08.07.2019
Starke Leistung aus Leidenschaft
Nicole Rothe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Biopsychologie der TU Dresden. Seit über zwei Jahren erforscht sie im Rahmen ihrer Promotion die psychischen Folgen von Stress und Burnout. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit, hat Nicole Rothe vor allem eine große Leidenschaft: gute Lehre. Im Rahmen des Multiplikator*innenprogramms der TU Dresden setzt sie sich für engagierte und motivierte Lehre an unserer Universität ein und möchte damit bei den Studierenden die Begeisterung für Wissenschaft wecken.
Seit knapp einem Jahr geht Nicole Rothe sogar einen Schritt weiter. Als Betreuerin einer Besonderen Lernleistung (BeLL) hat sich die junge Wissenschaftlerin erstmalig auch auf dem Gebiet der Schülerförderung stark gemacht und zeigt sich von der Erfahrung überaus beeindruckt.
Emilia ist Schülerin des Sächsischen Landesgymnasiums Sankt Afra zu Meißen. Im Rahmen ihrer Besonderen Lernleistung beschäftigt sie sich mit Stress an Schulen und hat dazu mit Frau Rothes Unterstützung eine eigene Studie auf die Beine gestellt.
Wir trafen Nicole Rothe und Emilia zum gemeinsamen Gespräch an der TU Dresden, wo Emilia gerade im Labor die Haarproben aus ihrer Studie untersucht.
Emilia, bei der Auswahl eines Themas für deine BeLL, wie bist du auf die Professur für Biopsychologie der TU Dresden aufmerksam geworden?
Emilia: Ich wollte unbedingt etwas mit Biologie machen, denn wir haben einen sehr engagierten Biologie-Lehrer an unserer Schule, der mich mit seiner Leidenschaft für das Fach begeistert hat. Außerdem hat mich aber auch Psychologie, insbesondere Suchtforschung, interessiert. Die Professur für Biopsychologie erschien mir dann als perfekte Kombination und ich habe hier auf meine Anfrage sofort die Zusage erhalten.
Frau Rothe, aus welchen Gründen haben Sie sich für die Betreuung der BeLL entschieden?
Nicole Rothe: Als die Anfrage innerhalb unserer Professur kam, fand ich es eine spannende Herausforderung. Als Multiplikatorin an der TU Dresden, ist es mir wichtig, die Leidenschaft für unser Fachgebiet bei den Studierenden zu wecken. Warum also nicht schon bei Schülern anfangen?
Emilia, wie genau hat sich im Anschluss die Themenfindung für deine Arbeit gestaltet?
Emilia: Wir haben uns das erste Mal im Mai 2018 hier an der Uni getroffen und uns sehr lange über mögliche Themen unterhalten. Frau Rothe hat mir vorgeschlagen, dass ich die Daten aus Ihrer Pilotstudie auswerten könnte, aber das war mir zu wenig. Dann hatte ich die Idee, eine eigene Studie zu entwerfen und von da an, haben wir von der Erstellung eines Fragebogens, über die Erhebung -der Haarprobenentnahme vor Ort - bis hin zur heutigen Laborarbeit sehr eng zusammengearbeitet.
Kannst du uns kurz zusammenfassen, worum es in deiner Arbeit geht?
Emilia: Es handelt sich um eine Vergleichsstudie zwischen zwei Schulen hinsichtlich der Stressbelastung der Schüler, insbesondere im Hinblick auf die vergleichende Einstufung von Eltern und Mitschüler als Mediatoren.
Was genau ist damit gemeint?
Emilia: Ich möchte also in Erfahrung bringen, ob Eltern und Mitschüler eine entscheidende Rolle beim Abbau von schulischem Stress spielen.
Frau Rothe, Emilia scheint schon ziemlich tief in die Stressforschung eingetaucht. Wie hoch war der Unterstützungsbedarf Ihrerseits?
Nicole Rothe: Emilia ist eine sehr ambitionierte und leistungsorientierte Schülerin. Sie hat sich selbst umfangreich in das Thema eingelesen und die Theorie selbstständig erarbeitet. Gemeinsam haben wir dann einen Fragebogen erstellt und ich habe sie zusammen mit vier Praktikantinnen bei der Erhebung in den Schulen begleitet.
Wie viele Haarproben haben Sie dabei genommen?
Nicole Rothe: Weit über 100. Derzeit ist Emilia bei uns im Labor und lernt, wie man die Haarproben aufbereitet um die stressrelevanten Hormone herauslösen zu können.
Emilia, macht dir diese Arbeit Spaß und kannst du dir vorstellen, dich später beruflich in diese Richtung zu entwickeln?
Emilia: Vor allem die Laborarbeit war sehr spannend und hat großen Spaß gemacht. Allerdings habe ich im Rahmen der BeLL auch gemerkt, dass mein wahres Interesse eher im Bereich Design liegt. Oft habe ich länger und intensiver darüber nachgedacht, wie ich die Präsentation gestalte, als über den eigentlichen Inhalt. Den gesamten Prozess einer Studie zu durchlaufen, war dennoch eine einmalige und bereichernde Erfahrung.
Frau Rothe, das klingt nach einem prägenden Lernerlebnis. Welche Erfahrungswerte nehmen Sie als Emilias Betreuerin mit?
Nicole Rothe: Auch für mich war die Zusammenarbeit mit Emilia eine tolle Erfahrung. Ihre motivierte und selbstständige Art haben mich sehr beeindruckt. Der Zeitaufwand einer solchen Zusatzaufgabe ist allerdings wirklich nicht zu unterschätzen und ähnelt stark der Betreuung einer Bachelor- oder Masterarbeit. Dennoch würde ich es jedem weiterempfehlen. Das eigene Forschungsfeld in Schulen zu tragen, hat unglaublich Spaß gemacht und für eine willkommene Ablenkung des eigenen Arbeitsalltags gesorgt.
Haben Sie beide vielen Dank für Ihre Antworten und Emilia, dir wünsche ich alles Gute für die Abgabe deiner Arbeit im Dezember. Ich bin mir sicher, du wirst ein exzellentes Ergebnis erhalten.
Emilia: Die Bewertung ist mir gar nicht so wichtig, es geht hauptsächlich um den Lernprozess.
Die Fragen stellte Nicole Gierig.