Laufende Forschungsprojekte
Animal Hoarding als multidisziplinäre Herausforderung - Eine Mixed-Methods Studie mit Blick auf Mensch und Tier (seit 01/2024)
Animal Hoarding beschreibt das pathologische Sammeln und Horten von Tieren in großer Anzahl, wobei der*die Tierhalter*in („Hoarder*in“) der Versorgung und Pflege der Tiere nicht mehr ausreichend nachkommt und Mindeststandards an eine tiergerechte Haltung, Ernährung, Hygiene und tierärztliche Versorgung nicht eingehalten werden. Animal Hoarding-Fälle zeichnen sich zudem durch die unkontrollierte Vermehrung und Verwahrlosung der Tiere aus. Das Leid der Menschen und der Tiere geht oft Hand in Hand. Hoarder*innen sind häufig aufgrund komorbider psychischer Erkrankungen, wie Depressionen oder Zwangsstörungen, nicht fähig zu erkennen, dass sie die Tiere vernachlässigen und sie auch selber unter der Situation leiden. Da sich Betroffene mit Verlauf der Sammeltätigkeit mitunter stark von ihrem Umfeld isolieren, findet Animal Hoarding häufig im Verborgenen statt.
Aufgrund der hohen Dunkelziffer ist keine definitive Aussage über das genaue Ausmaß der Hoarding-Fälle in Deutschland möglich. Um statistisch belastbare Daten zu erheben, die Situation von Tieren in Animal Hoarding-Haltungen, die psychologischen und biografischen Hintergründe der Hoarder*innen besser zu verstehen, sowie nachhaltige Konzepte zur Prävention von Animal Hoarding zu erarbeiten, hat der Deutsche Tierschutzbund ein interdisziplinäres Forschungsprojekt ins Leben gerufen.
Das Projekt besteht aus zwei Teilen. In ersten Teil steht v.a. die Perspektive der betroffenen Tiere und im zweiten Teil die der betroffenen Menschen im Fokus. Im ersten Teil erfolgt eine schriftliche Befragung von Veterinärämtern zu den in 2023 bearbeiteten Animal Hoarding-Fällen. Geplant ist eine Vollerhebung aller deutschen Veterinärämter mithilfe strukturierter Fragebögen, die u.a. Art, Zahl und Zustand der betroffenen Tiere, soziodemographische Angaben zu den Tierhalter_innen sowie die von Seiten der Veterinärämter ergriffenen Maßnahmen und deren Ergebnisse erfassen.
Im zweiten Teil soll ab 2025 eine Befragung der betroffenen Personen durchgeführt werden. Über narrative Interviews soll ein Zugang zu den persönlichen Ursachen für Animal Hoarding ermöglicht und eine Innenperspektive auf das Phänomen Animal Hoarding eröffnet werden.
Das Forschungsprojekt verfolgt zusammenfassend drei Ziele:
- Abbildung der aktuellen Animal Hoarding-Situation in Deutschland
- Identifizierung individueller/biografischer Ursachen von Animal Hoarding
- Erarbeitung von Leitfäden, Checklisten und Handreichungen, um multiprofessionellen Helfer*innen (Tierärzt*innen, Sozialarbeiter*innen etc.) die Identifizierung und Begleitung von Animal Hoarding-Fällen zu erleichtern
Kooperationspartner: Deutscher Tierschutzbund, Bundesverband der beamteten Tierärzte e-V., TierSucht e.V., Forschungsgruppe Mensch-Tier-Beziehung der TU Dresden
Ansprechpersonen der Forschungsgruppe Mensch-Tier-Beziehung der TU Dresden: Michael Christian Schulze, Sandra Wesenberg
Projektförderung: Deutscher Tierschutzbund