Zum Ende der Förderergesellschaft 1949 und ihrem Neuanfang 1991
Teil 3 der UJ-Reihe zur Geschichte der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V.
Universitätsjournal 12/2021
Die Förderergesellschaft setzte auch nach der alliierten Bombardierung der TH Dresden am 13./14. Februar 1945 und der rund zwei Monate später erfolgten Schließung der Hochschule wegen »Feindannäherung« ihre Förderaktivitäten fort. So spendeten Mitglieder im Zusammenhang mit großen Maßnahmen zur Beseitigung der schweren Kriegsschäden. Sie stellten selbst in den Monaten nach dem 8. Mai 1945 ihre Kontakte zur Hochschule nicht ein und versuchten unter dem strengen Besatzungsregime – die Hochschule wurde zeitweise von einem Truppenteil des Geheimdienstes NKWD kontrolliert – ihre Aktivitäten aufrechtzuerhalten.
Niedergang und Ende
Unter den extrem schwierigen Bedingungen der chaotischen Nachkriegsmonate, die auch für die meisten Hochschulangehörigen vom Kampf um die nackte Existenz geprägt waren, einigten sich die Gremien der Gesellschaft Anfang August 1945 auf die kurzfristige Bereitstellung einer Summe von 100 000 Mark für die »Wiederingangsetzung« der Hochschule. Dabei verhandelte der Schatzmeister und Filialleiter der Deutschen Bank in Dresden, Carl H. Kersten, mit dem kommissarisch eingesetzten Rektor, Karl Hahn, dessen Tage an der Hochschule gezählt waren. Jedenfalls bedankte sich Mitte August der nun offiziell bestätigte neue Rektor, Enno Heidebroek, für die in Aussicht gestellte hohe Summe bei der Förderergesellschaft. Am 30. Juni 1945 wurde das Gesamtvermögen der Förderergesellschaft mit rund 675 000 Mark beziffert, das immerhin zu 50 Prozent aus Aktien bestand. Der von den Bankern bereits in den 1920er-Jahren favorisierte hohe Wertpapieranteil wurde auch nach 1933 beibehalten, konnte aber nach den Währungsumstellungen 1948, anders als von ähnlichen Organisationen im Westen, von der Dresdner Förderergesellschaft nie realisiert werden.
Es war offensichtlich, dass die Förderergesellschaft als wohl bedeutendstes Bindeglied zwischen der sächsischen Wirtschaft, der Stadt Dresden und den staatlichen Akteuren, ob Besatzungsmacht oder Landesverwaltung, weiter aktiv zugunsten der Hochschule wirkte. Dabei erwies sie sich als äußerst anpassungsfähig, sodass bis etwa 1947 weitere Stiftungen und Schenkungen zugunsten der Förderergesellschaft oder der Hochschule direkt eingingen. Auch flossen teilweise weiter Mitgliedsbeiträge, so von der finanzkräftigen Philipp Holzmann AG, die erst etwas später in der Ostzone verstaatlicht wurde und als langjähriges institutionelles förderndes Mitglied der Gesellschaft noch die Treue gehalten hatte. Dabei muss berücksichtigt werden, dass gerade in den ersten Nachkriegsjahren sowohl seitens der Akteure der Förderergesellschaft, als auch seitens der Hochschule ein souveränes Handeln ausgeschlossen war. Noch Ende Januar 1949 bemühte sich der Geschäftsführer der Förderergesellschaft, Max Hallfahrt, der noch als Direktor der Effektenabteilung der Sächsischen Landeskreditbank tätig war, um eine Revitalisierung der Förderergesellschaft und besprach die entsprechenden Schritte mit Rektor Enno Heidebroek und dem versierten Rentmeister (Verwaltungschef) der Hochschule, Johannes Scheibner, der nach nur einem kurzen Interregnum im Gegensatz zu vielen anderen ehemaligen NSDAP-Mitgliedern auf seine alte Position wieder zurückkehrte. Mit der Aufdeckung von Unterschlagungen eines »Alten Kämpfers« hatte sich Scheibner den Unwillen von Gauleiter Mutschmann zugezogen.
Nach dem Zusammenbruch setzte sich der erfahrene Hochschulverwalter Scheibner für den Wiederaufbau einer funktionierenden Hochschule ein. Aber auch mit seinen internen Kenntnissen der vielfältigen Vernetzungen der Hochschule konnte er die Streichung der als belastet geltenden Gesellschaft von Förderern und Freunden e. V. aus dem Vereinsregister nicht verhindern. Am 2. Februar 1949 meldete er der Landesregierung den Vollzug der Anordnung zur Auflösung. Damit war die Förderergesellschaft im 28. Jahr ihrer Existenz Geschichte. Noch nicht ganz der Historie zuzuordnen waren die Vermögenswerte der Förderergesellschaft und der Jahrhundertstiftung, die Johannes Scheibner 1953 mit über einer Million Mark ansetzte. Das Altvermögen der Förderer und Freunde bezifferte er mit zirka 600 000 Mark. Die umgewerteten Konten gingen in die Sammelstiftung des späteren Bezirkes Dresden ein, die fortan das Robert-Sterl-Museum und ein Altenheim unterstützte sowie Stipendien an die Hochschule für Bildende Künste vergab. 1967 unternahm mitten im Kalten Krieg die Verwaltung der TU Dresden einen kühnen Versuch, um an die Altguthaben mit Wertpapieren heranzukommen, und machte bei der entsprechenden Abteilung der Berliner Bank AG in Berlin-Charlottenburg Ansprüche auf diese Vermögen geltend. Dieses Ansinnen lehnte die Bank mit Verweis auf den Übergang der Werte an den Bund ab. Deshalb könne auch kein Depotauszug erstellt werden. Vermutlich führte diese Ablehnung bei der an harten Devisen interessierten TUD-Leitung zu beträchtlicher Enttäuschung.
Nachwehen
Einerseits war die Fördergesellschaft aufgrund der Preisgabe von jüdischen und demokratischen Führungsmitgliedern nach 1933 und ihrer aktiven Unterstützung der Hochschule für die Rüstungs- und Kriegswirtschaft hochgradig diskreditiert, andererseits verlor sie aufgrund der tiefen politischen und ökonomischen Einschnitte insbesondere ab 1946 ihre soziale Basis in Wirtschaft und Gesellschaft. Während ein großer Teil der aktiven Mitglieder der Freundesgesellschaft wegen der antibürgerlichen Entwicklung in der Ostzone und der späteren DDR in den Westen ging, hatten einige Gründungsmitglieder oder deren Kinder aus den Familien der Arnholds und der von Klemperers sich in der Emigration neue, oft sehr erfolgreiche Existenzen aufgebaut. Der gleichfalls nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten aus der Förderergesellschaft ausgeschiedene Friedrich Külz nahm seine politische Tätigkeit wieder auf und avancierte in der Ostzone zum Vorsitzenden der Liberal-Demokratischen Partei (LDPD), der damals nach der SED zweitstärksten Partei im Osten. Sein damaliger Mitarbeiter für Jugendfragen und spätere bedeutende Bundespolitiker Wolfgang Mischnick (FDP) gehörte interessanterweise zu den prägenden Persönlichkeiten der nach der Wiedervereinigung erneut gegründeten Förderergesellschaft.
Neubeginn
Als die Förderergesellschaft im Dezember 1991 nun als Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V. anlässlich ihres 70. Geburtstages wiedergegründet wurde, erfolgte eine bewusste Fortsetzung der Intentionen der Gründergeneration mit einer engen Verzahnung der Universität mit der Stadtgesellschaft und weit darüber hinaus. Erster Präsident war der Geschäftsführer des sächsischen Unternehmerverbandes, Klaus Osang, dem 1994 Paul G. Schaubert von der Dresdner Bank folgte. Die Geschäftsführung lag in den Händen des langjährigen Kanzlers der TU Dresden, Alfred Post, auf dessen Initiative beispielsweise ganz gezielt Repräsentanten der Unternehmen und Familien um eine Mitarbeit in der Gesellschaft gebeten wurden, die bereits 1921 dabei waren. So übertrug der Schwiegersohn von Richard Mollier und Absolvent der TH Dresden, Stadtbaurat Horst Neidhardt, das ehemalige, unweit vom Campus stehende Wohnhaus der Familie Mollier an die Gesellschaft. Nach dessen Verkauf wurde der sechsstellige Betrag der Mollier-Stiftung zugeführt. Gleichfalls unvergessen bleibt das Engagement des Ehrensenators Henry Arnhold, dessen Familie vor 1933 und nach 1990 zu den bedeutendsten Förderern von Kultur, Wissenschaft und Breitensport der Stadt Dresden und im Besonderen der TU Dresden zählte und zählt.
Dr. Matthias Lienert,
Direktor Universitätsarchiv