24.10.2022
#58 Institutionen mit allen Sinnen
Klar, Exkursionen zu Institutionen wie dem Landtag oder Amtsgericht und generell Besuche von öffentlichen Einrichtungen gehören zur schulischen wie außerschulischen politischen Bildung dazu. Dabei lohnt es sich sicher, über eine frontal gestaltete Führung hinauszugehen, bei denen die Teilnehmer:innen eine eher passive Rolle einnehmen. Es gibt bereits zahlreiche Angebote, bei denen die Teilnehmenden von Lernangeboten an Institutionen in eine Erkundung der Institution eingebunden werden und die Menschen, die vor Ort arbeiten, aktiv mit einbeziehen können.
So gesehen ist unsere heutige Idee gar nicht besonders neu und nur eine kleine Ergänzung dazu, wie solche Erkundungen gestaltet werden können. Wie der Titel unserer heutigen Idee bereits verrät, handelt es sich um eine körperlich-sinnliche Erkundung der Institution in Ergänzung zu einer inhaltlichen Befragung. Wir haben einmal über den Tellerrand der politischen Bildung hinaus geschaut und herausgefunden, dass man sich (öffentlichen) Räumen auch über körperliche Zugänge nähern kann. Dies ist z.B. im ortsspezifischen Theater üblich und lässt sich in zahlreiche theaterpädagogische Zugänge übersetzen. Dabei geht es gar nicht um eine Theateraufführung auf einer Bühne. Vielmehr können Recherchemethoden des ortsspezifischen Theaters Bildungsangebote an Institutionen womöglich ergänzen.
Neben inhaltlichen Recherchen zu Institutionen wie einem Parlament oder einem Gericht können sie auch als Ort selbst ganz wortwörtliche erkundet werden. So sind für eine halbstündige Beobachtung z.B. folgende Erkundungsaufgaben spannend:
Schau dich um. Wie sieht der Ort aus, wie fühlt sich der Ort an, an dem du gerade bist? Schau dich um und finde einen Ort (eine Ecke, die Treppe, den Eingang - alles ist möglich), an dem du dich nun für eine halbe Stunde aufhalten wirst. Wie riecht es hier? Wie hört sich der Ort an, wenn du mal kurz die Augen schließt? Welche Atmosphäre herrscht hier deines Erachtens nach? Schreibe oder zeichne deine Ergebnisse auf. Dokumentiere deine "Fundorte" mit einem Foto. Wie viele und welche Menschen kommen hier eigentlich vorbei? Wie bewegen sie sich? Erkennst du typische Bewegungen immer wieder? Versuche, sie zu imitieren. Gibt es Regeln an diesem Ort, an die sich alle zu halten scheinen? Welche kannst du beobachten? Gelten die Regeln für alle gleich? Gibt es vielleicht sogar Bewegungen oder Abläufe, die fast wie einstudiert wirken? Wie wirkt das Gebäude von außen auf dich - wie von innen?
Die gesammelten Ergebnisse einer solchen Erkundung können wunderbar mit den Ergebnissen inhaltlicher Recherchen zum Ort zusammengeführt werden. Denn nicht selten haben die nämlich etwas miteinander zu tun.