13.05.2024
Ausstellung "Reise(un)freiheit - Werke von Annemirl Bauer"
Reise(un)freiheit – Werke von Annemirl Bauer
Kabinett der Galerie der Kustodie im Görges-Bau
31. Mai bis 07. Oktober 2024
Ausstellungseröffnung: 30.5.2024, 19:00 Uhr
Galerie der Kustodie der TU Dresden im Görges-Bau (Helmholtzstraße 9
01069 Dresden)
„Was machen dem Geist Mauern und Entfernungen aus!“ schrieb die Künstlerin Annemirl Bauer (1939–1989) Mitte der 1980er-Jahre in einem Brief aus der DDR an ihre Tante in Westdeutschland. Reisen empfand sie als essenziell, um Eindrücke vom Leben in anderen Ländern zu sammeln, ihre politische Weltsicht zu schärfen und informiert ihre künstlerische Arbeit zu entwickeln. Seit den 1950er Jahren führten sie Reisen unter anderem nach Frankreich, Bulgarien, Spanien und in die damalige ČSSR (heute Tschechien, Slowakei und ein Teil der Ukraine).
Sie reiste, wann immer es ihr möglich war und kämpfte für dieses Recht. Der restriktiven Grenzpolitik der SED, die sie als „gewaltsame Eingrenzung eines ganzen Volkes“ beschrieb, begegnete Annemirl Bauer mit öffentlichem Protest. In einer sogenannten Eingabe von 1984 forderte sie die allgemeine Reisefreiheit für alle DDR-Bürger:innen, woraufhin sie mit einem Berufsverbot und Repressionen durch die Staatssicherheit sanktioniert wurde. Die Einschränkungen der Reisefreiheit und das Gefühl des Eingesperrtseins in der DDR hinter Mauern, Zäunen und Gittern sind als Sujet in zahlreichen Werken der Künstlerin präsent. Doch ebenso zeigen sich die Reisen selbst als ein zentraler Gegenstand ihrer Kunst. In Collagen, Gemälden und Zeichnungen verarbeitete sie nicht nur die faszinierende Farbigkeit und Leichtigkeit ihrer Reiseerlebnisse, sondern auch die intellektuellen Anregungen und die Intensität der Selbstvergewisserung. Davon zeugen etwa ihre Selbstporträts auf Reisen. Mit diesen und weiteren Darstellungen von Frauen, die sie unterwegs traf, reflektierte Annemirl Bauer nicht zuletzt die Geschlechterrollen in der Gesellschaft und kritisierte die patriarchalen Machtstrukturen – ein wiederkehrendes Thema ihrer Kunst.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Arbeiten aus dem umfangreichen Nachlass der Künstlerin. Sie wurde erarbeitet im Rahmen des Forschungsprojekts „Affektive Archive – Auslandsreisen von Künstler:innen zur Zeit der DDR“ an der Technischen Universität Dresden (Prof. Dr. Kerstin Schankweiler, Jule Lagoda und Nora Kaschuba; gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung), in Kooperation mit der Kustodie der TU Dresden (Gwendolin Kremer und Andreas Kempe) und Amrei Bauer (Annemirl Bauer Haus und Archiv/Niederwerbig).