Gesunde Kinder – Gesundes Europa/Große Wissenschaft für kleine Patienten - WiP
Ca. 80 % der Schulkinder in Deutschland weisen Anzeichen einer Haltungsschwäche auf. 125.000 Heranwachsende sind von der Wirbelsäulenverkrümmung Skoliose betroffen. Eine frühzeitige Diagnose und Intervention tragen dazu bei, Beschwerden, die meist erst im Erwachsenenalter auftreten, zu verhindern. Allen voran das Volksleiden Nr. 1 – Rückenschmerzen.
Bei der Frühdetektion anzusetzen, war das Ziel des Projekts Gesunde Kinder – Gesundes Europa. Große Wissenschaft für kleine Patienten – WiP. Es wurde ein Screeningverfahren entwickelt, das haltungsgesunde von haltungsauffälligen Kindern unterscheidet.
Das Projekt wurde von der Europäischen Union im Rahmen des INTERREG-Programms Polen-Sachsen 2014-2020 gefördert.
Laufzeit: März 2017 - Februar 2020
Projektpartner: Rehabilitationsklinik SPZOZ Zgorzelec, Polen
1200 Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren wurden innerhalb dieses und seines Vorgängerprojekts (2011-14) auf ihre Haltungsgesundheit untersucht.
Mit der Torsobarographie ist ein innovatives Messverfahren einer computergestützten Analyse der Körperhaltung entstanden. Die Probanden wurden gerätetechnisch und manuell untersucht. Zur Entwicklung des neuen Screeningverfahrens wurde eine Druckmessmatte verwendet, die einen Abdruck des Rückenprofils generiert. Algorithmen werten dieses Druckbild hinsichtlich Asymmetrien aus.
Als Ergebnis ist ein Datensatz der Körperhaltungsparameter bestehend aus gerätetechnischen und manuellen Untersuchungen sowie den Referenzdaten der Torsobarographie entstanden. Dieser wird seitdem vielfach verwendet – in Diplomarbeiten und Dissertationen, aber auch in den Projekten MBrace und KATi.
Das Konzept der Torsobarographie wird im Projekt TORBi – die intelligente Diagnosematte in Kooperation mit Industriepartnern zu einem Medizinprodukt weiterentwickelt. Im Ergebnis soll ein einfach zu bedienendes Gerät entstehen, das von geschulten Laien eingesetzt werden kann, z.B. von Sportlehrern an Schulen. Auf diese Weise könnten jährliche Reihenuntersuchungen organisiert werden.
Das übergeordnete Ziel des Projekts bestand jedoch darin, einen vereinheitlichten Zugang zur medizinischen Versorgung in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec anzustoßen, um die Ressourcen der Grenzregion effizienter zu nutzen. Der Patientenmobilitätsrichtlinie 2011/24/EU entsprechend, sollten am Beispiel der Untersuchungen der Körperhaltung, die polnischen und deutschen Kindern gleichermaßen offenstand, Synergien aufgezeigt werden. Unterschiedliche Rechtsvorschriften und Abrechnungsmodalitäten verhindern jedoch bislang die praktische Umsetzung. Ein Rechtswissenschaftler erarbeitete im Projekt Möglichkeiten zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften. Die Ergebnisse sind hier abrufbar.
Weitere Informationen: Projektbericht
Publikationen:
Koch, S.; Arnold, S.; Zeckay, R.; Sliwinski, G. et al.: Analysis of the distribution of pressure patterns in children with postural deformities. Biomed Tech 2012; 57 (Suppl. 1) © 2012 by Walter de Gruyter · Berlin · Boston. DOI: 10.1515/bmt-2012-4462
Zeckay, R.; Sliwinski, G. et al.: Identification of relevant clinical symptoms for the development of a machine-aided screening method of postural deformities. Biomed Tech 2013; 58 (Suppl. 1) © 2013 by Walter de Gruyter · Berlin · Boston. DOI 10.1515/bmt-2013-4389