Geschlechtergerechtigkeit
Nach statistischen Erhebungen stellen Frauen seit 1998 kontinuierlich die Mehrzahl der Studienanfänger:innen, mittlerweile liegt der Frauenanteil im Studium der Humanmedizin bei fast 70%, in der Zahnmedizin ist er noch höher. Auch bei den Promotionen stellen Frauen seit Jahren mit etwa 2/3 die deutliche Mehrheit. Aber auf den folgenden Karrierestufen kommt ein drastischer Einbruch: Leitungsebenen und damit auch die strategischen Entscheidungspositionen sind überwiegend männlich besetzt. Dabei geht es bei der Frage nach Gleichstellung und Teilhabe von Frauen in Führungs- und Leitungspositionen in Wissenschaft und Forschung um nicht weniger als um die Einlösung eines Grundrechts. Auch die Richtung, in die sich die Medizin weiter entwickeln wird und damit auch deren gesamtgesellschaftliche Relevanz wird durch die (fehlende) Diversität in den Leitungsebenen geprägt. Deshalb erfassen wir Gleichstellungsbeauftragten den Ist-Zustand an der Fakultät und beraten die Leitungsebenen zur Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Ist-Zustand an der Medizinischen Fakultät Dresden
An der Medizinischen Fakultät der TU Dresden stellen Frauen mehr als die Hälfte des wissenschaftlichen Personals. Dabei ist der Frauenanteil umso höher, je prekärer das Arbeitsverhältnis ist: Im Jahr 2021 war der Frauenanteil bei den vollzeitig unbefristet Beschäftigten bei 55,3%, bei den befristet Beschäftigten mit 56,5% in Vollzeit bzw. 65,3% in Teilzeit deutlich höher und bei den Wissenschaftlichen Hilfskräften mit 80,0% am höchsten. Insgesamt ist der Frauenanteil in prekären Beschäftigungsverhältnissen seit Jahren auf einem stabilen Niveau und deutlich höher als der Männeranteil.
Bei den Promotionen liegt der Frauenanteil bei allen Doktorgraden über 50%, dieser Wert wurde bei den Habilitationen erstmals auch im Jahr 2020 erreicht. Damit verlagert sich der deutliche Karriereknick für Frauen vom Zeitpunkt zwischen der Promotion und Habilitation weiter nach hinten in Richtung Professur. Obwohl mehr Frauen promovieren und zunehmend auch habilitieren, ist der Frauenanteil bei den Professuren mit 20,3% der W2/C3- bzw. 12,3% der W3/C4-Stellen sehr niedrig. Eine leichte positive Entwicklung ist nur bei den W2-Professuren erkennbar, während der Frauenanteil bei den W3-Professuren stagniert.
Wir Gleichstellungsbeauftragten sind an Berufungsverfahren beteiligt und achten dort auf eine chancengleiche und ergebnisoffene Arbeitsweise der Berufungskommissionen. Dies dokumentieren wir in unseren unabhängigen Stellungnahmen zu den Verfahren. Laut Gleichstellungskonzept der TU Dresden sind wir auch bei Entfristungen und Einstellungen auf unbefristete Stellen zu beteiligen. Mit der kontinuierlichen Zusammenstellung statistischer Daten zu Geschlechteranteilen beraten wir zudem die Fakultät und machen auf Problembereiche aufmerksam.
Weiterführende Informationen
Positionspapier "Standpunkte für eine geschlechtergerechte Hochschulpolititk"
Hochschulen setzen gesellschaftliche Impulse und sind als öffentliche Einrichtungen an die Gesetzgebung gebunden. Aber die im Grundgesetz festgeschriebene Gleichstellung der Geschlechter ist auch an Hochschulen nicht vollständig umgesetzt. Geschlechtsbezogene Verzerrungseffekte und diskriminierende Mechanismen finden sich an Hochschulen genauso wie andernorts. Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) fördert als geschlechterpolitische Stimme im wissenschafts- und hochschulpolitischen Diskurs einen geschlechter- und gesellschaftspolitischen Kulturwandel: Positionspapier (PDF)
TIN*klusive Hochschule
Die TU Dresden bekennt sich als TIN*klusive Hochschule (TIN*: Trans-, Inter- und Non-binäre Geschlechtsidentität) zu allen geschlechtlichen Identitäten ihrer Hochschulmitglieder und erkennt den sogenannten dgti-Ergänzungsausweis an. Zudem bietet sie eine Peerberatung für queere Unimitglieder: Kontakt Fay Uhlmann unter .
Situation von Frauen in der Medizin, besonders in der Hämatologie und Onkologie
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie befasst sich in den Bänden 5 und 19 ihrer Gesundheitspolitischen Schriftenreihe mit der Situation von Frauen in der Medizin im Allgemeinen und in der Hämatologie und Onkologie im Besonderen: DGHO Schriftenreihe
Forderung nach mehr Frauen in Leitungspositionen in der Medizin
Der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) fordert „..., Gleichstellung auch in der Medizin in Angriff zu nehmen. Perspektivisch sollte sich ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis auch bei Führungspositionen wie Chefärzt:innen, Klinikleitungen, in den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung und der Wissenschaft wiederspiegeln.“ Der DÄB fordert daher ebenso wie die Initiative ProQuote Medizin eine verbindliche feste Quote im Gesundheitswesen, solange kein ausgewogenes Geschlechterverhältnis vorliegt.
Kontakt
Sprechen Sie mich gerne an bei Fragen zu Aspekten der Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit in Studium und Beruf, z. B. Berufungs- und Personalverfahren, erlebte oder beobachtete Diskriminierung, Projektideen und vieles mehr.
Fakultät Medizin
NameFrau PD Dr. Monika Valtink
Gleichstellungsbeauftragte
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