Abstract Stadelmeier
Die vorliegende Arbeit verknüpft die Theorie der Interaktion psychischer Systeme von Kuhl (2000, 2001) mit dem Modell beruflicher Arbeitsleistung von Tett und Burnett (2003). Unter Anwendung reizorientierter arbeitspsychologischer Stressmodelle werden Hypothesen über einen durch das subjektive Bedrohungs- und Belastungspotenzial der Arbeitssituation moderierten Zusammenhang zwischen dem berufsbezogenen und nach Maßgabe der Item Response Theorie skalierbaren Persönlichkeitsmerkmal Handlungs- vs. Lageorientierung und beruflicher Arbeitsleistung aufgestellt. In drei Befragungen an N = 415, N = 331 sowie N = 49 Berufstätigen wurden querschnittliche Daten zur Hypothesenprüfung erhoben. Berufsbezogene Handlungs- vs. Lageorientierung zeigt sich als valides Subkonstrukt der allgemeinen, welches gemäß Graded Response Modell von Samejima (1969, 1997) mit 14 Items skalierbar ist. Prospektive berufsbezogene Handlungs- vs. Lageorientierung erklärt in multiplen hierarchischen Regressionsanalysen inkrementell zu Gewissenhaftigkeit, Extraversion und Neurotizismus Anteile kontextueller und aufgabenbezogener Arbeitsleistung. Hypothesenkonträr werden diese Zusammenhänge nur marginal vom subjektiven Belastungspotential der Arbeitssituation moderiert. Die Prädiktorfunktion prospektiver berufsbezogener Handlungs- vs. Lageorientierung für berufliche Arbeitsleistung bleibt auch unter pfadanalytischer Kontrolle eines vorhandenen Common Method Bias erhalten. Die dispositionelle Fähigkeit, durch berufliche Hindernisse gehemmten positiven Affekt vorbewusst gegenregulieren zu können, scheint demnach ein bedeutender Prädiktor beruflicher Arbeitsleistung, insbesondere bei Führungskräften zu sein. Für die berufliche Eignungsbeurteilung ist es damit von diagnostischem Mehrwert, Handlungs- vs. Lageorientierung kontextualisiert zu erheben. Der Einsatz probabilistisch testtheoretisch konstruierter Skalen steigert dabei die Untersuchungseffizienz.