Rückblick: ARS
Unter der Moderation von Maja Liebscher fand am 07.02.2025 der sechste Vernetzungs- und Digitale-Lehre-Workshop zum Thema Aktivierende Lehrmethoden und Audience-Response-Systeme (ARS) statt.
Inhaltsverzeichnis
- Mehr Interaktion in Seminar und Vorlesung mit ARS: Einsatzszenarien und Methoden
- Mitmachen statt Zuhören: Aktivierende Lehrmethoden und ARS in der Praxis
- Digital aktivieren: Sli.do als Tool für große und kleine Kurs
- Auditorium Mobile Classroom Service – ein komplexes ARS und seine didaktischen Einsatzmöglichkeiten
Mehr Interaktion in Seminar und Vorlesung mit ARS: Einsatzszenarien und Methoden
In Vertretung für Josefine Marquardt von der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) führte Konstantin Thieme in Audience Response Systeme ein und sprach zu Einsatzzwecken und Möglichkeiten der didaktischen Einbindung.
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Josefine Marquardt: Mehr Interaktion in Seminar und Vorlesung mit ARS: Einsatzszenarien und Methoden
Die wichtigsten Aussagen:
- ARS sind digitale Werkzeuge, die zu verschiedenen Fragetypen in der Lehrveranstaltung die interaktive Antworteingabe, -auswertung und -anzeige ermöglichen.
- Mit deren Hilfe können Lehrende die Lehrveranstaltung steuern, den Wissensstand abfragen, Verständnisprobleme identifizieren, Feedback einholen, Inhalte reflektieren und einiges mehr.
- ARS lassen sich beispielsweise bei den Methoden Peer-Instruction sowie Think Pair Share gut einsetzen.
Mitmachen statt Zuhören: Aktivierende Lehrmethoden und ARS in der Praxis
Dr. Katja Richter von der Professur für Photogrammietrie berichtete von ihrem vielfältigen Methodeneinsatz in ihren Lehrveranstaltungen. Dank zahlreicher verschiedene Methoden, die sie den Studierenden anbietet, hat sie gutes Feedback erhalten und sogar einen Lehrpreis gewonnen.
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Katja Richter: Aktivierende Lehrmethoden und ARS
Die wichtigsten Aussagen:
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Ziel in den Lehrveranstaltungen ist es, dass Studierende nicht nur zuhören, sondern ihr erworbenes Wissen direkt anwenden und somit der Lernerfolg gesteigert wird. Zeitgleich wird die Aufmerksamkeit erhöht und Studierende gelegentlich aktiviert.
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Je nach Zahl der Studierenden und Fachsemester lassen sich Methoden unterschiedlich gut einsetzen. So sollen in Massenveranstaltungen der unteren Semester Hemmungen abgebaut werden, sodass niederschwellige Methoden zum Einsatz kommen müssen. Pro Lehrveranstaltung wurde so mindestens eine Aktivierung eingebaut.
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Erwartungen einholen mit der Evaluationszielscheibe: die Erwartungen der Studierenden werden zu Beginn einer Lehrveranstaltungsreihe abgefragt, um auf gewünschte Inhalte besser eingehen zu können. Somit kann auf die Interessen der Studierenden eingegangen werden, wo das möglich ist. Dafür eignet sich das Tool Oncoo.
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An Lebenswirklichkeit anknüpfen: Mit Hilfe des Quiz-Werkzeugs arsnova können Studierende zu Parallelen zwischen dem Fachinhalt und ihrem Alltrag befragt werden, beispielsweise Analogien und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es zu den fachlichen Themen gibt. Arsnova funktioniert ohne Anmeldung und die Fragen sind in kurzer Zeit erstellt.
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Feedback zur Vorlesung einholen: Mit Hilfe von Frage-Tools wie arsnova können Studierende zur gerade stattgefundenen Lehrveranstaltung befragt werden. Die Reaktionen darauf sind häufig sehr positiv. Außerdem schwindet die Konzentration der Studierenden nicht so schnell, wenn die Vorlesungen interaktiv und abwechslungsreich gestaltet werden. Insbesondere die praktische Mitarbeit wird sehr geschätzt.
- Vorhandenes Wissen reaktiveren: Mit One Minute Paper kann Wissen aus Schule oder vorherigen Modulen aufgerufen werden. Studierende müssen innerhalb einer Minute für sich selbst alles aufschreiben, was sie schon wissen. Anschließend wird bekannt gegeben, was die Studierenden wissen sollten und somit nachgeholt werden muss, falls das Wissen nicht vorhanden ist.
- Letzten Lernstoff wiederholen: Mit Freewriting kann der Lernstoff der letzten Vorlesung abrefuen werden. Die Studierenden müssen innerhalb einer vorgebenen Zeit alles aufschreiben, an was sie sich erinnern. Der Schreibfluss darf nicht unterbrochen werden, es kommt nicht auf Rechtschreibung und Grammatik an, den Text wird später niemand anderes lesen.
- Lernstoff identifizieren: Die Studierenden können aufgefordert werden, sich selbst Prüfungsfragen auszudenken. Anschließend können die Fragen getauscht und beantwortet werden. Als Anreiz können besonders gute Fragen in Selbsttests oder die Prüfung selbst übernommen werden.
- Tieferes Verständnis fördern
- mit Think Pair Share: Eine konkrete Aufgabenstellung wird zunächst in Einzelarbeit, dann paarweise und abschließend im Plenum bearbeitet. Die Methode eignet sich gut bei bis zu 40 Personen.
- mit Recherche, Datenrecherche und Visualisierung: beispielsweise mit einer Online-Pinwand wie Padlet. Recherche und ggf. Datenauswertung durch Studierende, Eintragungen im Padlet. Kann als PDF exportiert und für die weiteren Vorlesungen verwendet werden.
- mit der Erstellung einer Schautafel, beispielsweise digital gestützt. Das kann eine Info-Grafik, eine Übersicht oder ein Mindmap sein. Für Vorlesungsinhalte, Recherchen und zur Klausurvorbereitung geeignet.
Digital aktivieren: Sli.do als Tool für große und kleine Kurs
Isabell Lippert von der Professur für Wirtschaftsinformatik, insb. Business Engineering stellte das Tool Sli.do vor, mit dessen Hilfe man Studierende in kleinen und großen Kursen zur Mitarbeit aktivieren kann.
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Isabell Lippert: Digital aktivieren – Sli.do als Tool für große und kleine Kurse
Die wichtigsten Aussagen:
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Viele Studierende beteiligen sich in großen und kleinen Lehrveranstaltungen nicht, weil sie Angst vor Blamage haben und sich nicht trauen. Durch Internationalisierung können zudem sprachliche Barrieren existieren. Häufig interagieren dann nur Lehrperson und dieselben wenigen Studierenden miteinander.
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Sli.do funktioniert ähnlich wie Mentimeter. Man kann es nahtlos in PowerPoint als Add-In einbinden, sodass kein Wechsel des Fensters nötig ist. Es eignet sich dadurch auch bei hybriden Veranstaltungen. Eine Anmeldung der Lehrperson oder eines Lehrstuhls ist notwendig. Für die uneingeschränkte Nutzung fallen Kosten von 17 Dollar je Monat an.
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Es stehen verschiedene Ineraktionsmöglichkeiten zur Verfügung, die im Add-In PowerPoint hinzugefügt werden können:
– Joining Slide: enthält einen QR-Code, damit die Studierenden mit ihren Handys zu den Frageseiten gelangen.
– Check in mit Namen, um die Reaktion der Studierenden zu überprüfen. Manchmal wählen Studierende komische Namen. Anonymität ist aber wichtig, um Barrieren und Ängste beim Mitmachen abzubauen.
– Audience Q&A für die Beantwortung von Fragen. MC-Fragen sind einfach einfügbar. Geeignet ist beispielsweise ein kleines Quiz zu Beginn jeder Übung, um anschließend mit den Studierenden ins Gespräch kommen zu können.
– Leaderboard für das Anzeigen eines Rankings der besten fünf Teilnehmenden.
– Offener Text für Kommentare, Rückmeldungen oder offene Fragen. Diese Antworten werden auf der Folie aufgelistet.
– Rating für das Ende einer Lehrveranstaltung geeignet, um niederschwelliges Feedback von 1 bis 5 Sterne zu erhalten.
Die Antworten werden stets angezeigt, jedoch nicht im Foliensatz gespeichert. -
Manchmal werden Freitexte durch komische Textbeiträge missbraucht, das sollte man gekonnt ignorieren oder falls nötig die Studierenden mit ihrem Fehlverhalten konfrontieren.
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Die Studierenden zeigen mit ihren Interaktion, was in ihnen steckt. Trotzdem hat man selbst noch die Kontrolle, wie viel man ermöglicht und in die Lehrveranstaltung einbaut. Damit kann festgelegt werden, wie lange die Studierenden ihr Handy benutzen sollen und wann wieder aktiv in den analogen Raum gewechselt wird.
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Die Interaktionsform kommt bei den Studierenden gut an und ist inklusiver als ein normales Unterrichtsgespräch.
Auditorium Mobile Classroom Service – ein komplexes ARS und seine didaktischen Einsatzmöglichkeiten
Dr. Iris Braun von der Professur für Rechnernetze stellte das selbst entwickelte Auditorium Mobile Classroom Service (AMCS) vor, das die Studierenden über das gesamte Semester begleiten kann.
Zum Foliensatz:
Iris Braun, Tommy Kubica: Auditorium Mobile Classroom Service – ein komplexes ARS
Die wichtigsten Aussagen:
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AMCS wird seit 10 Jahren entwickelt und hat die regelmäßige Aktivierung der Studierenden zum Ziel. Es eignet sich sowohl für den Hörsaal als auch für den digitalen Raum.
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Damit die Begleitung über ein gesamtes Semester erfolgen kann, ist ein Account zum Speichern der eigenen Fragen notwendig. Das ermöglicht, dass Studierende auch später die gestellten Fragen und gegebenen Antworten nachschlaten können.
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Mit AMCS können klassische Quiz und Fragerunden am Anfang, in der Mitte und am Ende einer Lehrveranstaltung durchgeführt werden. Es gibt einen zweistufigen Feedbackalgorithmus, der zunächst Hilfen und anschließend die richtige Antwort anzeigen kann.
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Die Auswertung kann live erfolgen, u. a. mit der Anzeige von Diagrammen zu den richtigen Antwortmöglichkeiten. Die Lösungen können verborgen werden, um lediglich die Zahl der richtigen und falschen Antworten anzuzeigen, ohne die Lösung zu verraten.
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Folienfragen ermöglichen das schrittweise Freischalten von Fragen anhand eines PDF-Foliensatzes. Insgesamt können viele Fragen erstellt und im Question Pool gespeichert werden.
Im Anschluss an den Plenarteil war Zeit, sich über die Erkenntnisse auszutauschen und individuelle Rückfragen an die Vortragenden zu stellen.