Besonderer Schutz für vulnerable Spieler
Liberale Gesellschaftmodelle, die soziale Marktwirtschaft in Deutschland, der Verbraucherschutzgedanke generell und für Glücksspielen im Speziellen das international dominierende Reno-Modell (Responsible Gambling) gehen zunächst eine Gleichberechtigung und -verantwortung von Marktteilnehmern aus. Bei „asymmetrischer Information“ ist der Staat und der Marktanbieter (hier Glückspielbetreiber) verantwortlich einen gleichen Wissensstand durch Verbraucheraufklärung herzustellen. Unter der Voraussetzung ist dann der Käufer verantwortlich für sein Handeln. Dies ist auch die Grundlage des Responsible Gambling (z.B. Blaszczynski & Nower, 2002): Spielinformationen, Rückmeldung zum Spielverlauf und computergesteuerte bzw. persönliche Warnhinweise des Personals sind zentrale Komponenten eines solchen Verbraucherschutzes.
Für vulnerable Spieler/innen reichen „rationale“ Maßnahmen der Aufklärung nicht aus, sie müssen durch individuelle Früherkennung und Interventionen, von der Beratung, über Spieleinschränkungen, Spielpausen bis zur Sperre als Ultima Ratio zusätzlich geschützt werden. Nach der Katholischen Soziallehre, die sich mit den Prinzipien der Solidarität und Subsidiarität sehr gut für die Lösung dieser Anforderung an Markanbieter eignet, hat der Betreiber die Verantwortung für solche Hilfen, unter staatlicher Regulierungskontrolle bei der Umsetzung (Bühringer et al. 2017a, 2017b, 2018a, 2018b, 2018c, 2018d (im Druck), 2018e (im Druck), sowie Bühringer, 2018 (im Druck).
Im Zusammenhang mit den Schutzoptionen für vulnerable Spieler bis hin zu Spielverbot und Zugangssperre werden zahlreiche ethische Fragen der Freiheitseinschränkung Dritter sowie der Einschränkungen des Datenschutzes aufgeworfen, die eine öffentliche Diskussion erfordern (Bühringer, 2018, im Druck; Bühringer et al., 2018b, im Druck).
Publikationen
Bühringer, G. (2018, im Druck). Glücksspielregulierung: Ein Drahtseilakt zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Fürsorge (Editorial). SUCHT, 64(5-6), ZZ-ZZ.
Bühringer G., Czernecka, R., Kotter, R., & Kräplin, A. (2018d, im Druck). Zur Relevanz der Merkmale von Spielstätten für die Regulierung des Glücksspiels am Beispiel der Geldspielgeräte. In J. Krüper (Ed.), (pp. XX-XX). Tübingen: Mohr Siebeck.
Bühringer, G., Kotter, R., Czernecka, R., & Kräplin, A. (2018e). Beyond Reno II: Who cares for vulnerable gamblers? SUCHT, 64(5-6), 325-334. doi:10.1024/0939-5911/a000566
Vorträge
Bühringer, G., Czernecka, R., Kotter, R., & Kräplin, A. (2018a, 22.03.). Verbraucherschutz bei Glücksspielen: Verantwortung von Anbietern und Spielern sowie Regulierungsbehörden, Forschung und Hilfesystem. Paper presented at the 15. Symposium Glücksspiel, Hohenheim.
Bühringer G., Czernecka, R., Kotter, R., & Kräplin, A. (2018b, 28.06.). Individuelle Vulnerabilität für Störungen durch Glücksspielen und Konsequenzen für den Verbraucherschutz. Paper presented at the 4th International Multidisciplinary Symposium on Gambling Addiction, Fribourg, Switzerland.
Bühringer, G., Czernecka, R., Kotter, R., & Kräplin, A. (2018c, 12.09.). Beyond Reno II: Who cares for vulnerable gamblers? Paper presented at the 12th European Conference on Gambling Studies and Policy Issues, Malta.
Bühringer, G., Czernecka, R., Kotter, R., & Kräplin, A. (2017a, 17.10.). Individuelle Vulnerabilität für psychische Störungen und Konsequenzen für den Verbraucherschutz beim Glücksspielen. Paper presented at the Fachtagung Suchtprävention Glücksspiel in der Praxis, Frankfurt/Main.
Bühringer, G., Czernecka, R., Kotter, R., & Kräplin, A. (2017b, 20.10.). Verhaltenswissenschaftliche Überlegungen zur Regulierung des Automatenglücksspiels in unterschiedlichen Spielstätten. Paper presented at the Zweites Bochumer Gespräch zum Glücksspielrecht, Bochum.