05.09.2024
Promotion Matthias Tietze
Am 03.09.2024 verteidigte Herr Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Matthias Tietze erfolgreich seine wissenschaftliche Arbeit im Rahmen des Promotionsverfahrens mit dem Thema „Zur wirtschaftlichen Wertschöpfungskette von Carbonbeton – Am Beispiel der Doppelwand Halbfertigteilbauweise“. Neben der Vorsitzenden der Promotionskommission, Prof. Dr. Katharina Kleinschrot (TU Dresden), waren als Gutachter Herr Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach (TU Dresden) und Prof. Dr. Jens Otto (TU Dresden) anwesend. Online zugeschaltet war Prof. Dr. Nizar Abdelkafi (Politecnico Milano-School of management). Als weiteres Mitglied der Promotionskomission war Prof. Dr. Ivo Herle (TU Dresden) anwesend.
Abstract:
Das Bauwesen hat sich seit dem Bau der ersten antiken Großbauwerke in seiner Arbeitsteilung und Produktivität nur wenig entwickelt. Seit etwa 1940 wird diese Entwicklung über alle Industriebereiche dokumentiert. Das Bauwesen liegt mit 6 % Produktivitätssteigerung über die vergangenen 80 Jahre weit abgeschlagen hinter Automotive mit 760 % und der Landwirtschaft mit 1.512 %. Eine hocheffiziente Bauproduktion ist aber die Grundlage und notwendig, um die drängendsten Probleme unserer Zeit zu bewältigen, um klimagerecht, ressourcenschonend und wirtschaftlich zu bauen. Um dies zu erreichen, müssen neue ressourceneffiziente Bauweisen und schlanke Produktionsverfahren genutzt werden, die den neuen Anforderungen gerecht werden und unbelastet von eingefahrenen Vorurteilen sind, um ihr Potenzial zu entfalten. Dabei kann von anderen Industrien gelernt und die Übertragung von Lean Management zu Lean Construction forciert werden, um vielversprechende Bauweisen wie den Carbonbeton als neue Technologie mit neuen Methoden zu etablieren und wichtige Impulse zu geben. Eben nach dieser Analogie soll in dieser Arbeit auch von anderen Bereichen gelernt, Methoden übertragen und für das Bauwesen transformiert werden.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der wirtschaftlichen Wertschöpfungskette von Carbonbeton. Dabei wird nach einer kurzen Einführung zur Carbonbetonbauweise eine wirtschaftswissenschaftliche Sichtweise eingenommen. Es werden Instrumente der Wettbewerbsanalyse und Marktforschung, im Besonderen die multivariate Verbundmessung eingeführt und im Weiteren für Analysen der Strukturen im Bauwesen nutzbar gemacht. Dabei werden zwei Seiten betrachtet: einmal die Anwenderseite und deren Anforderungen sowie der daraus hervorgehende Nutzen von bestimmten Eigenschaften. Hierfür wird mittels Experteninterviews eine qualitative Erhebung von Daten als Grundlage für die Erstellung eines Fragebogens zur Ermittlung der Zahlungsbereitschaft durchgeführt. Daraus werden für ausgewählte Anwendungen im Rahmen einer angepassten Verbundmessung die Nutzenwerte z.B. für eine Wandkonstruktion ermittelt. Die Nutzenwerte werden in ein digitales Werkzeug überführt, mit dem es möglich ist, auch weitere Baukonstruktionen im Hinblick auf die Anwen- deranforderungen und Nutzenwerte der befragten Zielgruppen zu entwerfen.
Aus diesem Ergebnis wurden für die ausgewählte Wandkonstruktion die Zielkosten für jeden Herstellschritt der Wertschöpfungskette ermittelt. Im Weiteren wurden die einzelnen Herstellschritte und die vom Anwender geforderten Eigenschaften miteinander verknüpft. Durch diese Verknüpfung konnte nun die Wertschöpfungskette für ein Carbonbeton-Wandbauteil nach den geforderten Anwendereigenschaften optimiert und angepasst werden. Im Ergebnis wird eine konkurrenzfähige Wertschöpfungskette Carbonbeton nachgewiesen und ein Kostenvergleich zur Stahlbetonvariante geführt. Es wird eine Prognose für das Marktpotenzial im Anwendungsbereich der automatisierten Halbfertigteilproduktion von Carbonbetonbauteilen erstellt.
Wir gratulieren Matthias Tietze herzlich zum abgeschlossenen Promotionsverfahren und wünschen ihm alles erdenklich Gute und viel Erfolg für seinen weiteren Weg.