AIM Sommerschule vom 19.09.2022 bis 23.09.2022
Können wir die klimatisch bedingten Veränderungen von Kunstwerken vorausberechnen?
Hölzerne Kunstgüter, z.B. Tafelgemälde, sind ein wichtiges, erhaltenswertes Zeugnis unserer Geschichte und Kultur. Bislang basiert das Wissen über günstige Lagerungsbedingungen größtenteils auf empirischen Daten und individuellem Expertenwissen, ein Prinzip, das hinsichtlich der Validierung schnell an Grenzen stößt. Die in den letzten Jahren intensiv vorangetriebene Forschung, bei der mittels numerischer Methoden das Verhalten der Objekte unter klimatischer Belastung simuliert wird, bietet hier vielversprechende Möglichkeiten. Hierbei hat sich die Finite Elemente Methode (FEM) gut bewährt.
In Anlehnung an die bereits etablierten digitalen Zwillinge der „Industrie 4.0“ ist es denkbar, ebenso digitale Zwillinge von Kunstwerken zu erschaffen, mit Hilfe derer schädliche Umgebungsbedingungen erkannt werden können, bevor das Objekt selbst Schaden nimmt. Zum Beispiel können Worst-Case-Szenarien „durchgespielt“ oder Szenarien erprobt werden, bei denen ein Klimaregime mit einem optimalen Verhältnis von Klimastabilität und Energieverbrauch der Haustechnik erreicht wird.
Die Ergebnisse sind allerdings nur belastbar, wenn die erhobenen Daten repräsentativ und beim Erstellen des Modells die wesentlichen Eigenschaften erfasst wurden. Dies erfordert ein enges Zusammenarbeiten der entsprechenden Fachleute bei der restauratorischen Untersuchung des Objektes, der Erfassung der Materialeigenschaften, beim Erstellen des Computermodells, der Simulation und der Auswertung der Ergebnisse.
Dieser Ansatz trägt den Titel Art Information Modeling (AIM).
Was ist das Ziel der Sommerschule?
Das AIM soll an konkreten Objekten erprobt werden. Untermauert von theoretischen Vorträgen zu FEM, Materialeigenschaften, Präventive Konservierung und restauratorische Untersuchung werden die Teilnehmenden (Studierende des Instituts für Statik und Dynamik der Tragwerke der TU Dresden, Studierende der Konservierungswissenschaften und RestauratorInnen) in enger Zusammenarbeit zwei Objekte restauratorisch untersuchen, im Computer modellieren und anschließend verschiedene Klimaszenarien simulieren, um Rückschlüsse für die optimalen Lagerungsbedingungen zu ermitteln. Die einzelnen Arbeitsschritte sollen in fachlich gemischten Gruppen bearbeitet werden, um größtmöglichen Einblick in die Details der Arbeit der jeweils anderen Fachdisziplin zu erhalten.
Einen wichtigen Teil der Sommerschule nimmt die 3D-Erfassung und die Erkundung der Möglichkeiten der Dokumentation von dreidimensionalen Veränderungen von Holztafelgemälden ein. Nach einem Vortrag vom Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung (IPF) der TU Dresden erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit anhand der Übungsobjekte die Technik zu erlernen.
Wer kann teilnehmen?
Studierende der Restaurierung/Konservierung und des Bau-/ Ingenieurwesens (mit Basiswissen FEM). Ausdrücklich sind auch Personen mit abgeschlossenem Studium und Berufspraxis eingeladen. Neben dem grundsätzlichen Interesse sind Grundkenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet CAD und 3D-Erfassung (SFM) von Vorteil (jedoch nicht Bedingung). Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, behalten wir uns vor, die Teilnehmenden auszuwählen.
Anmeldung / Kosten:
Bitte senden Sie ein kurzes Schreiben mit Informationen über Ihren Hintergrund via Email an oliver.tietze@tu-dresden bis zum 25.07.22. Sie erhalten dann die Bestätigung bis spätestens 27.07.22.
Die Teilnahme ist kostenlos. Wir bitten sehr darum, eine Anmeldung nur in Erwägung zu ziehen, wenn die gesamte Sommerschule besucht werden kann. Die Plätze sind begrenzt, so dass aus Rücksicht auf diejenigen, die keinen Platz finden, eine Anmeldung verbindlich sein muss.
Credits: Es besteht die Möglichkeit, für die Teilnahme an der Veranstaltung 2 Punkte (ECTS) zu erhalten. Voraussetzung ist die vollständige Teilnahme an den Veranstaltungen und eine Prüfungsleistung. Die Abschlusspräsentation am Freitag wird mit der entsprechenden Prüfung (Vortrag und Verteidigung) verbunden.
Veranstalter:
Hochschule für Bildende Künste Dresden (Prof. Dr. Christoph Herm)
Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke der Technischen Universität Dresden (Prof. Dr. Michael Kaliske)
Ort:
Hochschule für Bildende Künste, Güntzstraße 34, 01307 Dresden, Raum: Siehe Aushang
Programm:
Montag 19.09.22 |
||
09:00 |
Begrüßung, Vorstellung |
|
09:15 |
Formulierung der Aufgabenstellung, Planung des Ablaufs |
|
09:30 |
Einführung zur FEM (ISD, Prof. Kaliske) (öffentlich) |
|
11:30 |
Einführung zum Thema Materialeigenschaften (Daniel Konopka) (öffentlich) |
|
12:00 |
Mittag |
|
13:30 |
Vortrag Präventive Konservierung und Messmethoden ( IDK, Thomas Löther) (öffentlich) |
|
15:00 |
Einführung Objekte (ISD, Oliver Tietze / Gerald Grajcarek / Julia Niemetz) |
|
Dienstag 20.09.22 |
||
09:00 |
Einführung CAD Zeichnen (ISD) Konservatorischer Zustand, Klimasituation, Konzept |
|
10:00 |
Übung 3D CAD (ISD) |
|
12:30 |
Mittag |
|
13:30 |
Prinzipien der „Restauratorischen Untersuchung“ (ISD/HfBK Oliver Tietze) (öffentlich) |
|
15:30 |
Einführung Vernetzen für FEM (ISD) |
|
Mittwoch 21.09.22 |
||
09:00 |
3D-Erfassung Vortrag (IPF Christian Mulsow) |
|
11:00 |
Erstellen des 3D-Modells (Übungen) |
|
12:30 |
Mittag |
|
13:30 |
Dokumentation und Nutzung der 3DModelle / Einführung in Software Cloud Compare |
|
15:30 |
Praktische Arbeit an den Modellen |
|
Donnerstag 22.09.22 |
||
09:00 |
Praktische Arbeit an den Modellen / Materialparameter |
|
12:00 |
Mittag |
|
13:30 |
Führung im Labor des IHD |
|
15:30 |
Praktische Arbeit / Präsentationsvorbereitung |
|
Freitag 23.09.22 |
||
09:00 |
Auswertung der FEM / Diskussion |
|
11:00 |
Vorbereitung der Präsentation / Dokumentation |
|
12:30 |
Mittag |
|
13:30 |
Abschlusspräsentation der Ergebnisse (öffentlich) Diskussion |