Oct 19, 2017
Schüler forscht für 2 Wochen am CERN
Vom 15. bis 27. Oktober 2017 erfüllt sich für fünf Jugendliche - darunter auch einen Schüler aus Radebeul - ein Traum: Sie reisen nach Genf und forschen an eigenen Projekten am CERN, dem Europäischen Forschungszentrum für Teilchenphysik. Eingebettet in internationale Arbeitsgruppen nehmen die Schülerinnen und Schüler an den Projektwochen teil, die Netzwerk Teilchenwelt für besonders motivierte und begabte Jugendliche organisiert.
Tim Hebenstreit ist Schüler am Gymnasium Luisenstift Radebeul und besuchte schon mit 14 die erste Veranstaltung zur Teilchenphysik an der TU Dresden (Schülerforschungstag International Masterclass). Das Thema hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen, im Institut für Kern- und Teilchenphysik der TU Dresden ist er bereits ein alter Bekannter. Er absolvierte hier ein Praktikum und fertigte eineFacharbeit an, in der er Daten vom ATLAS-Detektor untersuchte (ausgezeichnet mit einem Dr. Hans Riegel-Fachpreis). Tim Hebenstreit erklärte aber auch Besuchern der Langen Nacht der Wissenschaften in Dresden die Welt der kleinsten Teilchen und großen Beschleuniger. Am CERN wird er sich gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am ATLAS-Experiment mit der Suche nach hypothetischen schweren Teilchen befassen, sogenannten Z-prime-Bosonen, die von verschiedenen Theorien vorhergesagt werden.
Auch die anderen vier Teilnehmer aus Bonn, Erlangen, Mainz und München haben sich bereits einige Jahre in ihrer Freizeit mit Astroteilchenphysik und Teilchenphysik beschäftigt. Sie haben an Veranstaltungen von Netzwerk Teilchenwelt teilgenommen und sich darüber hinaus engagiert, indem sie beispielsweise an ihren Schulen Workshops organisierten, Vorträge über Teilchenphysik hielten, Schülerforschungsarbeiten anfertigten und so etliche Stunden ihrer Freizeit in die Welt der kleinsten Teilchen investierten. Ein Einsatz, der sich gelohnt hat! Die fünf Schülerinnen und Schüler haben sich für die Projektwochen qualifiziert und einen der begehrten Plätze erhalten.
Über den Sommer haben die Jugendlichen Kontakt mit einer Forschungseinrichtung in ihrer Region aufgenommen und Fragestellungen entworfen, die sie in ihren Projekten untersuchen werden. Nach dem CERN-Aufenthalt wollen sie, mit den Ergebnissen ihrer Forschung am CERN, die Arbeiten zuhause fertigstellen – auf diese Weise entstehen Beiträge für Jugend forscht oder eine „Besondere Lernleistung“. Die Erfahrung am CERN ist dabei ein zentraler Anreiz: Im Herzen der Teilchenphysik-Forschung in Europa nicht nur als Besucher dabei zu sein, sondern eigene Messungen auf der Suche nach Phänomenen wie Dunkler Materie oder seltenen Teilchen anstellen zu können und zwei Wochen auf dem Gelände zu leben, das fasziniert die jungen Menschen. „Die Zeit während der Projektwochen zählt zu den schönsten und interessantesten Erfahrungen meines Lebens“, erinnert sich Fabian Schneider, Physikstudent aus Heidelberg, der 2015 bei den Projektwochen am CERN war. „Selbst am renommiertesten Teilchenphysikinstitut der Welt zu forschen und sich abends mit ebenfalls hoch motivierten Jugendlichen auszutauschen war ein unvergleichbares Erlebnis!“
Unterstützt werden die Jugendlichen dabei durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Netzwerk Teilchenwelt und von CERN. Dass sich hierbei für alle Beteiligten eine win-win Situation ergibt, betont der Projektleiter und Gründer von Netzwerk Teilchenwelt, Prof. Dr. Michael Kobel von der Technischen Universität Dresden: „Es ist für uns eine große Bereicherung, diese junge Menschen in unsere Forschung zu integrieren. In einigen Fällen leisten sie wichtige Beiträge zu unseren Vorhaben und bringen frischen Wind in die Forschungsgruppen, indem sie uns immer wieder hinterfragen.“