Apr 19, 2016
Nach 300 Millionen Jahren reanimiert
Wissenschaftler des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der Technischen Universität Dresden untersuchten das 300 Millionen Jahre alte Skelett einer Urechse in einem der größten Röntgen-Computertomographen Deutschlands. Die Untersuchungen erfolgten im Rahmen der Forschungsarbeiten des Evolutionsbiologen Prof. Dr. John Nyakatura von der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Ergebnisse können ab 16. April 2016 in der Ausstellung "Orobates. Nach 300 Millionen Jahren reanimiert" im Phyletischen Museum in Jena betrachtet werden.
Das Skelett der Urechse Orobates pabsti, das im Jahr 1998 im Tambach-Dietharz (Landkreis Gotha) gefunden wurde, wurde von Wissenschaftlern des ILK in einem Computertomograpen untersucht. Die aufwendige und komplexe Computertomografie des Fossils brachte Aufschlüsse über die Bewegungsabläufe der Urechse zu ihren Lebzeiten. Diese Ursaurierart, so vermutet der Evolutionsbiologe Prof. Nyakatura vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin, gehört zu den frühesten Wirbeltieren, die vollständig an das Leben an Land angepasst waren. "Wir erforschen in einem einzigartigen Projekt, welche Konsequenzen die Abnabelung vom Wasser für das Bewegungssystem der Tiere gehabt hat."
Urechse trifft Hochtechnologie
Da das fragile Fossil in einer Gesteinsplatte vorliegt und nicht vollständig freigelegt werden konnte, mussten die computertomografischen Untersuchungen am ILK durchgeführt werden. Der am ILK vorhandene Computertomograph macht die schonende, zerstörungsfreie Materialprüfung von Proben mit über 1 Meter Durchmesser und einer Masse von bis zu 200 kg möglich. Normalerweise durchleuten die ILK-Wissenschaftler in diesem Gerät Bauteile aus der Automobil- oder Luftfahrindustrie und prüfen diese auf eventuelle Defekte.
Mit über 1000 Röntgenprojektionsaufnahmen gelang es, ein 3D-Modell des Skelettes am Computer herzustellen. "Wir erstellten eine dreidimensionale Rekonstruktion des Skelettes. Die Herausforderung bestand vor allem darin, das umgebende Gestein von den Knochen zu unterscheiden, die wegen der gleichen Dichte von Gestein und Knochen nur einen geringen Kontrast im Röntgenbild aufweisen", erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Ullrich, wissenschaftlicher Leiter der CT-Untersuchungen am ILK.
"Das CT-Gerät am ILK ist das einzige in ganz Deutschland, in dem diese Aufnahmen, aufgrund der Größe und des Gewichtes des fossilen Fundes möglich sind", erklärt Prof. Nyakatura. Aus den CT-Daten und aus zusätzlich rekonstruierten Bewegungsabläufen entstanden am Ende des Projektes animierte bewegte Studien der Urechse.
Ausstellung in Jena "Orobates. Nach 300 Millionen Jahren reanimiert"
Die Ergebnisse sind seit Freitag (15.04.2016) in der Ausstellung "Orobates. Nach 300 Millionen Jahren reanimiert" im Phyletischen Museum in Jena zu sehen. Thema der Ausstellung ist die Erforschung der Bewegung der Urechse Orobates pabsti, die vor 300 Millionen Jahren gelebt hat. "Orobates" rückt die Arbeitsprozesse und Methoden des Forschungsteams in den Mittelpunkt. Die Ausstellung wurde von Studierenden der Humboldt-Universität zu Berlin und der Bauhaus-Universität Weimar kuratiert und gestaltet. Ende Oktober 2016 wandert sie nach Berlin ins Tieranatomische Theater.
Die Ausstellung präsentiert originale Fundstücke, Modelle, Röntgenvideos, Animationen
und einen lebensgroßen Roboter. Ein interaktives Archiv zur Forschungsgeschichte bietet Hintergründe zum Umgang mit Vorstellungen und Vorbildern in der Wissenschaft.
"Orobates. Nach 300 Millionen Jahren reanimiert"
Ausstellungsort: Phyletisches Museum, Vor dem Neutor 1, 07743 Jena
Ausstellungszeitraum: 16. April 2016 – 21. August 2016
Weitere Information unter: www.phyletisches-museum.uni-jena.de
Pressekontakt: Maike Orlikowski | +49 176 64758699 |
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