Darstellung der Entwicklung der Maschinellen Rechentechnik / Elektronik (1953-1965)
Frühjahr 1948:
Konzipierung eines Magnettrommelspeichers durch N. J. Lehmann als Gegenentwurf zum "Rechenriesen" ENIAC und
bis 1949:
Entwurf eines autonomen Rechenwerks mit Elektronenröhren (1948 dezimal-, dann dual-seriell)
ab 1950:
Experimentelle Arbeiten gemeinsam mit dem VEB Funkwerk Dresden (1951 Versuchsrechner);
Ausbau des Entwurfs von 1949 an der TH zum Rechenautomaten D1 [N. J. Lehmann, Mitarbeiter K.-H. Bachmann und Diplomanden H. Rohleder (Variantenoptimierung) und H. Hörnig (Programmierung)]
Januar 1953:
Publikation des kompletten Rechenautomat D1 - Entwurfs [N. J. Lehmann]
Erstmalige Besonderheiten:
rudimentärer Kellerspeicher, parallelarbeitende Prozessoren für Arithmetik, Steuer- und Befehlsrechnung, Ein-, Ausgabe mit Zahlenumwandlung, Verarbeitung von Befehlsgruppen aus Steuerprozessor, formelgerechter Befehlsaufbau;
Technische Besonderheiten:
maximale Ausnutzung des Speichers für Steuer- und Rechenprozesse, elektromagnetisch verschiebbare (<30ms) Schreib- und Lesestellen im Speicher [Mechanik: N. J. Lehmann gemeinsam mit J. Münkner; Elektronik (übliche Potentialschaltung, Impulssynchronisation): Mitarbeiter des VEB Funkwerk Dresden];
Gesamtaufwand und -leistung:
~ 700 Röhren, 100 arithmetische Nutzoperationen pro sec., Speicher für 2.100 Worte zu 20 Dezimalen oder je 3 Befehlen, 3 Indexregister
1956:
Gründung des Instituts für Maschinelle Rechentechnik, Direktor Prof. Dr. N. J. Lehmann;
Fertigstellung des Rechenautomaten D1;
Beginn des Entwurfs und Aufbau des Rechenautomaten D2 in eigener Werkstatt
[N. J. Lehmann unter Mitarbeit von J. Metz (Logik), W. Trillsch (Elektronik), J. Münkner (Mechanik), dazu Diplomarbeiten];
Besonderheiten des Rechenautomaten D2:
ausgebaute Arbeitsprinzipien des D1 und zusätzlich Befehlsgebung auch relativ zum Befehlszählerstand, Gleitkomma, Schnellspeicher mit Wortgruppenübertragung und autonomer Steuerung, Speichertrommel mit 18.000 U/min., 1.400 Langlebens-dauerröhren
Leistung: 1.000 arithmetische Gleitomma-Nutzoperartionen pro Sekunde (mit Speicherzugriffen)
1958:
Einsatz des D2-Speichers in der Produktion des ersten in der DDR serienmäßig im VEB Carl Zeiss Jena gefertigten Rechenautomaten ZRA 1
1959:
Konzept für Kleinstrechner und Angebot an Industrie [N. J. Lehmann]
Grundprinzip: Nur Addition / Subtraktion und Verschiebung im Einwortregister verdrahtet, Einzelbefehl steuert Operandenfolgen aus dem und in den Speicher, Orientierung auf Polynomberechnung durch Ausnutzung der Eigenheiten serieller Speicher;
Fertigstellung und Inbetriebnahme des Rechenautomaten D2
1960:
Patentanmeldungen für o.g. Kleinstrechner;
Versuchsausführung des Rechenautomaten D3 auf Basis der D2-Elektronik [beginnend mit Diplomarbeiten der Mitarbeiter D. Monjau und D. Müller]
1961-1963:
Entwicklung und Aufbau des o.g. Kleinstrechners als "Rechenautomat auf dem Tisch". Diese Entwicklung war im internationalen Maßstab neuartig.
Der Rechenautomat D4a war mit Transistoren (~200) aus eigener Produktion ausgestattet: etwa 2.000 Elementaroperationen/sec., 150 Gleitkommaoperationen/sec., 40 lineare Gleichungen in 15 Minuten, Druck 25 Zeichen, Abtastung 50 Zeichen/sec.
[N. J. Lehmann, Mitarbeit: R. Peipmann (Elektronik), J. Münkner (Mechanik), J. Scholz (Speicher-Grundlagen)]
1964:
Übergabe des Rechenautomaten D4a zur Produktion an den VEB Büromaschinenwerke Zella-Mehlis, Serienherstellung dort als Cellatron 8201-8205-8205 Z in etwa 3.000 Stück
1964-1965:
Anschluss leistungsfähigerer Speicher sowie Ein- und Ausgabeeinrichtungen an den D4a
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Quelle: N. J. Lehmann, Begleittext zur Ausstellung "Entwicklung der Rechenautomaten an der TH/TU Dresden" im Willers-Bau der TU-Dresden, Text-Übernahme 2018
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