Der Alumniball-Mitinitiator
(porträtiert im Jahr 2011)
Dagmar Möbius
Aus einem Künstler-Elternhaus kommend, musste der gebürtige Berliner einige Umwege zum Studium und zum heutigen Beruf in Kauf nehmen.
Sein erster Gewerberaum befand sich innerhalb der TU Dresden (TUD), die erste Firmenmesse veranstaltete er im Studentenclub. Heute ist Andreas Mönch Vorstand der Saxonia Systems AG, dem Hauptsponsor des Alumniballs.
Seine frühe Leidenschaft galt den Geisteswissenschaften. Geschichte, Archäologie, Literatur und Philosophie. Geprägt von künstlerischen Eltern, die Mutter klassische Sängerin, der Vater Dramaturg.
„Kein besonders technikaffines Haus", scherzt Andreas Mönch. Als es nach der 8. Klasse um die Studienplatzbewerbung ging und pro Klasse nur zwei Abiturplätze zur Verfügung standen, musste der in Berlin-Pankow Geborene erkennen, dass er sich „gerade im entscheidenden Jahr hatte etwas hängen lassen". Die zwei Plätze wurden anderweitig vergeben. Ob gerecht oder nicht – Andreas Mönch entschied sich für die Möglichkeit einer dreijährigen Facharbeiterausbildung mit Abitur. 1977 bewarb er sich im Werk für Fernsehelektronik Berlin für die damalige Moderichtung Elektronik. Ohne große Vorbildung. „Ein Jahr nach Ausbildungsbeginn war ich dann so weit, dass ich mit den vielen leidenschaftlichen Elektronikbastlern, Mathe- und Physikfreaks in meiner Klasse einigermaßen mithalten konnte", erzählt er schmunzelnd. Aber sein Interesse an der Materie steigerte sich und er verwendete viel Zeit, um elektronische Komponenten zu entwickeln und zu bauen. „Besonders gefragt waren meine, mit zahlreichen unterschiedlichen Programmen versehenen, Lichteffektgeräte und Lauflichtsteuerungen für den Diskothekenbetrieb", erinnert er sich.
Mit dem Abschluss, der dem heutigen Fachabitur entsprach, war eine Bewerbung an einer Universität ausgeschlossen. Andreas Mönch folgte dem Ruf der Ingenieurhochschule Dresden, die damals zu den führenden Einrichtungen in der Informationstechnik und Informatik zählte. Auch die riesige Dresdner Studentenklubszene und das pulsierende Studentenleben in der Stadt lockten ihn. Das kulturelle Angebot, die Architektur und die Landschaften sowieso. Ab 1984 studierte er Informationstechnik in Dresden. „Selbst das große Manko, hier im Tal keine westlichen Fernsehprogramme empfangen zu können, nahm ich in Kauf", lacht er. 1986 fusionierte die Ingenieurhochschule Dresden mit der TU Dresden. Hier wie dort herrschte ein sehr hohes Niveau.
„Besonders im ersten Studienjahr wurde an der Ingenieurhochschule über das Fach Mathematik ausgesiebt. In den ersten beiden Semestern waren drei Sonderklausuren mit der harmlos klingenden Bezeichnung ’Mathematik-Testate’ zu absolvieren." Wie viele seiner Kommilitonen fragte sich Andreas Mönch anfangs, wofür ihm eigentlich das Mathematik-Abitur zuerkannt worden war. Die Formelsammlungen des Bronstein im Akkordtempo herleiten. Ohne jegliche Hilfsmittel und in einem extrem engen Zeitfenster. „Für jede dieser außerordentlichen Prüfungen gab es nur zwei Noten: 1 oder 5." Wer 92 Prozent der möglichen Punkte erreichte, hatte bestanden, wer nicht, musste zur Wiederholungsprüfung antreten. Wer die dann folgende besonders gefürchtete mündliche Prüfung nicht schaffte, musste nach Hause fahren. Keine Option für Andreas Mönch. Er trainierte mit seinen Mitstudenten so intensiv, dass er alle Prüfungen im ersten Anlauf nahm. „Ich glaube, in dieser Zeit haben die meisten von uns gelernt, was es bedeutet, Prioritäten zu setzen", resümiert er.
Auch an der TUD ging es nicht weniger streng zu. Feldtheorie. „Solche KO-Hürden im 8. Semester empfand ich damals als recht unfair", blickt er zurück.
Direkt an das Diplom anschließend war Andreas Mönch bis September 1991 als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Lehre und Forschung an der Fakultät Informatik tätig. Die drei Jahre als „Junior"-Hochschullehrer halfen ihm aus heutiger Sicht auch für den späteren unternehmerischen Erfolg. Schon während des Studiums hatte sich sein Wunsch entwickelt, „im Rahmen der Selbstständigkeit etwas aufzubauen, aber zu DDR-Zeiten ein Ingenieurbüro zu gründen, war schlichtweg verboten." Als es die Umstände zuließen, suchte er sofort intensiv nach tragfähigen Geschäftsfeldern. Mit zwei ehemaligen Kommilitonen begann er ab Mai 1990 nebenberuflich ein IT-Unternehmen aufzubauen. „Der Keim der heutigen Saxonia Systems AG." Die ersten unternehmerischen Versuche starteten im Raum 148 auf der Hans-Grundig-Straße 25. Dank der Fürsprache von Andreas Mönchs Diplomvater, Dr. Dietmar Klimant, und mit freundlicher Genehmigung des Dekans Professor Helmut Adler. „Für diese wichtige Starthilfe bin ich noch heute sehr dankbar", würdigt der heute 50-Jährige.
Ohne die im Studium vermittelten fachlichen und methodischen Grundlagen hätte er das Unternehmen mit dieser Ausrichtung weder gründen, noch es heute inhaltlich führen können, glaubt er. Problemlos ging es nicht: „"Mit der IT-Firma wollte es vorerst nicht so recht klappen." Das zweite Geschäftsfeld, die Erwachsenenqualifizierung, entwickelte sich hingegen sehr gut. Daraus entwickelte sich ab Ende 1992, gemeinsam mit der neuen Geschäftspartnerin Viola Klein, das sehr erfolgreiche Saxonia Bildungsinstitut mit dem Schwerpunkt Akademiker-Fortbildung. Ende 1994 folgte mit der Saxonia Systeme GmbH, der heutigen Saxonia Systems AG, ein zweiter Anlauf als IT Systemhaus.
Aktuelle Hauptschwerpunkte sind die Softwareentwicklung und die IT-Prozessberatung. Seit 2008 befindet sich der Hauptsitz der Saxonia Systems AG in unmittelbarer Campus-Nähe, im sanierten und mit modernster Infrastruktur ausgestatteten ehemaligen Ortsamt der Südvorstadt.
Die Beziehungen des Unternehmens zur TUD, insbesondere zur Fakultät Informatik, sind traditionell sehr eng. Nicht nur Vorstandsvorsitzender Andreas Mönch, auch der zweite Vorstand der Saxonia Systems AG, Botho Kohn, sowie zwei von fünf Geschäftsbereichsleitern haben an der TU Dresden studiert. Unter den 180 Mitarbeitern sind außerordentlich viele TUD-Absolventen. Dass die TUD die größte Technische Universität Deutschlands ist, sieht er für sein Unternehmen als großen Standortvorteil. „Doch auch das Niveau an den anderen Universitäten sowie den Fachhochschulen und Berufsakademien in Sachsen ist im Fachgebiet sehr hoch", schätzt der Informationstechniker ein. Er hat seinen Traumberuf gefunden. Und das, obwohl „die Wahl der Studienrichtung ursprünglich nicht ganz freiwillig war".