„Jongleur mit vielen Hüten“ und nah am politischen Geschehen
(porträtiert im Jahr 2022)
Dagmar Möbius
Felix Braunsdorf absolvierte eine Ausbildung als Tischler, bevor er 2007 mit dem Bachelor-Studium Politikwissenschaft mit Nebenfach Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden begann. Heute arbeitet er als Referent für Migration und Entwicklung im Referat Globale und Europäische Politik bei der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin.
Einen Kulturschock empfand der gebürtige Kasseler nicht, als er sich für ein Studium in Dresden entschied. „Ich bin ein Wendekind“, sagt er. „Der Osten war für mich kein Problem. Es war nicht anders, als wenn ich nach Bayern oder ins Ruhrgebiet gezogen wäre. Ich hatte Freunde, die in Dresden studierten und ein gutes Bild vermittelten.“ Zudem war der Ruf der Institute gut, „es gab keine Studiengebühren und die Stadt strahlte enormen Charme aus“. Die Kombination zwischen Politik und Kommunikation überzeugte ihn: „Denn das Verhältnis zwischen Politik, Medien und Bürgerinnen und Bürgern spielt für die Qualität der Demokratie eine wichtige Rolle. In Zeiten von Desinformation und Fake News wird dieses Zusammenspiel mehr denn je sichtbar.“
Seine Entscheidung für das Hauptfach Politikwissenschaft und das Nebenfach Kommunikationswissenschaft, mit Vertiefung in internationalen Beziehungen und politischen Systeme an der TU Dresden, stellte sich für ihn als gute Wahl heraus. „Das Grundwissen über die bundesrepublikanische Politik oder internationale Beziehungen helfen mir auf jeden Fall in meinem jetzigen Job weiter.“ Auch seine Arbeit als Tutor und studentische Hilfskraft am Zentrum für internationale Studien brachten ihm enorm viel: „Das sind praktische Arbeitserfahrungen und Einblicke in Forschungsprojekte, die man als einfacher Student in der Form nicht bekommt. Die Fähigkeit, sich schnell in Dinge einzudenken, habe ich auch im Studium gelernt“. Zahlreiche Kontakte mit Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie und Dozentinnen und Dozenten halten bis heute. Sabine Friedel als Dozentin fällt ihm sofort ein oder „tolle Seminare“ bei Dr. Sebastian Lange, der ihm ein guter Freund wurde.
Zum Masterstudium zog es Felix Braunsdorf an die Universität Potsdam. Dort studierte er Verwaltungswissenschaft mit den Schwerpunkten Regieren und Regierungsorganisation (Governance and Government) sowie Internationale Organisationen und globales Krisenmanagement. Neben dem Studium arbeitete er als studentische Hilfskraft am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in der Abteilung Global Governance. Nach dem Abschluss führte ihn sein Weg über Praktika im Auswärtigen Amt und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) zur Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin. Hier ist Felix Braunsdorf seit 2016 Referent für Migration und Entwicklung im Referat Globale und Europäische Politik, in dem auch zwei weitere TUD-Alumni tätig sind. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Themen Fluchtursachen, entwicklungsorientierte und rechtebasierte Migrationspolitik sowie der Umsetzung des Globalen Pakts für sichere, geordnete und reguläre Migration der Vereinten Nationen.
Internationale Fluchtursachen beschäftigen ihn seit vielen Jahren. Er sagt: „Das Thema wird leider noch zu reaktiv angegangen. Wir warten zu lange, bis Fluchtursachen akut werden. Das gilt für klimabedingte Migration wie auch für gewaltförmige Konflikte.“ In seinen Projekten gilt es, viel zu beraten, Perspektiven in die politische Debatte einzubringen, Akteure zu vernetzen, Veranstaltungen zu organisieren und Publikationen zu veröffentlichen. Zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen betreut er das Online-Themenportal Flucht, Migration, Integration, auf dem Fachleute und Partnerorganisation der FES zu Wort kommen. „Da geht es beispielsweise um die globale Verteilung von Geflüchteten, und wie europäische Koordination gelingen kann“, erklärt er. Aktuell arbeitet Felix Braunsdorf an einem zivilgesellschaftlichen Schattenbericht zur Umsetzung des Globalen Migrationspakts. Der Migrationspakt wird im Mai 2022 beim 1. „Internationalen Überprüfungsforum Internationale Migration“ (IMRF) bei den UN in New York auf dem Prüfstand stehen. „Das IMRF ist für den Migrationsbereich das, was die COP für den Klimabereich ist“. Dabei ist er Projektmanager, Redakteur, Autor, Koordinator, Berater für Partnerorganisationen und muss sprechfähig für Medien sein. „Ich bin ein Jongleur mit vielen Hüten“, fasst Felix Braunsdorf zusammen. „Der Job ist alles andere als trocken.“
Die aktuelle Situation in der Ukraine beobachten er und seine Kolleginnen sowie kollegen intensiv. „Wir schauen auf die Situation in den Nachbarländern, welche Auswirkungen sich auf das Gemeinsame Europäische Asylsystem ergeben, aber auch auf geopolitische und humanitäre Aspekte wie zum Beispiel, steigende Lebensmittelpreise und damit verbundene Hungersnöte. „Die Mittel der Hilfsorganisationen waren bereits vor dem Krieg in Europa knapp, denn es gibt weltweit viele humanitäre Krisen“, weiß der 35-Jährige.
Wie geht er damit um? „Ich freue mich über positive Nachrichten, über eine Willkommenskultur. Unsere Partnerorganisationen handeln aus tiefster Überzeugung und sind von großer Menschlichkeit geprägt. Es geht um das Leben von Menschen, um Zukunftsperspektiven und um Rechte. Das treibt mich an, das hat einen Sinn.“
Kontakt:
Felix Braunsdorf
Migration and Development
Friedrich-Ebert-Stiftung
Globale und Europäische Politik (GEP)
Hiroshimastraße 28
10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30-26-935-7462
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