Sommerkurs Dubrovnik 2019
Der diesjährige Sommerkurs „Politische Theorie“ setzte sich mit dem Verhältnis von Zivilgesellschaft und Migration in Europa auseinander. Im Zentrum der Vorträge und Diskussionen standen folgende Fragen: Wie positionieren sich zivilgesellschaftlichen Akteure in Europa zum Thema Migration? Was sind ihre Aktionsformen und was sind ihre Auswirkungen? Welche länderbezogenen Unterschiede sind dabei festzustellen? Das Suchen nach Antworten auf diese für die aktuelle politische Debatte wesentlichen Fragen stand im Zentrum des Seminars, das vom 9. bis zum 13. September 2019 in Dubrovnik stattfand.
Eine Einführung in die Thematik bot der Vortrag des Kursleiters Prof. Dr. Hans Vorländer (Dresden), der die komplexe Geschichte des Begriffs Zivilgesellschaft rekonstruierte und seine Relevanz für die aktuelle europäische Migrationsdebatte betonte. Danach fragte Prof. Dr. Edgar Grande (Berlin) nach den Herausforderungen der Zivilgesellschaft in Deutschland: Dabei präsentierte er eine Vielzahl empirischer Daten zur Entwicklung des zivilgesellschaftlichen Engagements.
Am zweiten Tag des Kurses analysierte der Frankfurter Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Günter Frankenberg den Begriff Heimat, dessen Zweckmäßigkeit er aus normativer Perspektive verneinte. Der daran anschließende Vortrag vom kroatischen Kursleiter Prof. Dr. Nenad Zakošek (Zagreb) brachte den ersten Blick nach Osteuropa: In Anknüpfung an politische Kulturforschung behandelte er in seinem Vortrag den Themenkomplex Zivilgesellschaft und Migration in Kroatien.
Der dritte Tag des Sommerkurses begann mit einem Vortrag der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Karin Henke (Frankfurt), welche sozial- und vor allem gesundheitspolitische Hürden für Migrantinnen und Migranten innerhalb der EU aufzeigte. Daraufhin diskutierte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Kristina Chmelar (Dresden) die Zivilgesellschaft Tschechiens und die weite Verbreitung immigrationsablehnender Einstellungen in weiten Teilen des politischen Spektrums. Dr. Manès Weisskircher (Dresden) diskutierte danach die Rolle von migrationsfeindlichen zivilgesellschaftlichen Akteuren in Europa wie CasaPound oder die Identitäre Bewegung. Im Anschluss trug die Studentin Josefine Went (Dresden) über die Veränderungen zivilgesellschaftlicher Strukturen nach PEGIDA in Deutschland vor.
Am Anfang des vierten Tages beschäftigten wir uns erneut mit unserem Gastgeberland: Die historische Perspektive des Dresdner Studenten Martin Goedecke erklärte uns die Geschichte der Republik Ragusa und ihr Umgang mit Fremden, während sein Kommilitone Jonas Glöckner in Anknüpfung an Prof. Dr. Nenad Zakošeks Vortrag die Zivilgesellschaft des heutigen Kroatiens besprach. Auch die weiteren Vorträge behandelten den Themenkomplex Migration im Kontext osteuropäischer Länder: Der Student Laurenz Leipner (Dresden) diskutierte die Rolle der Zivilgesellschaft in Polen. Die Studentin Mara Knauthe (Dresden) besprach die Faktoren, die in Ungarn zur Verabschiedung des „Stop-Soros“-Gesetzespaketes geführt haben.
Am letzten Tag schloss der Sommerkurs mit Vorträgen von vier Dresdner Studierenden. Jordan Franz Zaby und Laura Heimberg behandelten die Seenotrettung in Europa. Während Zaby die Seenotrettung aus moral-ethischer Perspektive diskutierte, besprach Heimberg die rechtliche Dimension. Leonard Heimel ging der Geschichte des Begriffs der Leitkultur auf die Spur. Dabei argumentiere er gegen die Verwendung des Begriffs in der politischen Debatte. Daraufhin besprach Henrik Schmidt, inwiefern Schuluniformen ein Beitrag zur gesellschaftlichen Integration – nicht nur, aber auch in Bezug auf Migrantinnen und Migranten – dienen können. In der nachfolgenden Abschlussdiskussion, geleitet von Caroline Konsek und Lina Schneider (Dresden) wurden die wesentlichen Erkenntnisse der vergangenen Woche gesammelt und offene Fragen diskutiert.
Der diesjährige Sommerkurs zeichnete sich durch gehaltvolle und aufeinander abgestimmte Vorträge aus. Hier gilt es den studentischen Vortragenden ein besonderes Lob auszusprechen. Viele Themen führten auch nach dem offiziellen Ende der gemeinsamen Zeit im Seminarraum zu Diskussionen. Der thematische Blick nach Osteuropa öffnete uns allen wichtige Perspektiven. Ein Höhepunkt jenseits des akademischen Programms war der gemeinsame Ausflug zur Insel Lopud. Ein besonderer Dank gilt der Philosophischen Fakultät sowie der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden für eine großzügige finanzielle Unterstützung der Studierenden.