29.01.2021
Rückblick „60 Minuten: Corona und die Auswirkungen auf den stationären und ambulanten Bereich und die Produktion von Gesundheitsleistungen“
Mit der Veranstaltung „Corona und die Auswirkungen auf den stationären und ambulanten Bereich und die Produktion von Gesundheitsleistungen“ wurde am 28.01.2021 die im Dezember 2020 gestartete Online-Diskussionsreihe „60 Minuten: Corona, Wirtschaft und Finanzen“ abgeschlossen. Eine Fortsetzung der Reihe ab März 2021 ist bereits geplant.
Die deutsche Gesundheitswirtschaft erwies sich in Krisen stets als gesamtwirtschaftlicher Stabilisator. In der Diskussionsrunde wurde der Frage nachgegangen, ob dies auch in der Coronakrise zutrifft, die einerseits wesentliche Leistungszentren beeinträchtigt, andererseits auch neue Impulse in der Gesundheitsproduktion setzen kann. Prof. Dr. Alexander Karmann (TU Dresden) moderierte eine spannende Expertenrunde, die Einblicke in den ambulanten Bereich, den Krankenhaussektor und den Gesundheitssektor insgesamt gab. Es referierten Dr. Adam Pilny, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Principal Investigator Klinikinvestitionen beim RWI Essen, Dr. Gunnar Dittrich, Hauptabteilungsleiter bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, und Frau Dr. Sandra Hofmann, Forschungsleiterin Internationale Sozialpolitik bei WifOR Darmstadt.
Im Fokus des Impulsvortrags von Dr. Pilny stand die Analyse von Freihaltepauschalen, die zunächst einheitlich, später differenziert nach Krankenhaustypen, zur Bettenvorhaltung für Corona-Patienten seitens des Bundesgesundheitsministeriums gezahlt wurden. Da sich die einheitliche Zuweisungspraxis als tendenziell problematisch erwies – Erlössteigerungen bei kleineren Häusern, Erlöseinbußen bei Maximalversorgern -, löste das Ministerium die Praxis einheitlicher Pauschalierung durch Zahlung differenzierter Pauschalen ab.
Dr. Dittrich ging auf Strukturanpassungen ambulanter Versorgung ein (Test-Praxen; krankenhausersetzende Maßnahmen in Pflegeheimen; Testzentren). Inwieweit Corona die Digitalisierung von Praxen vorantreibt, wurde am Beispiel der Videosprechstunde verdeutlicht, die primär bei psychischen Erkrankungen beansprucht wird. Die hohen Akzeptanzwerte aus der Onlineumfrage unter den Panelteilnehmern scheinen für die hausärztliche Behandlung in Sachsen noch in weiterer Entfernung.
Frau Dr. Hofmann nahm abschließend eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung vor mit der Frage, ob die bisherige Rolle der Gesundheitswirtschaft weiterhin gilt: einerseits Wachstumsmotor (industrielle Produktion), andererseits Stabilisator in Krisenzeiten (Versorgung). Offenbar hatte die erste Corona-Welle Produktion und Export stark getroffen. Aber auch das Wachstum medizinischer Versorgung war diesmal rückläufig, nachfolgend sogar negativ, was mit überraschend hohen Kurzarbeitszahlen im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen korreliert. Als Ausblick, und ermutigend, deutet sich eine Rückkehr auf den alten Wachstumspfad ab – gleichwohl, eine Renaissance der Kostendiskussion im Gesundheitswesen und der Sicht von Gesundheit als Kostenfaktor könnte wiederaufleben.
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