KATi - Kindgerecht automatisieren, Therapie intensivieren – Robotergestützte Skoliosebehandlung nach der FED-Methode
Ein im Ausland erfolgreiches Gerät zur Skoliosetherapie auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und zugleich nutzerfreundlicher zu konzipieren, war das Ziel des Projekts KATi. Das Besondere: Die jungen Patienten sollten von Beginn an in den Designprozess einbezogen werden. Schließlich sind sie es, die Tag für Tag mit diesem Gerät umgehen.
Im allgemeinen werden Jugendliche in der Medizinprodukteentwicklung fast vollständig übergangen mit der Folge, dass sie mit Geräten umgehen müssen, die entweder für Kinder oder für Erwachsene konzipiert wurden. Aus diesem Grund wurde vom BMBF ein Förderprogramm aufgelegt, in dessen Rahmen das KATi-Projekt von 05/2019 bis 10/2021 finanziert wurde.
125.000 Heranwachsende sind in Deutschland von einer behandlungsbedürftigen Form der adoleszenten Skoliose betroffen. Die gerätegestützte FED-Therapie zeigt im Ausland gute Erfolge, ist aber in Deutschland so gut wie unbekannt. Die Weiterentwicklung des Geräts zu einem Therapieroboter war das Ziel des Konsortiums bestehend aus den Forschungseinrichtungen IBMT der TU Dresden und dem Institut für Physiotherapie (IfPT) der Universität Jena sowie den Industriepartnern DIERS International GmbH und EvoSense Research & Development GmbH.
Aufgabe des IBMT war, den Roboter um ein Haltungsmonitoring zu erweitern, das Patient und Therapeut Feedback gibt. In eine Spielumgebung eingebettet, trägt es zur aktiven Mitarbeit des Patienten bei. Ein kamerabasiertes Messsystem detektiert nun die Wirbelsäulenhaltung während der Therapie und bewertet sie mithilfe von Machine Learning in Echtzeit.
Die Sportwissenschaftler der Universität Jena entwickelten ein altersübergreifend wirksames Therapiekonzept rund um die robotergestützte Behandlung, das sich ökonomisch sinnvoll in den Praxisalltag implementieren lässt.
Ein besonderes Anliegen der jungen Patienten war die Vermeidung einer plötzlichen Ohnmacht (Synkope). Zu ihr kommt es häufig aufgrund der körperlichen und mentalen Belastung im Gerät. Im Projekt ist ein Aufklärungsvideo entstanden, das die Patienten ermächtigt, über die Erkennung von Frühzeichen Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Das Herzstück des Projekts bildeten jedoch Workshops mit jungen Skoliosepatienten. In drei dreitägigen Workshops arbeiteten Ingenieure und Designer mit den Patienten zusammen, um deren Wünsche und Bedürfnisse in realisierbare Konzepte zu überführen. Aus diesen Erfahrungen ist ein Handbuch https://www.tib.eu/de/suchen/id/TIBKAT:1853138096 entstanden als Anregung für alle, die künftig jugendlichen Patienten in ihre Medizinprodukteentwicklung einbeziehen wollen.
Weiterführende Informationen:
https://healthcare-in-europe.com/de/news/forschung-intelligente-therapie-geraete-fuer-skoliosebehandlung.html
Publikationen:
Nisser, J.; Smolenski, U.C.; Śliwiński, G.E. et al.: Skoliosespezifische Physiotherapie bei Patienten mit idiopathischer Adoleszentenskoliose (AIS) – ein narratives Review. Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(02): 88-102. © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York DOI: 10.1055/s-0043-124472
Schumann, P.; Heinke, A.; Jochim, T.; Lieberknecht, T.; Nisser, J.; Derlien, S.; Śliwiński, Z.; Malberg, H.; Śliwiński, G.: Artificial Intelligence To Evaluate The Short-term Progress Of Device Assisted Scoliosis Therapy On The Example Of FED Method. Delta University Scientific Journal. Article 4, Volume 3, Issue 2, September 2020, Page 33-45. DOI: 10.21608/dusj.2020.205877
Werner, M.; Rietze, J.; Ullrich, M.; Sliwinski, G. et al: Entwicklung eines modernen, kindgerechten FED-Therapiegerätes. Conference Paper. 5. Dresdner Medizintechnik Symposium 2014. Dresdner Medizintechnik Symposium 2014.