Rückblick: Digitale Prüfungen
Am 30.09.2024 fand der fünfte Vernetzungs- und Digitale-Lehre-Workshop zum Thema Digitale Prüfungen statt. Claudia Böhm vom Team Digitale Lehre am Bereich Bau und Umwelt moderierte den Plenarteil.
Inhaltsverzeichnis
Technische und organisatorische Rahmenbedingungen für Digitale Prüfungen
Sylvia Frin und Ulrike Schirwitz vom Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren (ZiLL) führten in das Thema der Digitalen Prüfungen ein und stellten die wesentlichen Randbedingungen und die zur Verfügung stehenden digitalen Werkzeuge vor.
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Sylvia Frin, Ulrike Schirwitz: Rahmenbedingungen für Digitale Prüfungen
Die wichtigsten Aussagen:
- Klassische Prüfungsformate lassen sich in den digitalen Raum überführen:
Klausurarbeiten können mit OPAL-ONYX geschrieben werden und unter anderen Freitextaufgaben, Lückentexte, Multiple-Choice- und Single-Choice-Aufgaben eingefügt werden. Die Prüfungserstellung und -durchführung erfolgt direkt im Browser.
Eine Upload-Klausur oder die Abgabe von Haus- und Seminararbeiten können ebenso über OPAL realisiert werden. Eine Kombination aus einer Klausurarbeit über ONYX und einen Upload von während der Arbeitszeit erstellten Dokumenten ist möglich.
Für mündliche Prüfungen stehen Videokonferenzsysteme zur Verfügung. - Organisatorische und technische Randbedingungen sind einzuhalten und in der Handreichung Digitales Prüfen festgelegt.
- Die Studierenden haben keine Wahlfreiheit, ob sie eine Prüfung digital oder analog schreiben können. Findet die digitale Prüfung vor Ort statt, müssen die notwendigen Computer vorhanden sein – z. B. durch PC-Pools, Leihgeräte oder von Studierenden mitgebrachte Geräte.
- Soll eine digitale Fernprüfung angeboten werden, muss diese zur Täuschungsprävention per Videokonferenz beaufsichtigt werden. Aus Datenschutzgründen können Studierende diese ablehnen und ersatzhalber verlangen, die Prüfung digital in Präsenz abzulegen. Daher ist bei digitalen Fernprüfungen im Voraus das Einverständnis der Studierenden einzuholen und mit den Studierenden abzusprechen, ob es Teilnehmende gibt, die die digitale Prüfung vor Ort ablegen möchten.
- Zur Prüfungsdurchführung stehen mehrere Prüfungsplattformen OpalEXAM zur Verfügung. Diese werden nach der Prüfungsanmeldung durch die Prüfenden zugewiesen.
- Es ist empfehlenswert, die digitale Prüfung im Vorfeld ausgiebig zu testen, um inhaltliche Fehler auszuschließen und die automatische Korrektur auf Richtigkeit zu überprüfen. Das Team Digitale Werkzeuge kann dabei unterstützen.
- Damit Studierende und Prüfende das Prüfungsszenario ausprobieren können, ist eine Probeklausur ratsam. Darin sollte der Ablauf der Prüfung und die wesentlichen Funktionen, beispielsweise verschiedene Aufgabentypen, getestet werden.
- Während der Prüfungsdurchführung erfolgt ein Telefon-Support durch das Team Digitale Werkzeuge und den E-Learning-Support, die bei Problemen eingreifen können.
- Die Korrektur kann je nach Aufgabentyp automatisch oder halbautomatisch erfolgen, bei Textaufgaben i. d. R. manuell. Notwendig ist aber eine manuelle Kontrolle der Bewertungen.
- Die Prüfungseinsicht und Archivierung der Prüfungen ist innerhalb der Prüfungsplattformen möglich. Ebenso stehen Exportmöglichkeiten zur Verfügung.
Digitale Prüfungen am Institut für Baustoffe
Michaela Reichardt vom Institut für Baustoffe berichtete von ihren Erfahrungen, wie die Umstellung einiger Prüfungen in den digitalen Raum funktionierte und welche Herausforderungen überwunden werden mussten.
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Michaela Reichardt: Digitale Prüfungen am Institut für Baustoffe
Die wichtigsten Aussagen:
- Am Institut wurde etwa die Hälfte der Klausurarbeiten in digitale Prüfungen umgestellt.
- Vorteile für Lehrende sind, dass die Schrift bei Textaufgaben lesbar ist, die Korrektur deutlich schneller erfolgen kann, mehrere Personen zeitgleich korrigieren können, die Punktzahlen automatisch zusammengerechnet werden, die Aufgaben statistisch ausgewertet werden können und die digitale Archivierung sehr platzsparend ist. Für Studierende kann Tippen statt Schreiben von Vorteil sein. Außerdem sind die PC-Pools meist klimatisiert und Fernstudierende können auf einen Vor-Ort-Besuch verzichten.
- Nachteile sind, dass die Aufgabenvielfalt der digitalen Tools beschränkt ist, es neue Täuschungsmöglichkeiten gibt und die Geräuschkulisse durch das Tippen bei digitalen Präsenzprüfungen relativ groß ist.
- Nach der Prüfungsanmeldung beim Prüfungsamt erfolgte die Konzeption der Prüfung, eine ausführliche Ankündigung gegenüber den Studierenden im OPAL, das Durchführen eines verkürzten Probelaufs mit nicht-fachlichen Fragen und die digitale Vor-Ort-Prüfung selbst.
- Auf Antrag und mit driftigen Grund (Fernstudium, Elternzeit, Krankheit) dürfen die Studierenden die Prüfung auch als Fernprüfung ablegen. Davon wird gelegentlich Gebrauch gemacht. Die Aufsicht der Fernprüfung übernimmt die Aufsicht der Vor-Ort-Klausur. Bei großen Gruppen oder mehreren Räumen erfolgt die Fernprüfungsaufsicht separat. Sie erfolgt über Zoom im Aufmerksamkeits-Modus, bei dem die Teilnehmenden ausschließlich den Host sehen können. Damit sind die Identitätskontrolle, die Klausuransprache und die individuelle Kontaktaufnahme einfach möglich.
- Technikprobleme sind nur selten aufgetreten. Manchmal schließen Studierende aus Versehen das Brwoserfenster mit der Klausur. Anfängliche Probleme mit Zoom sind inzwischen sehr selten geworden.
- Betrugsversuche sind nicht ausschließbar, werden aber durch die eingestellte Copy-Paste-Sperre erschwert. Die erste Aufgabe der digitalen Klausur ist außerdem die Erklärung zum selbstständigen Arbeiten, für dem sich die Studierenden verpflichten.
Digitale Vorort-Prüfungen vorbereiten, organisieren und administrieren
Marko Ott und Tobias Gerlach vom Informatiklabor Wirtschaftswissenschaften stellten den organisatorischen Ablauf von digitalen Prüfungen im PC-Pool der Fakultät sowie den SafeExam-Browser vor.
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Marko Ott, Tobias Gerlach: Digitale Vorort-Prüfungen vorbereiten, organisieren und administrieren
Die wichtigsten Aussagen:
- Das Informatiklabor Wirtschaftswissenschaften bietet für alle Fakultäten einen Service für Digitale Vor-Ort-Prüfungen an. Es stehen vier PC-Pools im Schumann-Bau zur Verfügung. Der PC-Pool SCH/A200a ist mit 50 Plätzen der größte PC-Pool der Universität und eignet sich für digitale Prüfugen.
- Der SafeExam-Browser schafft eine sichere Prüfungssituation, indem nur definierte Programm geöffnet und genutzt werden können. Damit werden gleiche Bedingungen für alle Studierende geschaffen, auch wenn sie ihr Privatgerät nutzen.
- Der SafeExam-Browser wird im Kiosk-Modus solange betrieben, bis die Prüfung beendet oder abgebrochen wird. Erlaubte Ressourcen können beispielsweise Excel, technische Zeichenprogramme oder Fachsoftware sein.
- Bei Fernprüfungen kann der SafeExam-Browser auch genutzt werden, wenn er auf den Privatgeräten installiert wurde. Allerdings kann der Browser nicht ausschließen, dass die Studierende noch andere Geräte wie Smartphone oder zweiten Computer nutzen. Daher ist weiterhin eine Aufsicht notwendig.
Erfahrungen mit Digitalen Vor-Ort-Prüfungen und dem Aufgabenmanagement in Opal
PD Dr. Ulrich Maschek berichtete von seinen Erkenntnissen aus den digitalen Prüfungen und erklärte, weswegen er heute am liebsten Vor-Ort-Prüfungen durchführt.
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Ulrich Maschek: Erfahrungen mit Digitalen Vor-Ort-Prüfungen und dem Aufgabenmanagement in OPAL
Die wichtigsten Aussagen:
- Der Erstaufwand für eine Digitale Prüfung ist zwar hoch, doch der minimale Korrekturaufwand ist ein großer Vorteil.
- Digitale Fernprüfungen haben ein hohes Potential für Täuschungen. Das lässt sich zwar mit einer hohen Aufgabendichte, individuellen Aufgabenreihenfolgen und dem Zwang zu einer linearer Abarbeitung reduzieren, jedoch sind diese Maßnahmen unbeliebt und schützen nur teilweilse vor Betrug.
- Weil die PC-Pools meist zu klein sind und dadurch viele Aufsichten gebraucht werden, werden Digitale Vor-Ort-Prüfungen mit eigenen Geräten in Hörsälen mit vielen Steckdosen durchgeführt.
- Studierende sollen sich im Vorfeld melden, wenn sie kein eigenes Gerät für die Prüfung nutzen können. Für einen Geräteausfall bringt der Lehrstuhl außerdem einen Reserve-Laptop mit. Das WLAN hat bisher immer funktioniert.
- Zwei Aufsichten werden in die letzte Reihe positioniert, um den Verfolgungsdruck aufzubauen und das Täuschen präventiv zu erschweren.
- Die Prüfungsfragen ließen sich aus den Fragen der analogen Prüfungen speisen, jedoch nicht alle in der selben Form. Manchmal müssen die Fragen anders gestellt werden oder ein anderes Fragenlayout genutzt werden, weil die technischen Hilfsmittel nicht alle Fragenlayouts zulassen.
- Es empfiehlt sich, die Aufgaben immer im Aufgabenpool von OPAL zu verwalten und in die jeweils zugewiesene Prüfungsplattform zu exportieren. Außerdem sollten die Aufgaben streng nach Thema und ihrer Aktualität sortiert werden. Werden Aufgaben laut Statistikbericht zu schnell beantwortet ("Schwierigkeit" > 90 %), kann die Punkteverteilung geändert werden oder die Aufgabe aussortiert werden.
Im Anschluss an den Plenarteil war Zeit, sich über die Erkenntnisse auszutauschen und individuelle Rückfragen an die Vortragenden und weitere Ansprechpersonen zu stellen.