09.06.2025
Ugandisch-deutsche Themenwoche im Grundschulbereich: Globale Perspektiven auf Bildung für nachhaltige Entwicklung
In der Woche vom 02.06. bis 05.06.2025 hatten die 69 Teilnehmenden der Berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften in der Grundschule (BQL GS) des ZLSB der TU Dresden die Gelegenheit, sich mit 15 ugandischen Studierenden und Lehrkräften sowie Akteur:innen einer NGO über Themen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auszutauschen.
Diese besondere Lernerfahrung war Teil eines Erasmus+ Kooperationsprojekts zwischen der Nkumba University und des ZLSB owie der Organisation KATOSI Women Development Trust, die im Rahmen der sächsisch-ugandischen Länderpartnerschaft die Schulkooperationen koordiniert.
In der Qualifizierung der Grundschullehrkräfte beschäftigt sich ein Modul des Sachunterrichts mit fächerübergreifenden Aspekten, wie der BNE und dem globalen Lernen. Daher bot sich dort die ideale Gelegenheit für eine authentische Lernerfahrung.
In Vorbereitung auf die Themenwoche fanden neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der BNE Online Meetings mit den ugandischen Teilnehmenden statt. Ziel dieser Meetings war es, sich kennen zu lernen, unterschiedliche bzw. gemeinsame Sichtweisen auf die BNE zu entwickeln und Erwartungen an die Zusammenarbeit zu formulieren.
Die Themenwoche wurde als eine offene Lernumgebung nach den didaktischen Prinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung, wie beispielsweise Partizipation und Selbstbestimmung, gestaltet. Ein zentraler Bestandteil war ein differenzierter Arbeitsauftrag, der auf vier Ebenen angesiedelt war. Die Teilnehmenden konnten Informationsmaterialien für Lehrkräfte erstellen, zum Beispiel in Form von Erklärfilmen oder Plakaten. Eine weitere Möglichkeit war die Entwicklung nachhaltiger Unterrichtsmaterialien für Grundschülerinnen und Grundschüler. Darüber hinaus bestand die Option, vollständige Unterrichtseinheiten mit passenden Materialien zu konzipieren. Als vierte Ebene konnten schulweite Konzepte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung entworfen werden, etwa mit dem Fokus auf die Förderung von Partizipation oder Inklusion.
Die Lernumgebung bestand aus einer Lerntheke, mit digitaler und analoger Fach- und Sachliteratur und einer Materialtheke, die zur Erstellung nachhaltiger Unterrichtsmaterialien einlud. Ergänzt wurden diese durch fakultative Angebote. Dazu zählten Plenardiskussionen, ein Planspiel zur Demokratiebildung, die Möglichkeit den eigenen ökologischen Hand- und Fußabdruck zu reflektieren, einen Actionbound für eine nachhaltige Stadtrallye oder eine Yoga-Session. Als Veranstaltungsorte dienten nicht nur klassische Seminarräume der Dresden International University (DIU), sondern auch offene Lernflächen des Gebäudes auf mehreren Etagen. Genutzt wurden die Terrasse, die Lernwerkstatt und außeruniversitäre Lernorte, wie das Materiallager des Konglomerat e.V.
Die Teilnehmenden konnten frei entscheiden, an welchem Teil des Arbeitsauftrages sie arbeiten wollten und wie sie die Lernumgebung individuell nutzen. Dabei ging es nicht nur um die Produktentwicklung, sondern auch um die kritische Auseinandersetzung mit BNE aus deutsch-ugandischer Perspektive – unterstützt durch eine Lernlandkarte und Reflexionsfragen.
Gerahmt wurde das Lernangebot durch eine offizielle Eröffnung und dem Organisationsteam. Als Abschluss diente die Vorstellung der Arbeitsergebnisse mit einer gemeinsamen Reflexion.
Die Themenwoche wurde in zwei Durchläufen realisiert, damit alle aktuell am BQL-GS Programm teilnehmenden Gruppen davon profitieren konnten. Die BQL Teilnehmenden des Jahrgangs 2023 waren bereits in die gemeinsame Vorarbeit involviert, weshalb die Themenwoche den Höhepunkt der Projektzeit bildete.
Die interkulturelle Zusammenarbeit zwischen den sächsischen und ugandischen Teilnehmenden war durch einen authentischen Austausch, Aha-Momente und auch Herausforderungen geprägt. Ein solcher Aha-Moment war die Feststellung, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung bei der Unterrichtsplanung der ugandischen Lehrkräfte oft handlungsleitend ist. Sprachhürden konnten durch begleitende Übersetzungen ausgeglichen werden. Anfängliche Berührungsängste oder unterschiedliche Herangehensweisen im Arbeiten wurden gemeinsam reflektiert.
Auch die Projektergebnisse waren vielfältig, multiperspektiv und kreativ. So wurde bei der Präsentation beispielsweise ein Theaterstück aufgeführt, bei dem aus Plastikmüll gefertigte Musikinstrumente zum Einsatz kamen oder ein Video gezeigt, in dem die nachhaltigen Entwicklungsziele für Kinder erklärt wurden oder es wurde ein aus Plastikflaschen selbst gebauter Wasserfilter vorgeführt.
Überraschungsmomente entstanden bei der Präsentation der ugandischen Schulprojekte, die sich mit Baumschulen, Biogasanlagen und der Integration von Kindern mit Förderbedarf u.v.m. befassten. Am Ende stand für alle Beteiligten eine nachhaltige Lernerfahrung, die durch echten Perspektivwechsel, persönliche Begegnung und Austausch auf Augenhöhe gekennzeichnet ist.
Ansprechpartner: Alexander Klippstein