Stärkung von Studierenden des beruflichen Lehramts im Umgang mit Heterogenität und Vielfalt
Ansprechpartnerinnen an der Professur: Tina Hölzel, Lisa Lewien
Projektlaufzeit: 2016-2019
Einzelvorhaben: 4.2
Abschlussbericht
Ziele:
Durch die Integration der Themen Inklusion und Heterogenität in die erste Phase der Lehramtsausbildung (insbesondere im Lehramt für berufsbildende Schulen) sollen die Studierenden auf diese Herausforderung besser als bisher vorbereitet werden.
Hintergrund:
Ausgangspunkt des Vorhabens ist die Tatsache, dass in keiner anderen Schulart Lehrkräfte momentan stärker durch die Heterogenität ihrer Schüler:innen herausgefordert werden, als in den Beruflichen Schulen (vgl. Besand, 2014). Schüler:innen bringen in die beruflichen Schulen nicht nur extrem unterschiedliche schulische Vorerfahrungen ein, sie sind auch was Alter, Herkunft und weltanschauliche Orientierung angeht in herausfordernder Weise unterschiedlich. Im Bereich des beruflichen Übergangssystems (BVJ/BGJ) treffen Lehrkräfte beispielsweise gleichzeitig auf Schüler:innen mit ausgeprägten Misserfolgserfahrungen, schlechten oder fehlenden Bildungszertifikaten, rechtsextremen Orientierungen, sogenannten sonderpädagogischen Förderbedarfen und Migrationsgeschichten. Auf diese Heterogenität der Schüler:innenschaft reagieren die Lehrpersonen nicht selten überfordert und beklagen fehlende Vorbereitung.
Vorhaben:
Zunächst wurden mittels bundesweit geführter teilstrukturierter Expert:inneninterviews (Lehrer:innen) die Bedarfe und Herausforderungen der Lehrkräfte in beruflichen Schulen im Umgang mit Heterogenität konkret erhoben. Fokusbereiche waren dabei neben den verschiedenen Heterogenitätsbeschreibungen und Professionsverständnissen insbesondere die Handlungsstrategien auf Gestaltungs- und Strukturebene der Akteur:innen. Aufgrund der inzwischen erarbeiteten breiten Datenbasis von mehr als 40 bundesweiten qualitativen Exper:inneninterviews können Schlussfolgerungen für eine „inklusive Lehrer:innenbildung“ aufgezeigt werden, erste Seminarkonzepte erarbeitet und erprobt werden sowie geeignete Fallvignetten (re-)konstruiert werden. Neben der Auswertung in Einzelarbeit erfolgen auch regelmäßige Abgleiche der Datenauswertung, so dass die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf verschiedensten Tagungen, wie bspw. der Sektionstagung BWP der DGFE oder den Hochschultagen Berufliche Bildung bereits vorgestellt und mit Fachpublikum diskutiert werden konnten.
Ferner sind als schon erreichte Meilensteine die Modifizierung (Berufliche Fachrichtung Bautechnik) und Pilotierung (Didaktik Politische Bildung) von Lehrveranstaltungen zum Handlungsfeld „Heterogenität und Inklusion in Studium und Schule“ zu benennen. In zwei Seminaren konnten 30 Studierende des Lehramts berufsbildender Schulen quer zu verschiedensten Fachrichtungen bereits erfolgreich (Evalutation durch die TU Dresden) zum Umgang mit Heterogenität und Vielfalt bestärkt werden.
Auch auf struktureller Ebene konnten verschiedene (über)regionale Akteur:innen im Bereich der Lehrer:innenbildung identifiziert werden und gemeinsam strategische Konzepte für eine angemessene Professionalisierung im Handlungsfeld „Umgang mit Heterogenität und Inklusion“ entwickelt werden. Dabei war der im Rahmen von TUD-SYLBER etablierte Arbeitskreis „Heterogenität und Inklusion in Studium und Schule“ Katalysator für das entstehende Netzwerk und für die Projektbeteiligten ein passfähiges Expertenforum.
Ausblick TUD-SYLBER2:
Mit den entwickelten Lehrformaten steht für das Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen ein hochschuldidaktisches Repertoire zu Verfügung, das nun für weitere Fächer und Fachrichtungen adaptiert und zusammen mit anderen Lehrangeboten zu Inklusion und Heterogenität in ein phasenübergreifendes Ausbildungskonzept für die erste und zweite Phase der Lehrer:innenbildung einfließen soll. Dazu hat das TUD-SYLBER2 Teilprojekt 5 ein digitales Selbstlernangebot konzipiert und entwickelt. Dieses ist fächer- und phasenübergreifend angelegt und somit in allen Ausbildungsphasen einsetzbar. Es nimmt Ausbilder:innen und insbesondere Hochschuldozierende als wichtige Zielgruppen in den Blick. Erfahren Sie mehr zum Fundus Inklusion.
Publikationen:
- Besand, Anja (2017) Individuelle Förderung - Es ist gar nicht so schwer. in: Wochenschau Sonderausgabe Juli/August 2017, S. 10-15
- Besand, Anja (2017): Von roten und von blauen Kreisen Oder: Wie kommen wir zu einer inklusiveren politischen Bildung in Transferstelle politische Bildung Jahresbericht 2016 S. 29-34 Text online unter: https://transfer-politische-bildung.de/fileadmin/user_upload/Material/Jahresbroschuere-2016-TpB-Zugaenge-web.pdf
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Besand, Anja/Hölzel, Tina (2018): Von einem wünschenswerten Dialog oder: Was die allgemeinbildenden Schulen von berufsbildenden im Umgang mit Heterogenität und Vielfalt lernen können, in: Langer Anke (Hrsg.) Inklusion S. 190-198 (gemeinsam mit Tina Hölzel)
- Besand, Anja/Hölzel Tina (2019): „Ich mag auch die, die kompliziert sind.“ – Von Zuständigkeit und Zuwendung, in: Sonderpädagogische Förderung heute Sonderheft: inklusive Didaktik der politischen Bildung (im Erscheinen) (gemeinsam mit Tina Hölzel)
- Niethammer, M. & Geisler, T. (2017): Professionalisierung von Studierenden des Lehramts an berufsbildenden Schule im Umgang mit Heterogenität. In: Becker, M.; Dittman,, Ch.; Gillen, J.; Hiestand, St. & Meyer, R. (Hg.): Einheit und Differenz in den gewerblich-technischen Wissenschaften. Berufspädagogik, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften. Münster. S. 476-492.
- Niethammer, M. & Geisler, T. (2017): Ohne vertieftes Verständnis der Aneignungsgegenstände keine individualisierte Berufsausbildung. In: Baabe-Meijer, S.; Kuhlmeier, W. & Mey-ser, J. (Hrsg.): Trends beruflicher Arbeit – Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Heterogenität. Ergebnisse der Fachtagung Bau, Holz, Farbe und Raumgestaltung 2017. Norderstedt
Leitung:
Prof. Dr. Anja Besand
Professur für Didaktik der politischen Bildung
Prof. Dr. Manuela Niethammer
Professur für Bautechnik, Holztechnik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung / Berufliche Didaktik
Mitarbeiter:innen:
Tina Hölzel
Tobias Geisler
Projektmitarbeiterin JoDDiD
NameTina Hölzel Ma.Ed.
John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie
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