11.04.2023
Nachhaltigkeit in der Lehre ist nicht nur ein Umweltthema
Dagmar Möbius
In der Ausgabe 3/2021 des Absolventenmagazins stellten wir die Koordinatorin des „Green Office“ an der TU Dresden, Alexandra Seifert, vor. Ihr vorrangiges Ziel war damals, vorhandene Maßnahmen für Nachhaltigkeit sichtbar zu machen. Heute folgt ein Update-Interview zu Nachhaltigkeit in der Lehre.
Frau Seifert, anknüpfend an unser Gespräch vor anderthalb Jahren: Sind Sie immer noch Einzelkämpferin?
Alexandra Seifert (lacht): Was die Stelle im „Green Office“ betrifft, formell ja. Aber in den Maßnahmen, die es an der TUD schon gibt, wirken unzählige Engagierte mit.
Daran knüpfen wir noch an. Zunächst: Welchen Stellenwert nimmt Nachhaltigkeit in der Lehre ein?
Das Green Office möchte stärker für das Thema Nachhaltigkeit in der Lehre und das Konzept „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ sensibilisieren und Akteurinnen und Akteure unterstützen. Die Freiheit von Lehre und Forschung wird im Grundgesetz garantiert, das heißt, Lehrende gestalten ihre Lehre selbst und entscheiden, ob und wie Nachhaltigkeit und das Konzept der „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ in ihrer Lehre eine Rolle spielen. Das ist auch richtig so. Wir helfen Ihnen dabei, indem wir Menschen vernetzen, sie zusammenbringen, strukturelle Rahmenbedingungen schaffen, Anreize und Unterstützung bei der Umsetzung bieten. So haben wir beispielsweise als ersten Schritt ein Coaching-Angebot für Lehrende.
Wie kann man ein solches Coaching-Angebot wahrnehmen und für wen ist es sinnvoll?
Termine werden auf Anfrage vereinbart. Wir sensibilisieren vor allem für das Thema und begleiten Lehrende, die Interesse haben, Bildung für Nachhaltige Entwicklung in ihre Lehre einzubringen. Dabei unterscheidet sich das Bildungskonzept zur Bildung für nachhaltige Entwicklung von Umweltbildung oder der Integration von Umweltthemen in der Lehre. Es geht darum, bei Studierenden Gestaltungskompetenzen zu fördern, und es hat viel mit einer bestimmten Lehr-Lern-Kultur zu tun. Wie kann man Lehre partizipativer gestalten, wie Lernende zu Handelnden machen, welche die Gesellschaft gestalten?
Kaum jemand kann heute so weiterleben wie bisher. Es geht um Fragen der Gerechtigkeit gegenüber kommenden Generationen, aber auch gegenüber Menschen auf der ganzen Welt. Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung ist dabei gar nicht so neu, es stammt aus den 1980-er Jahren. Studierende sollen sich fragen, wie wirkt sich mein Handeln aus? Welche Visionen gilt es zu entwickeln? In Anbetracht der Herausforderungen ist zum Beispiel Frustrationstoleranz wichtig und die Fähigkeit, interdisziplinär arbeiten zu können. Studierende sollen zu Change Agents werden, die die gesellschaftliche Transformation voranbringen und optimistische Visionen entwickeln, wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen.
Das schaffen Sie vermutlich nicht allein …
Richtig. Es gibt bereits eine AG für das Konzept „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ für alle Hochschulangehörigen, Studierende und Verwaltungsmitarbeitende. Dafür suchen wir noch Menschen, die mitmachen wollen. Wir wollen u. a. ein größeres Weiterbildungsprogramm für Lehrende und Mitarbeitende aufbauen. Wichtig und hilfreich ist für uns auch, ins Gespräch zu kommen: Was fehlt? Was hindert bei der Umsetzung? Welche Wünsche gibt es? Außerdem möchten wir bestehende BNE-Angebote sichtbar machen und freuen uns über Rückmeldungen, welche Angebote es schon gibt. Bildung ist mein Herzensthema, es ist wichtig zu wissen, wer hier was in puncto Nachhaltigkeit macht. Ich habe das Gefühl, dass sich Studierende mehr Angebote wünschen, als es derzeit gibt. So denken wir über neue Formate nach.
Kommen wir noch einmal zu bereits vorhandenen Formaten. Bitte nennen Sie einige.
Gern. Da sind die für alle geöffnete Umweltringvorlesungen der TUUWI zu nennen, aber auch die von Studierenden für alle Interessierten, nicht nur der Hochschule, organisierte Grundvorlesung ökologische Nachhaltigkeit. Für Lehramt-Studierende wird von der Professur für didaktische Bildung und der Juniorprofessur für Ernährungs- und Haushaltwissenschaften sowie die Didaktik des Berufsfeldes der Campusacker im Botanischen Garten betrieben. Erwähnenswert sind auch die Service-Learning-Angebote wie „reflektiert engagiert“ und praxiSDG.
Kein Bildungsthema, aber auch ein sehr gut besuchtes Angebot ist das RepairCafé, das an jedem dritten Dienstag im Monat stattfindet. Weniger bekannt ist, dass dort nicht nur elektrische Geräte repariert werden, sondern auch Nähmaschinen im Einsatz sind. Ehrenamtliche sind immer willkommen. Dieses Angebot wird auch von Nichthochschulangehörigen angenommen, und es ist schön zu sehen, wie man ins Gespräch kommt.
Über eine Mailingliste zum Thema Nachhaltigkeit an der TU Dresden und in Dresden kann man sich selbst informieren und Wissen weiterleiten.
Ganz neu:
Die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) gelten als "Fahrplan" für die Zukunft. Auch an der TU Dresden und in der Stadt setzen sich unterschiedliche Menschen mit ihren Projekten und in ihrem Engagement ganz konkret für diese SDGs ein. Ab Mitte April werden wöchentlich Menschen vorgestellt, die die Patenenschaft für jeweils ein Ziel übernommen haben – von CIPSEM, über die Professur für Gebäudeenergietechnik, dem Diversity Management, ZLSB bis hin zum Amnesty International Dresden oder die Refugee Law Clinic und viele mehr. Hier kommen Menschen zu Wort, die sich für die SDGs engagieren und diese an der universität oder der Stadt mitgestalten. Die SDG-Kampagne wird sowohl auf dem Green-Office- , als auch dem TUD-Instagram-Kanal starten. Gleichzeitig werden nach und nach die Patinnen und Paten auf dieser Webseite dargestellt, bzw. Bildungsprojekte hier.
Kontakt:
TU Dresden
Dezernat Universitätskultur, Green Office
Alexandra Seifert
Tel.: +49 351 463-33037
E-Mail