04.07.2016
20. Internationales Dresdner Leichtbausymposium: Herausforderungen des Digitalzeitalters meistern
„Systemleichtbau als Innovationstreiber für die Mobilität im Digitalzeitalter“ – unter dieser Überschrift fand vom 09. bis 10. Juni 2016 das 20. Internationale Dresdner Leichtbausymposium statt. Zur Jubiläumsveranstaltung kamen rund 400 Experten aus dem In- und Ausland im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zusammen. 30 hochkarätige Referenten aus dem Bereich der Materialwissenschaft und des Leichtbaus, der leichtbaurelevanten Industriezweige sowie der Politik beleuchteten unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung. Erstmals wurde die Volksrepublik China als Partnerland des Symposiums ausgewählt.
Das Internationale Dresdner Leichtbausymposium wird vom Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der Technischen Universität Dresden veranstaltet und steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr.-Ing. habil. Werner Hufenbach, ehemaliger Direktor und jetzige Seniorprofessor und Vorstandsmitglied des ILK. In seiner Eröffnungsrede rief Hufenbach die Universitäten auf, die Ausbildung von Ingenieuren frühzeitig an die anstehenden Veränderungen anzupassen. „Wir wissen nicht, wie viele Arbeitsplätze durch Digitalisierung und Automatisierung wegfallen werden und wie viele dazu kommen werden. Ingenieure müssen bereits jetzt durch Weiterbildungen und durch entsprechende Ausbildungen fit gemacht werden, um auf die Veränderungen der vierten Industrierevolution flexibel reagieren zu können.“
Partnerland China: Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung
Der Rektor der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Müller-Steinhagen, bezeichnete das ILK in seinem Grußwort als Leuchtturm in der hiesigen Forschungslandschaft. „Das ILK und seine Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spielen eine große Rolle bei der Ausgestaltung des DRESDEN-concept. Innerhalb dieses Zusammenschlusses von starken Partner aus Wissenschaft und Kultur, ist das Leichtbausymposium ein richtungsweisendes Forum, auf dem exzellente Forschung aus Dresden international sichtbar gemacht wird – nicht zuletzt durch die Wahl des Partnerlandes.“
China sei als Partner sehr wichtig für eine interdisziplinäre Wissenschaft, so Müller-Steinhagen. Als Beispiel für den intensiven Austausch nannte er die Zusammenarbeit mit der Tongji Universität Shanghai. Die TU Dresden unterzeichnete 2014 einen Vertrag mit der Tongji Universität Shanghai und dem dazugehörigen Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg (CDHK). Studierende des CDHK haben die Möglichkeit, einen Doppelabschluss Master/Diplom im Maschinenbau – sowohl an der Tongji Universität als auch an der TU Dresden – zu erwerben. Mit der Tongji Universität Shanghai pflegt das ILK seit vielen Jahren eine intensive Zusammenarbeit. Unter anderem hält Prof. Dr.-Ing. Niels Modler, ILK-Vorstandsmitglied, am CDHK eine Blockvorlesung „Strukturleichtbau in Multi-Material-Design – Leichtbaustrategien“.
In Vertretung des chinesischen Botschafters in Deutschland, Mingde Shi, lobte der Gesandte Li Xiaoshi in seinem Grußwort zum 20. Leichtbausymposium die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Deutschland und China im Bereich des Systemleichtbaus. „Die Zielstellung des 20. Internationalen Dresdner Leichtbausymposiums zeigt die große Bedeutung des Systemleichtbaus für technologische Innovationen und technische Entwicklungen. Gute deutsch-chinesische Beziehungen schaffen eine Win-Win-Situation.“ Als beispielhafte gute Zusammenarbeit nannte er die im April 2016 unterzeichnete Kooperationsvereinbarung zwischen der TU Dresden und dem chinesischen Elektroautomobilhersteller BAIC BJEV. Inhalt der Vereinbarung ist die Einrichtung eines chinesisch-deutschen Forschungs- und Entwicklungszentrums für Leichtbauweise.
Dr. Fritz Jaeckel, sächsischer Staatsminister und Chef der Staatskanzlei, stellte die aktuellen Herausforderungen in den Mittelpunkt seines Grußwortes. „Die Gesellschaft stellt hohe Anforderungen an die Mobilität und die Digitalisierung. Der Leichtbau und konkret der Systemleichtbau gelten als Innovationstreiber für die Mobilität, die wiederrum für das Funktionieren einer Gesellschaft unabdingbar ist. Der Freistaat Sachsen profitiert von seinen ausgeprägten Kompetenzen in den Bereichen Leichtbau, Verbundwerkstoffe, ressourceneffiziente Produktion, Fahrzeugbau und Energietechnik. Unsere Wissenschaftler, Forscher und Ingenieure stellen sich gemeinsamen mit der Wirtschaft erfolgreich diesen Herausforderungen.“
Maßgeschneiderte Kohlenstofffasern im Research Center Carbon Fibers Saxony
Einer der Höhepunkte des Leichtbausymposiums war die Eröffnung des Laboratoriums des Research Centers Carbon Fibers Saxony (RCCF) für die Herstellung maßgeschneiderter Kohlenstofffasern. Mit der Aufnahme der Arbeiten an einer von der SGL Group gestifteten Kohlenstofffaseranlage beginnen die Wissenschaftler im RCCF mit der Erforschung von Parametern für die Herstellung von Kohlenstofffasern mit einstellbaren mechanischen Eigenschaften. Ziel ist es, ein tiefgreifendes Verständnis der Parameter-Eigenschaftsbeziehung zu gewinnen.
Im RCCF vernetzen sich zwei der größten und leistungsstärksten Forschungsinstitute der TU Dresden, das Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) und das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK). Die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange lobte in ihrem Grußwort das selbstständige Engagement der sächsischen Forscher. „Mit der Gründung des Research Centers Carbon Fibers Saxony stärken die beteiligten Partner den Materialwissenschafts- und Leichtbaustandort Dresden um eine weitere Komponente. Solche intensiven Kooperationen zeigen die eigentliche Stärke des Forschungsstandortes zur Selbstorganisation.“
Dr. Tilo Hauke, Leiter der Konzernforschung bei SGL Group übergab die Kohlenstofffaseranlage an das RCCF: „Die ständige Weiterentwicklung der Kohlenstofffasern für immer neue Anforderungen benötigt ein umfassendes Expertenwissen und stetige Forschung. Mit dem Research Center Carbon Fibers Saxony entsteht am Forschungsstandort Dresden ein bedeutendes Zentrum, das die dafür notwendigen wissenschaftlichen Kompetenzen im Bereich Leichtbau und Materialwissenschaften besitzt. Mit der Stiftung einer Oxidations- und Carbonisierungsanlage unterstützen wir das RCCF bei der Erforschung von neuartigen Kohlenstofffasern.“
Das Internationale Dresdner Leichtbausymposium dient seit der ersten Veranstaltung im Jahr 1997 als Kommunikationsbrücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. „Mit der Entwicklung des Leichtbausymposiums, hin zu einem international bekannten und anerkannten Branchentreff können wir sehr zufrieden sein. Hier am Standort Dresden haben wir die Herausforderungen und Chancen des digitalisierten Leichtbaus frühzeitig erkannt und die entsprechenden Kompetenzen erworben, so dann wir mit großer Zuversicht in die Zukunft blicken können“, so Hufenbach über das 20. Leichtbausymposium.
Das 21. Internationale Dresdner Leichtbausymposium findet vom 22. bis 23. Juni 2017 im Deutschen-Hygiene-Museum Dresden statt. Informationen und Anmeldung unter www.leichtbausymposium.de
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