18.04.2024
Nachhaltige Innovation: Holzfaserbasierte Ölbinder der TU Dresden im Test auf der Elbe
Zur wirksamen Bekämpfung von Ölverschmutzungen und -havarien im Meer und in stehenden Gewässern entwickelten Wissenschaftler:innen der TU Dresden (TUD) Ölbinder auf Holzfaserbasis. Nun wurden die kleinen Holzfaserplättchen aus dem Verbundprojekt „Biobind“ der Professur für Holztechnik und Faserwerkstofftechnik auch im Einsatz auf der Elbe getestet.
Die Ölbinderplättchen bestehen aus nachwachsenden, biologisch abbaubaren Holzfasern mit sehr hohen Reinigungsraten. Das Material nimmt Öl auf, ohne sich gleichzeitig mit Wasser vollzusaugen. Bisher werden von den Feuerwehren Skimmersysteme zur Absaugung des Öls von der Oberfläche oder pulverförmige Ölbinder vorgehalten. Diese sind entweder im flachen Uferbereich nicht einsetzbar oder können aus dem Gewässer nicht wieder entfernt werden. Außerdem sind die genannten Systeme bei höheren Fließgeschwindigkeiten ungeeignet. Die Erfindung stellt daher eine umweltfreundliche und schnell einsetzbare Alternative zu herkömmlichen Methoden dar.
Die Ölbinder wurden in Kooperation mit der Katz GmbH aus Weisenbach im Schwarzwald zu einem Industrieprodukt weiterentwickelt und mit dem Versuch auf der Elbe in Dresden erstmals auf einem großen Fließgewässer getestet. Bei einer Ölhavarieübung trainierte die Dresdner Feuerwehr gemeinsam mit den Wissenschaftler:innen der TUD das Ausbringen und Einholen der Holzfaserplättchen. Öl wurde bei der Übung nicht verwendet. Im Gegensatz zu bisherigen Versuchen auf Binnengewässern stellt die starke Strömung im Fließgewässer eine besondere Herausforderung dar. Aus diesem Grund arbeiteten die Einsatzkräfte der Feuerwehr mit einer flexiblen Ölsperre. Vom Boot wurden die Ölbinder in die Elbe abgeworfen. Durch die schräge Platzierung der Ölsperre wurden die Binder ans Ufer getrieben, wo sie anschließend aus dem Wasser entfernt wurden. Im Ernstfall und bei schlecht zu erreichenden Gebieten könnten die Holzfaserplättchen zusätzlich mit einer Schicht ölfressender Mikroben versehen werden, so dass sie sich bei Verlust natürlich zersetzen.
Nicht nur auf dem Wasser ist eine Anwendung der Innovation zukünftig denkbar: „Zurzeit sind wir dabei, die Holzfaserplättchen für weitere Anwendungsfelder an Land und auf Straßenflächen zu erschließen. In der Industrie könnten Absorbermatten auf Holzfaserbasis bei der Montage von Motoren und Getrieben Kunststoffmatten ersetzen. Derzeit testen wir das Material auf seine Fähigkeit, Motor- und Getriebeöl sowie Bremsflüssigkeit, Kühlmittel und Adblue aufzunehmen“ erklärt Erfinder und Projektentwickler Holger Unbehaun die weiteren Forschungsaktivitäten.
Obwohl es sich bereits um ein umweltfreundliches und geprüftes Material handelt, forschen die Wissenschaftler:innen auch am Einsatz faserhaltiger Nebenprodukte: „Wir untersuchen, inwieweit lokale landwirtschaftliche Reststoffe, wie Palmholz, Bagasse oder Reisstroh, sich für Ölbinder eignen, um diese Methode dann in besonders gefährdete aber waldarme Regionen zu transferieren“, ergänzt Unbehaun.
Kontakt:
Holger Unbehaun
Professur für Holztechnik und Faserwerkstofftechnik
+49 351 463-38109