Die interessiert nix
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Manchmal haben Lehrende das Gefühl, in der Lehrveranstaltung nicht alle Lernenden zu erreichen. Das führt zu Frustration auf Seiten der Lehrenden, weil das Gefühl entstehen kann, die Lernenden würde nichts interessieren und der Aufwand differenzierter Gestaltung hätte keinen Effekt. Bei den Lernenden kann wiederum das frustrierende Gefühl entstehen, dieses oder jenes niemals zu können. Doch warum ist das so?
WARUM INTERESSIERT DIE NICHTS?
Lern- und Entwicklungsprozesse sind von vielfältigen Bedingungen beeinflusst. Oft finden die komplexen Lebenslagen, emotionalen Vorerfahrungen und Interessen der Lernenden wenig Beachtung bei der Gestaltung von Lehr-Lern-Settings. Diese bilden jedoch, im Kontext ihrer Biografie und Erfahrungen, die Ausgangsbasis für gelingende Lern- und Entwicklungsprozesse (Jugel, Steffens 2019: 94f, 99).
Das frustrierende Gefühl, die Lernenden “interessiert nix”, kann verschiedenste Gründe haben. Während Lehrende sich die Frage stellen, warum die Lernenden etwas nicht interessiert, fragen diese sich oft: Warum sollte mich das interessieren? Denn häufig wissen Lernende nicht, warum sie etwas lernen sollen und welchen Nutzen jenes für sie bringt.
Die Ursache von vermeintlich fehlendem Interesse lässt sich demnach darin begründen, dass Lernenden die Möglichkeit fehlt, die Relevanz des Themas zu erkennen. Interesse, und damit zusammenhängend auch Motivation, können ohne diesen Erkenntnisprozess nicht aufgebaut werden. Genauso wenig kann man Interesse an ein Thema einfach voraussetzen, wenn sich Menschen bspw. für eine bestimmte Berufsausbildung entschieden haben. Jedes Thema und jeder Lerngegenstand muss immer in einen Zusammenhang mit dem Ausbildungsziel (wie bspw. einem Beruf) und den Bedürfnissen der Lernenden gebracht werden (Lütjen 2013: 3). Setzen Lehrende voraus, Lernenden müsse klar sein, warum etwas gelernt werden soll, tappen sie schnell in die Erfahrungsfalle.
Diese Stolperfalle zu umgehen und Interesse zu wecken gelingt dann, wenn Lernende Sinn und Bedeutung individuell aufbauen, Motivation entwickeln und Selbstwirksamkeit erfahren können (Besand, Hölzel, Jugel 2018: 103f). Dazu müssen Lehrende die Lebenswelt, Vorerfahrungen und Bedürfnisse der Lernenden kennen und einbeziehen (Steffens 2019: 39).
Welche Konsequenzen es haben kann, wenn Lehrpersonen dies nicht umsetzen, wird entlang verschiedener Fälle aufgezeigt. Fragen nach dem Lebensweltbezug sowie der Entwicklung von Sinn, Bedeutung und Motivation stehen dabei genauso im Fokus, wie die Frage nach einer inklusionssensiblen Aufbereitung des Lerngegenstandes.
“Was ist denn mit denen los?”
Lebensweltorientierung meint mehr als Digitalisierung und Thematisierung der Klimabewegung. Verständnis für Lebenslagen, Fragen und Interessen der Lernenden sind unabdingbar für inklusionssensible Lehre. Der Einbezug der Lebenswelt eröffnet neue Möglichkeitsräume für Lernen und beantwortet die Frage, "was mit den Lernenden los ist". Mehr dazu erfahren Sie hier.
"Was hab ich denn davon?”
“Was müssen wir eigentlich lernen und warum?” ist die Frage nach Sinn und Bedeutung eines Themas. Das mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, doch Sinn und Bedeutung sind unabdingbar für gelingende Lern- und Entwicklungsprozesse. Nur durch sie kann sich Motivation ausbilden. Erfahren Sie mehr.
"Ich versteh nur Bahnhof”
Lerngegenstände werden häufig allein auf ihren bloßen Inhaltsaspekt reduziert. Doch viel mehr ist es die Beziehung zwischen den Lernenden und dem (Lern-)Gegenstand sowie den sich daraus eröffnenden Möglichkeiten, die Lernprozesse begünstigen oder auch hemmen können. Hier erfahren Sie mehr.