchtwanger-Adaption „Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis“ (1971) wiederum kann, ebenso wie „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ (1974), als allegorische Auseinandersetzung mit dem eigenen Künstlerdasein gelesen werden. Darüber hinaus widmete sich Wolf auch dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: 1968 kam mit „Ich war neunzehn“ eine filmische Verarbeitung der eigenen Kriegserlebnisse in die Kinos; bereits acht Jahre zuvor hatte er in „Sterne“ als erster deutscher Regisseur die Schuld der Deutschen am Holocaust thematisiert.
Im Seminar sollen zentrale Werke Konrad Wolfs im Kontext ihrer Entstehungszeit diskutiert und dabei neben ästhetischen Aspekten auch politische Bezüge verhandelt werden. Die Gegenüberstellung mit Werken zeitgenössischer Regisseur:innen soll verdeutlichen, wie sich Wolf am internationalen Kino seiner Zeit orientierte und selbst zum Vorbild nachfolgender Generationen von Filmemacher:innen wurde. Das Seminar richtet sich grundsätzlich an alle, die sich für die Geschichte des deutschen Films nach 1945 interessieren. Die Sitzungen finden 14-tägig und doppelstündig statt. Die Bereitschaft zur Sichtung der behandelten Filme sowie zur Lektüre der vorbereitenden Texte wird vorausgesetzt. Die Vergabe der Referatsthemen erfolgt in der ersten Sitzung am 23.10.
Literatur zur Vorbereitung
- Antje Vollmer/Hans-Eckardt Wenzel: Konrad Wolf – Chronist im Jahrhundert der Extreme, Berlin 2019.
- Wolfgang Jacobsen/Rolf Aurich: Der Sonnensucher – Konrad Wolf, Berlin 2005.
- Torsten Musial/Kornelia Knospe (Red.): Konrad Wolf, Berlin 2005.
Kontakt
wissenschaftlicher Mitarbeiter
NameDr. Frank Schmidt
Studienfachberatung im MA-Studiengang Kunstgeschichte
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Institut für Kunst- und Musikwissenschaft
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