„Heimerziehung in Spezialheimen der DDR – Eine pädagogisch-rekonstruktive Studie zum DDR-Erziehungssystem und dessen Bewältigung“
Ein Forschungsverbund der Technischen Universität Dresden und der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
Der Forschungsverbund „DDR-Spezialheime“ (Kurztitel) ist einer von 14 bundesweit geförderten Forschungsverbünden der „Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der DDR-Forschung im Rahmenprogramm Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur nachhaltigen Verankerung von Wissensbeständen zum Thema DDR und SED-Unrecht.
Ein Viertel aller DDR-Heimkinder zwischen 1949 und 1989/90 war in Spezialheimen, insbesondere in Spezialkinderheimen oder Jugendwerkhöfen, untergebracht. Deren persönliche Erlebnisse wie auch die Strukturen der DDR-Heimerziehung insgesamt wurden lange Zeit nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten kaum beachtet und/oder wahrgenommen. Erst in jüngerer Zeit führte der öffentliche Diskurs um erlittenes Unrecht in DDR-Spezialheimen sowie zu Rehabilitierung bzw. Entschädigungs- und Ausgleichsleistungen für ehemalige Insass*innen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit, auch seitens der Wissenschaft. Unter Einbezug von Zeitzeug*innen will der Forschungsverbund zu einer tiefergehenden Erforschung und zu einem besseren Verständnis dieser Geschichte beitragen. Darüber hinaus ist es das zentrale Ziel, das Wissen zur DDR-Heimerziehung zugänglich zu machen, nachhaltig zu vermitteln und in akademischer Forschung und Lehre zu verankern. Neben der Entwicklung einer lebensgeschichtlichen Datenbank sind Schul- und Lehrmaterialien, Fachtagungen und Publikationen geplant. Langfristig wird ein Kooperationsverbund zwischen Hochschulbildung und historisch-politischer Bildungsarbeit angestrebt.
Das Team des Forschungsverbundes setzt sich aus Erziehungswissenschaftler*innen und Historiker*innen beider Verbundpartner zusammen, die über mehrjährige Forschungserfahrungen und Expertisen in den Bereichen der DDR-Aufarbeitung und auch Betroffenenberatung verfügen.
Zeitzeug*innen gesucht!
Im Forschungsverbund werden Jugendhilfe- und Heimakten, pädagogische Schriften, Forschungsliteratur und biographische Selbstzeugnisse ausgewertet. Zentrale Grundlage dafür bilden Interviews mit Zeitzeug*innen, da persönliche Erfahrungen und Erlebnisse als zentral für das Verständnis des Systems der DDR-Heimerziehung, dessen Wirkung, Folgen und Bewältigung zu verstehen sind. Dieses Wissen soll für Schul- und Lehrmaterialien sowie für eine lebensgeschichtliche Datenbank aufbereitet und nutzbar gemacht werden. Darum bitten wir Sie um Ihre Mithilfe:
Wir suchen Zeitzeug*innen für Interviews mit den Mitarbeiter*innen des Forschungsverbundes.
Sie waren selbst in einem DDR- Jugendwerkhof, Spezialkinderheim, dem GJWH Torgau oder einem Durchgangsheim untergebracht und wären bereit, Ihre Lebensgeschichte zu erzählen oder Sie besitzen persönliche Dokumente aus der Zeit im Heim? Die Mitarbeiter*innen des Forschungsverbundes „Spezialheime DDR“ bitten Sie um Ihre Mithilfe zur Erforschung des DDR-Heimsystems. Alle Interviews mit den Verbundmitarbeiter*innen, deren Auswertung und Ergebnispräsentation erfolgen selbstverständlich anonymisiert. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, kann Ihre Geschichte auch auf Wunsch in die Lebensgeschichtliche Datenbank der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau übernommen werden und dort helfen, die DDR-Heimvergangenheit zu dokumentieren.
Sie haben Spezialheime zu DDR-Zeiten als Elternteil eines Heimkindes, als Beschäfigte*r im pädagogischen Umfeld, als Mitarbeiter*in im Umfeld der Schule oder Jugendhilfe, als Anwohner*in der Nachbarschaft einer solchen Einrichtung miterlebt? Oder Sie besitzen Materialien und/oder Akten aus Spezialheimen?
Die Mitarbeiter*innen des Forschungsverbundes bitten Sie um Mithilfe für die Erforschung des DDR-Spezialheimsystems. Alle Interviews, deren Auswertung und Ergebnispräsentation erfolgen selbstverständlich anonymisiert.
Ziel des Forschungsverbundes ist die Erforschung der Heimerziehung in der DDR mit besonderem Fokus auf die Spezialheime (Spezialkinderheime, Durchgangsheime, Jugendwerkhöfe inkl. dem GJWH Torgau und das Kombinat der Sonderheime für Psychodiagnostik). Um differenziertere Erkenntnisse zum Themenkomplex der DDR-Heimerziehung zu erlangen, sollen die Perspektiven von ehemaligen Heimkindern und -jugendlichen und ihrer Angehörigen sowie ehemaliger Mitarbeiter*innen im Heimkontext in den Blick genommen werden. Zugleich bildet die Rekonstruktion der Logik und Struktur der Institution Spezialheim einen weiteren Schwerpunkt der Untersuchung.
Das zentrale Anliegen des Forschungsverbundes ist, die generierten Wissensbestände zur DDR-Heimerziehung nachhaltiger als bislang in der akademischen Forschung und Lehre zu verankern. Neben der Implementierung in den Forschungs- und Bildungsbereich der Hochschulen beinhaltet dies gleichermaßen die Träger der politischen Jugendbildung, um das Thema einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Um das Thema Heimerziehung in Spezialheimen der DDR systematisch aufzuarbeiten, werden im Forschungsverbund verschiedene Datenmaterialien, darunter autobiographisch-narrative Interviews mit Zeitzeug*innen, Jugendhilfe- und Heimakten sowie weitere archivierte Dokumente und Literatur zum Thema Spezialheime in der DDR ausgewertet.
Frau Prof.‘in Dr. Cornelia Wustmann (Verbundleitung)
Technische Universität Dresden
Fakultät für Erziehungswissenschaften
Institut für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Wohlfahrtswissenschaften
01062 Dresden
Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau (Verbundpartner)
Fischerdörfchen 15
04860 Torgau
Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung |
Projektlaufzeit: Januar 2019 – Dezember 2022 |