Dec 19, 2021
Was stört? Disruptivität als Grundeigenschaft gesellschaftlicher Wirklichkeit
PI/Dagmar Möbius
„Disruption“ bedeutet (eigentlich) „zerstörend“. Im wissenschaftlichen Kontext wird ein Prozess beschrieben, der traditionelle Verfahren radikal in Frage gestellt. So auch bei der Frage: Wie steht es um die Beziehung zwischen humanitärer Hilfe und Mobilität? innerhalb des Projektes „Disruption and Societal Change“ der TU Dresden.
Sie heißen DiaDisK, DIPCY, DESIGNATE sowie Transformative Place-Making for Uncertain Futures, Disrupt!Research und Die Disruptivität der anderen. Die sechs inter- und transdisziplinären Forschungsprojekte der Exzellenzuniversitäts-Maßnahme „Disruption and Societal Change“ werden bis 2025 gefördert.
Alle wollen dazu beitragen, dass theoretische bzw. ethodologische Forschungsansätze zu Disruptivität als Grundeigenschaft gesellschaftlicher Wirklichkeit etabliert werden.
Im Projekt DiaDisK („Digitalisierung als Disruption von Wissenssystemen: Open(ing) Knowledge“) untersuchen Germanisten und Psychologen am Beispiel der Dresdner Universitätsschule, wie disruptiv sich die Digitalisierung auf Universität, Bibliothek und Schule auswirkt. Bei DESIGNATE („Disruption im Internet: Mehr Souveränität gegenüber Deceptive Technologies“) erforschen Juristen, Psychologen und IT-Sicherheitsexperten, den gezielten Einfluss sogenannter Dark Patterns (Muster von Nutzungsoberflächen im Internet) auf die Entscheidungsfindung der Nutzerinnen und Nutzer.
Im aus drei Teilstudien bestehenden Projekt DIPCY („Disruptionen vernetzter Privatheit“) arbeiten Kommunikationswissenschaftler, Soziologen und Informatiker gemeinsam. Für eine Feldstudie zum Umgang mit Sprachassistenten können sich noch Interessierte melden: E-Mail. Die Forscherinnen und Forscher interessieren sich vor allem dafür, wie Sprachassistenten im Alltag genutzt werden und wie sie die eigene Privatheit und die von Gästen beeinflussen. Dafür vereinbaren sie einen Hausbesuch. Vorbereitungen sind nicht nötig. Teilnehmer erhalten einen Warengutschein als Dankeschön.
Störungen, die die Gesellschaft irritieren und gesellschaftliche Veränderungen anregen, können auch aus anderen Bereichen kommen. Fachleute aus Architektur, Erziehungswissenschaften und Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften beschäftigen sich im Projekt Transformative Place-Making for Uncertain Futures: Integrative Perspektiven auf Narrative, Bildung und Gestaltung mit nachhaltigen und sozial gerechteren Zukunftsentwürfen, vor allem in Bezug auf die Herausforderungen der Umwelt- und Klimakrise. Disruption als Bestandteil der Wissenschaftskommunikation ist Forschungsgegenstand von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Literatur- und Kulturwissenschaft, Design und Sozial- und Wirtschaftswissenschaften im Projekt Disrupt!Research. Dynamische Zusammenarbeit unter den Bedingungen der Störung.
Wie Außenseiter die gesellschaftliche Transformation prägen und welche Innovationen sie anstoßen, untersucht ein Team aus Architektur, Philosophie und Psychologie gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung im Projekt Die Disruptivität der anderen.
Das Vorhaben Many Moving Parts: Continuity, Disruption and Change in Global Humanitarian Aid Relations (HumGlobal) wird sich zusätzlich mit historischen und gegenwärtigen Rollen von Akteurinnen und Akteuren und ihren Praktiken aus dem Nahen Osten bei der Gestaltung der globalen Entwicklungshilfe befassen. Die Forschung soll dazu dienen, die Beziehung zwischen humanitärer Hilfe und Mobilität zu verstehen, aber auch zeigen, wie Hilfe jenseits globaler Nord-Süd-Erklärungen funktionieren kann.
Kontakt:
TU Dresden
Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften
Disruption and Societal Change Center (TUDiSC)
Heike Greschke, Lars Koch, Susann Wagenknecht
E-Mail
Web, zu den TUDISC-Projekten