Traut euch, eurer Leidenschaft zu folgen!
Thomas Scheufler
(interviewt im Jahr 2025)
Katharina Schwerdt hat auf vier Kontinenten gelebt und gearbeitet und ist heute als internationale Moderatorin für Politik und Wirtschaft rund um die Welt unterwegs. Sie folgte früh ihrer Leidenschaft zu reisen, neue Menschen kennenzulernen, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und sich gesellschaftlich zu engagieren. Ihr internationaler Parcours begann mit der Entscheidung für die TU und die Stadt Dresden.

Für Katharina Schwerdt ist die Universität ein Ort, an dem man viele Dinge ausprobieren kann und den sie mit großartigen Freundschaften verbindet.
„Wenn ich mich an mein Studium in Dresden erinnere, denke ich besonders gern an meine Mitarbeit in der Hochschulgruppe AEGEE. Das Forum verbindet fachübergreifend Studierende aus ganz Europa und hat mir sehr geholfen, mich weltweit zu vernetzen und meine Projektmanagement-Skills weiterzuentwickeln,“ blickt sie zurück.
Profil von | Katharina Schwerdt |
Studiengang | Politikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft |
Fakultät | Philosophische Fakultät |
Studienzeit | 2014 bis 2018 |
Aktuelle Tätigkeit | Internationale Moderatorin und Workshop-Leiterin |
Wo sind Sie heute beschäftigt und in welcher Verantwortung?

Moderation Offizielle Jubiläumsveranstaltung und Verabschiedung von Botschafter a.D. Dr. Klaus Scharioth in Berlin 2024
Momentan arbeite ich als Moderatorin international und reise für meine Aufträge um die Welt. Ich liebe es, international unterwegs zu sein, verschiedene Perspektiven zusammen zu bringen und zu verstehen, was Menschen weltweit beschäftigt – und deshalb baue ich gerade die Marke the_traveling_emcee (für Master of Ceremony – zu deutsch Moderator) auf. Das Spektrum meiner Moderation reicht von politischen Paneldiskussionen bei UN-Konferenzen bis hin zu Veranstaltungen für die Privatwirtschaft und Preisverleihungen. Ich stehe für interaktive Veranstaltungen, in die das Publikum aktiv eingebunden ist, habe gerade eine Miniserie dazu gedreht, wie man Paneldiskussionen interessanter gestaltet und möchte in Zukunft mehr mit entertainenden Formaten national und international arbeiten.
Vor meiner Selbstständigkeit in diesem Bereich habe ich für das UNDP in Sri Lanka und Thailand sowie bei Oxfam im Senegal gearbeitet. Als Mercator Fellow für internationale Angelegenheiten hatte ich die Möglichkeit, viel von der Welt zu sehen. Davor war ich zwei Jahre als Beraterin im Public Sector Consulting tätig, zuletzt als Senior Consultant, und habe mich vor allem mit der Verwaltungsmodernisierung in Deutschland und Zypern beschäftigt.
Wovon profitieren Sie noch heute, wovon hätten Sie sich mehr gewünscht?
Ich habe vor allem von der starken methodischen Ausbildung und im Master von meinem Stipendium bei der Stiftung der deutschen Wirtschaft (sdw) profitiert. Ich habe oft unterschätzt, wie wichtig Netzwerke sind und welche Projekte daraus entstehen können. So habe ich zum Beispiel letztes Jahr ehrenamtlich am Buch „Nimm deine Karriere in die Hand“ – einer Initiative des sdw-Alumnivereins – mitgeschrieben, das schließlich Spiegelbestseller wurde. Was die TU Dresden betrifft, hätte ich mir etwas mehr Mentoring – besonders früh im Studium und gerade für First-Generation-Studierende – gewünscht, um z.B. mehr über die Möglichkeiten zu erfahren, an renommierten Institutionen im Ausland weiter zu studieren. Auch ein früherer Zugang zu internationalen akademischen Netzwerken und eine stärkere Alumni-Vernetzung wären aus meiner Sicht hilfreich gewesen.
Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Nach meinem Freiwilligendienst in Belarus habe ich Freunde in Dresden besucht, die ganz unterschiedliche Fächer studierten. Dabei haben mich sowohl die Stadt als auch das lebendige Uni-Leben sofort begeistert. Besonders spannend fand ich, dass die TU Dresden in den Sozialwissenschaften so viel Wert auf empirische Methoden und Statistik legt – das hat mich neugierig gemacht. Auch die Vielfalt an Angeboten, wie Ringvorlesungen, das Studium Generale, die Sprachkurse, die Möglichkeiten für ein Auslandsstudium und das kulturelle Leben an der Uni und in der Stadt, haben mich total überzeugt.

Teilnahme an den „Summit of the future action days“, UN Generalversammlung New York 2024
Wieso haben Sie gerade diese Studienrichtung gewählt?
Da ich mich in internationale Beziehungen vertiefen wollte, erschien mir ein Studium der Politikwissenschaft in Kombination mit Kommunikationswissenschaft als eine gute Möglichkeit, meine verschiedenen Interessen zu kombinieren. Nach meinem einjährigen Auslandsstudium an der Universidad Nacional de Colombia habe ich zudem das Begleitstudium Regionalwissenschaften Lateinamerika absolviert, um meine Regional- und Spanischkenntnisse zu perfektionieren.
Wer aus Forschung und Lehre hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?
Zuerst möchte ich allen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, die oft hart arbeiten, aber nicht immer die gleiche Wertschätzung wie habilitierte Kolleginnen und Kollegen erfahren. Besonders Dr. Erik Fritzsche, der mich bei meiner Bachelorarbeit unterstützte und auf mein Potenzial für Begabtenförderprogramme hinwies. Aus meiner ehrenamtlichen Arbeit für Stipendiengerechtigkeit bei ApplicAid e.V. weiß ich, wie wichtig solche Ermutiger sind. In Erinnerung bleibt mir auch Prof. Donsbach, der leider früh verstarb. Seine Forschungsergebnisse und Berichte aus seiner Studienzeit bei Elisabeth Noelle-Neumann und ihrer Theorie der Schweigespirale haben mich beeindruckt. Umstritten war Prof. Werner Patzelt, bekannt für ausführliche Foliensätze und anspruchsvolle Klausuren. Seine Rolle als politischer Analyst während der PEGIDA-Bewegung sorgte für kontroverse Diskussionen.
Was würden Sie den heutigen Studienanfängerinnen und -anfängern mit auf den Weg geben?
Nehmt alles mit, was geht: Studium Generale, Begleitstudien, Sprachen, Sportangebote, Kulturangebote, Hochschulgruppen. Besonders Hochschulgruppen sind eine tolle Möglichkeit, Menschen kennenzulernen und euch zu engagieren. Die TU Dresden bietet viele davon – vom Campus Kino über ElbMUN bis hin zu AEGEE. Ich hatte trotz Bafög im Bachelor die Chance, ins europäische Ausland zu reisen, neue Menschen kennenzulernen und Spaß zu haben. Probiert euch aus, diskutiert auch außerhalb eurer Studienfächer, engagiert euch und bewerbt euch auf Stipendien – dafür braucht man keine 1,0! Genießt die Zeit, informiert euch früh über Karrierewege und lasst euch nicht von Finanzierungssorgen von einem Auslandsstudium abhalten – es gibt immer Mittel und Beratung. Nutzt die Beratungsangebote, wenn ihr euch in schwierigen Situationen befindet, und fragt euch, was euch im Leben wichtig ist. Handelt danach, auch wenn es Widerstände gibt.

Training „Moderation und Konzeption von Workshops“ für PD – Berater der öffentlichen Hand
Woran erinnern Sie sich besonders gern in Ihrer Studienzeit?
Meine Zeit in der Hochschulgruppe AEGEE-Dresden e.V. habe ich in besonders guter Erinnerung. Das Forum verbindet Studierende aus ganz Europa – und das fachübergreifend. Ob Projekte in Polen oder der Ukraine, Generalversammlungen in Italien oder Summer Schools in Aserbaidschan: Ich habe Freundinnen und Freunde aus ganz Europa getroffen und dabei gleichzeitig meine Projektmanagement-Skills weiterentwickelt. AEGEE bietet thematische Gruppen und spannende Einzelprojekte. Für mich war zum Beispiel die Youth Election Observation Mission in Tschechien ein besonderes Highlight. Darüber hinaus erinnere ich mich an lange Abende in der SLUB, Theaterbesuche und Engagement in verschiedenen Bereichen und die ein oder andere Party.
Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Mein Lieblingsort an der Uni war definitiv die SLUB. Ich habe dort unzählige Stunden verbracht – sei es zum Lernen, Recherchieren oder einfach, um in der ruhigen Atmosphäre produktiv zu sein und das obwohl es so wenig Tageslicht gibt, was ich eigentlich nicht mag. Besonders in der Prüfungszeit war sie für mich ein zweites Zuhause. Außerdem habe ich gerade noch die Bierstube am Campus miterlebt – ein toller Ort, um nach einem langen Tag oder auch zwischendurch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zusammenzukommen und sich auszutauschen. Und natürlich die vielen Grünflächen rund um die Uni: An sonnigen Tagen war es immer schön, sich dort eine Pause zu gönnen, frische Luft zu schnappen und Energie zu tanken.
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche?
Die Berater-Antwort lautet: Es kommt darauf an. Meine Disziplin ist so vielfältig, dass es keinen klaren, vorgezeichneten Karriereweg gibt. Erst mit der Zeit habe ich verstanden, dass Netzwerke nichts Negatives sind und wie entscheidend sie für den Berufseinstieg sein können. Natürlich spielen auch Engagement, Noten und Spezialisierung eine wichtige Rolle. Deshalb würde ich empfehlen, sorgfältig darüber nachzudenken, was und wo man im Master studieren möchte. Ich habe mich beispielsweise für einen Master in Management von Nonprofit-Organisationen entschieden. Besonders für internationale Organisationen ist die Konkurrenz sehr groß, weshalb es wichtig ist, frühzeitig Praktika in diesem Bereich zu machen. Ähnliches gilt für die Moderationsbranche. Rückblickend würde ich empfehlen, früher Social Media gezielt zu nutzen und vielleicht schon während des Studiums eine freiberufliche Selbstständigkeit in Betracht zu ziehen. Am wichtigsten finde ich jedoch: Traut euch, eurer Leidenschaft zu folgen. Das ist in Deutschland nicht immer der Weg, für den man Zuspruch erhält, und natürlich gibt es strukturelle Hürden. Aber es lohnt sich, eure Talente so einzusetzen, dass ihr Freude daran habt und ein individuell lebenswertes Leben gestalten könnt.

1BillionFollowerSummit in Dubai 2025
Was verbindet Sie heute mit der TU Dresden?
Ich fühle mich geehrt, dass die TUD mich für dieses Profil angefragt hat. Für mich ist die Universität ein Ort, an dem man viele Dinge ausprobieren kann und den ich mit großartigen Freundschaften verbinde. Als Exzellenzuniversität zieht sie viele internationale Studierende an. Gleichzeitig bringt die politische Lage der letzten Jahre eine große Verantwortung mit sich: nämlich eine offene und einladende Atmosphäre zu schaffen und sich aktiv dafür einzusetzen. Trotz dieser Herausforderungen verbinde ich mit der TUD eine gewisse Leichtigkeit und das Gefühl, etwas gesellschaftlich verändern zu können.
Kontakt:
Katharina Schwerdt