Glasschwerter
Titel | Title Busmannkapelle Dresden, Laschenstoß an Glasschwertern | Busmannkapelle Dresden, Straps shock on glass blades Auftraggeber | Client Bürgerstiftung Dresden |
Am Ort der früheren Sophienkirche in Dresden wurde die ursprünglich um 1400 südlich angebaute Busmannkapelle als abstrakte Raumschale neu errichtet, um an den 1962/63 abgerissenen ältesten Kirchenbau der Stadt zu erinnern und geborgene Bildwerke und Werksteine der Nachwelt anschaulich zu bewahren. Der Entwurf der Gedenkstätte durch das Architekturbüro Gustavs und Lungwitz sieht darüber hinaus die Errichtung eines Glaskubus vor. Die Tragstruktur der Fassade des Glaskubus besteht aus 13 m hohen, vertikalen Schwertern aus Verbund-Sicherheitsglas (VSG). An diesen sind die Fassadenscheiben über Silikonklebungen befestigt. Da die Fertigung der Glasschwerter über die komplette Länge technologisch noch nicht möglich ist, werden sie aus drei je etwa 4,3 m langen Einzelschwertern zusammengesetzt. Für die Stoßverbindung in den Drittelspunkten sind Laschenstöße mit Stahlbolzen und Stahlblechen vorgesehen. Den statischen Nachweis dafür erbrachte das Büro glasfaktor Ingenieure GmbH (Dresden). Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zum Bauvorhaben war es erforderlich, die rechnerischen Nachweise durch Bauteilversuche zu validieren.
Das Institut für Baukonstruktion der TU Dresden wurde in seiner Tätigkeit als Prüfstelle im Bereich des Konstruktiven Glasbaus durch den Bauherrn, die Bürgerstiftung Dresden, mit der Durchführung der experimentellen Traglastversuche für den geplanten Laschenstoß beauftragt. Im Februar und März 2014 erfolgten dazu im Otto-Mohr-Laboratorium die entsprechenden Bauteilversuche.
Geprüft wurden insgesamt 4 m lange und 65 cm hohe Glasschwerter aus VSG aus 4 × 12 mm Einscheiben-Sicherheitsglas, die aus zwei je 2 m langen Einzelschwertern bestanden. In der Mitte erfolgte die Kopplung über einen Laschenstoß aus Stahlbolzen und -blechen. Die Glasschwerter wurden im Vier-Punkt-Biegeversuch geprüft. Dazu wurde über einen Prüfzylinder und eine Lasttraverse die Belastung direkt neben dem Stoß in das Glasschwert eingeleitet, wodurch sich eine maximale, konstante Biegebeanspruchung des Laschenstoßes ergab. Die Prüfung erfolgte in Laststufen entsprechend der in der Fassade erwarteten Beanspruchung der Glasschwerter. Es wurde etwa das Dreifache des statisch erforderlichen Lastniveaus erreicht, ehe es zum schlagartigen Bruch der Glasschwerter kam. Für den untersuchten Laschenstoß konnte eine charakteristische Biegetragfähigkeit von 120 kNm nachgewiesen werden.
(Autor: Jan Ebert)