23.02.2025
„Alumni sind ein wichtiger Teil unserer Identität“
Dagmar Möbius
Der TUD-Rektorin Prof.in Ursula M. Staudinger liegt die internationale Alumni-Arbeit besonders am Herzen. Warum die TU Dresden proaktiv auf Alumni zugeht, was sie sich davon erhofft und welche Rolle sie für die universitäre Identität spielen, sagt sie im Interview mit „Kontakt-online”.
Welche Rolle spielt die Alumni-Arbeit innerhalb der Exzellenzinitiative der TU Dresden?

TUD-Rektorin Prof.in Ursula M. Staudinger
Die Alumniarbeit ist ein ganz zentraler Teil unserer Exzellenzstrategie. Sie ermöglicht uns, die Visibilität der Universität international weiterzuentwickeln und zu erhöhen. Wir erleben unsere Alumni als Botschafter:innen unserer Universität in ihren Heimatländern oder in Ländern, in denen sie beruflich tätig sind. Das ist eine ganz, ganz wichtige Rolle. Deshalb haben wir in unserem Exzellenzbudget auch Mittel dafür vorgesehen. Eine koordinierende Stelle im Alumnibüro hilft uns, die internationalen Alumni speziell zu betreuen und das Instrument der Alumnibotschafter:innen weiter auszubauen und sie zu unterstützen. Zu den internationalen Alumniwochen laden wir sie regelmäßig ein, zu ihrer Alma Mater zurückzukommen. Aus den wertvollen Rückmeldungen unserer internationalen Alumni sehen wir, wie sie unsere Entwicklung wahrnehmen und wir können auch viel von ihnen lernen.
Sie engagieren sich als Rektorin persönlich sehr für die internationale Alumniarbeit. Was kann Deutschland bzw. speziell die TUD von der Alumnikultur anderer Länder lernen?
Ich glaube, die Alumnikultur ist in Deutschland etwas verloren gegangen. Früher gab es das. Der Begriff Alma Mater spricht ja davon. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir versäumt, dranzubleiben und dieses System für uns weiterzuentwickeln. In den USA spielt Alumnikultur eine ganz zentrale Rolle – das Finanzierungssystem der Universitäten in Amerika ist ein anderes als in Deutschland oder in Europa. Wegen der Bedeutung der nationalen und internationalen Vernetzung für unsere Universität haben wir die Alumniarbeit neu entdeckt und stärken sie nun. Neben den Fakultäten, die ja selbst auch Alumniarbeit betreiben, leisten wir als Gesamtuniversität proaktive Alumniarbeit. Wir wollen mit den Einrichtungen, den Organisationen in Wissenschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft, wo unsere Absolvent:innen untergekommen sind, in Kontakt bleiben. Überall können wir die TUD über unsere internationalen Alumni als Institution sichtbar machen.

Ein Schaltuch für die Rektorin als Geschenk von Zulkarnain Jalil aus Indonesien (m.) während einer Alumniwoche
Gibt es konkrete Erlebnisse, die Sie mit bestimmten Personen oder Einrichtungen hatten, die Sie nachhaltig beeindruckt haben?
Unbedingt. In meiner bisherigen Amtszeit gab es zwei Highlights. Ich habe neu etabliert, dass wir vor meinen internationalen Reisen für die Universität sondieren, wen es vor Ort gibt. Dann versuchen wir, entweder ein Alumni-Breakfast oder einen Alumni-Lunch zu organisieren. In der jüngsten Vergangenheit waren wir überwältigt vom Echo auf unsere gemeinsame Einladung mit dem International Office und dem Alumni-Office – sowohl an der Ostküste in Boston als auch an der Westküste in San Francisco, obwohl es teilweise sehr kurzfristige Termine waren. Allein aus dem Umfeld von San Francisco, Silicon Valley, kamen etwa 60 Personen zu der Veranstaltung, die wir mit einem Alumnipartner vor Ort im SAP-Büro durchgeführt haben.

Im Gespräch mit Alumni der San Francisco Bay
Es war spannend, und das Interesse unserer Alumni an der Entwicklung der TUD war wirklich überwältigend. Es ergaben sich ganz konkrete Anknüpfungspunkte, wie wir uns zum Beispiel weiter ins Silicon Valley hinein mit Venture Capital Fonds verbinden können und wie wir unsere Start-up-Leute dort pitchen können. Das wollen wir systematisch weiterentwickeln. Ich werde im Herbst mit dem sächsischen Ministerpräsidenten in Asien sein. In Taipeh, in Singapur und in Japan zur Welt-Expo wollen wir mithilfe unserer Alumni-Botschafter:innen wieder Events schaffen, um uns auch in Südostasien weiter vernetzen.
Was wünschen Sie sich von den TUD-Alumni?
Ich denke, es beginnt mit: „Erlebe Gutes und sprich darüber.“ Also bei jeder Gelegenheit daran zu denken, in Gesprächen, auf Partys oder auch im beruflichen Kontext einzubringen, wie viel man von der Ausbildung der TUD profitieren konnte und wie spannend man die weitere Entwicklung der Universität als einer der elf Exzellenzuniversitäten in Deutschland erlebt. Dass die Alumni Informationen geben und bei Anfragen aus dem Alumnibüro Brücken bauen für Personen, die im jeweiligen Land etwas umsetzen möchten. Dass sie Türen öffnen und helfen, das wäre wunderbar.
Es gibt zwar unsere Science Liaison Offices, aber eben nicht in allen Ländern, in denen TUD-Mitglieder aktiv werden wollen. Da sind die Botschafterinnen und Botschafter sehr, sehr hilfreich, uns zu unterstützen. Eine Botschafterin in Japan hat beispielsweise schon jetzt ihre Hilfe und Unterstützung angeboten, wenn wir in Osaka sein werden.

Die Rektorin (r.) im Gespräch im Gespräch mit internationalen Alumnibotschafter:innen
Was möchten Sie allen TUD-Alumni zum Abschluss sagen?
Ich möchte die wirklich sehr grundsätzliche Bedeutung der Alumniarbeit und der Alumni betonen. Die Alumni sind in ihrer Internationalität und Vielfältigkeit ein wichtiger Teil unserer Identität als Universität, und wir profitieren von deren Rückmeldungen zu unserer Entwicklung. Wir verarbeiten diese und machen sie zum Teil unseres Fortschritts. Alumni sind nicht nur Teil unserer Geschichte, sondern auch Teil unserer Zukunft. Es ist mir ganz wichtig mitzugeben, dass wir hier eine große Offenheit haben und davon profitieren möchten, was uns unsere Alumni mitgeben wollen. Diese einzigartige 200-jährige Geschichte unserer TUD werden wir im Jahr 2028 feiern, als eine Geschichte der kontinuierlichen Transformation. Das zeichnet uns wirklich von Anfang an aus – Wandel und Erneuerung und Transformation. Und aus dieser Transformation schöpfen wir unsere Stärke als Institution.
Ich danke für das Gespräch, Frau Prof.in Staudinger!
Kontakt:
TU Dresden
Dezernat 7, SG 7.3 Marketing und Beziehungsmanagement
Alumnibüro
Leiterin Susann Mayer