Sommersemester 2013
Eva Wohlfahrt // „milk“ // ca. 30 min
rückenlage stillstand
im fenster
den kopf hängen lassen mit 30 flaschen und 30 minuten die hand greift nach
s a h n e und gibt
einen schuss
geöffneter mund empfängt weiße wellen die
sich ausbreiten
über nase über augen über ohren über all versickern dosen in dosen
weiß auf weiß auf schwarz
und atmen ist
wichtig
Jörg Landgraf // „vzdělání“ // ca. 45min
Zu Beginn der Performance können die Zuschauer den Schweinestall betreten, in dem ein Seil von der Decke nach unten hängt und in einem Bücherberg endet. Den Zuschauern wird mitgeteilt, dass sie sich selbst einen Platz im Raum suchen können. Anschließend bewegt sich der Bücherhaufen, einzelne Bücher fallen herunter, während ich mich nach oben kämp- fe und schließlich aufstehe und inne halte. An meinem Rücken ist mit demselben Seil, das von der Decke hängt, eine Spitzhacke auf meinem Rücken befestigt. Nachdem ich nun eine Flucht in den Bücherhaufen getreten habe, stelle ich die einzelnen Bücher der Reihe nach parallel zur Wand auf. Schließlich befreie ich mich von der Spitzhacke und ziehe sie durch das Seil nach oben, bis sie auf der Höhe der Bücherreihe hängt. Dann ziehe ich die Hacke an und lasse sie gegen das erste Buch prallen und löse so einen Dominoeffekt aus.
Luisa Franke // „if it fails” // ca. 25 min
der teich liegt in dunkelheit, der körper leuchtet
die kugel löst sich vom teichgrund, der haken am gewicht geht ab
der teich wird erkundet, dann durchsucht
die strömung trieb sie versteckt an den teichrand
die heuschrecken zappeln noch, doch die kugel war undicht, die motten und spinnen sind tot
die knicklichter lösen sich ab
die zuschauer erkennen nichts in der kugel
der arbeiter schläft und es herrscht heut stille im wohnwagen, kein dumpfer tschechicher schlager
die kugel hat keinen haken mehr, sie kann nicht hängen zwischen den bäumen im winkel der lampe hinter den gleisen
der körper ist sogar zu kurz, selbst gestreckt auf dem misthaufen
die kugel fällt, nichts bewegt sich noch
das isolierband zerreist die stille, die toten enden auf der nassen wiese,
der zug zerreist die stille,
die musik ist zu gut versteckt
wars das?
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Maybrit P. // „Dust” // ca. 6,5h
Ein großer Raum, ein alter Speicher, zwei hölzerne Balken in dessen Mitte, welche die Bal- kendecke tragen. Grob verputzte Wände, grau vom Staub vieler Jahre. Fenster ohne Schei- ben, nur mit verrosteten Gittern versehen. Ein Holzfußboden, der sich vom Rest des Raumes abhebt. Diagonal nebeneinander liegende Holzdielen, deren Farbe nicht mehr genau unter der grauen Staubschicht zu erkennen ist, durch die eine ebenholzfarbene Dunkelheit hin- durch schimmert. Unter einem Fenster im Raum befindet sich eine Nische in der Wand. Vier alte Blecheimer, fast bis zum Rand mit Wasser gefüllt, befinden sich akkurat nebeneinander aufgestellt in der kleinen Nische. Ich stehe im Schatten. Den Raum durchflutet mildes Nach- mittagslicht und warme Sommerluft strömt durch die unbeglasten Fenster. In einer Ecke des Raumes, dort, wo das kleinste Stück des diagonal verlegten Parketts liegt, stehe ich in einem langen weißen Kleid, regungslos, die Haare akkurat geflochten. Etwas Licht fällt auf den Saum des schneeweißen Kleides, welches den Boden bedeckt. Ich schaue durch den Raum in die gegenüberliegende Ecke, wo das Parkett wiederum in einem kleinen Stück Holz endet, nachdem es in großen Balken den gesamten Raum durchzogen hat.<>br Einige Minuten vergehen, in denen ich wie eine Statue verharre und durch den Raum blicke. Irgendwann begebe ich mich zu der Nische, bücke mich und hebe einen der vier Wasserei- mer an. Sein Gewicht lässt sich schwer halten. Ich begebe mich mit ruhigen Schritten in die Ecke des Raumes, in welcher ich eben noch stand, stelle den Wassereimer ab, knie mich hin und beginne mit meiner Arbeit. Die kleine Diele in der Ecke wird geschrubbt, indem der Saum des weißen Kleides in den Wassereimer getaucht wird. Ich schrubbe solange, bis die Diele sauber ist, tauche den Saum wieder ins Wasser, wringe den Stoff aus und fahre mit der gleichen Beharrlichkeit mit der nächsten Diele fort.
Je länger sich die Dielen durch den Raum ziehen, desto mehr findet sich ein Rhythmus in meinem Handeln. Ich gehe zum Eimer, der in der Mitte des Raumes steht, tauche den Klei- dessaum hinein, wringe ihn aus, gehe mit ruhigen Schritten zum Anfang der nächsten zu säubernden Diele, knie mich hin und putze mit den Händen auf dem Boden. Ist der erste Abschnitt fertig, stehe ich auf, gehe drei Schritte rückwärts auf der Diele, knie mich wieder hin und beginne den nächsten Abschnitt zu säubern. Immerfort bis zum Ende der Diele. Dann erhebe ich mich, lasse mein Kleid fallen und gehe zum Eimer. Alles beginnt erneut. Immer so weiter. Ab und zu muss ich den Eimer nach vorn rücken. Und nach dem ersten Drittel des Raumes ist der erste Eimer leer, ein neuer muss aus der Nische geholt werden. Die Sonne geht unter und es wird dunkel. Der Raum ist noch nicht einmal zur Hälfte gesäu- bert. Das Kleid ist am Saum grau, fast schwarz an einigen Stellen, das Wasser im Eimer wird immer dunkler und schmutziger. Die Dielen können durch den Schmutz an Wasser und Kleid kaum noch gereinigt werden. Auf ihnen entsteht ein Bild aus dunklen Wasserflecken und Schleifspuren. Je mehr Zeit verstreicht, desto weniger kann ich den Rhythmus des Säu- berns, Aufstehens und Auswringens verfolgen. Donner ist in der Ferne zu hören und der Raum leuchtet durch Blitze. Irgendwann erreiche ich die Ecke des Raumes, dort wo die Bal- ken immer kürzer werden. Ich kann den Rhythmus wiederfinden und säubere die letzte Die- le. Ich stehe auf, stelle mich wie versteinert in die Ecke des Raumes und schaue durch den Raum auf die andere Seite, wo ich am Nachmittag stand und in den staubbedeckten Raum blickte.
Michelle Pfeiffer // o. T. // ca. 2h
Ich stehe hinter einem Baum mit gesammelten Gräsern auf dem Brett und warte einen Mo- ment, bis die Zuschauer sich versammelt haben.
Von Kopf bis Fuß in Schlamm „gekleidet“, trete ich hervor, trage das Brett bis zur Mitte der Pflanzengruppe und setze mich damit hin. Nun nehme ich einzelne Gräser aus dem Haufen heraus und beginne zu flechten. Nach und nach fertige ich einige solcher „Zöpfe“ an und binde sie zu dem Gerüst eines Kleides zusammen. Vorsichtig verwebe ich mit den übrigen Gräsern die Zwischenräume dieses Gerüsts.
Ich stehe auf, vor mir das fertige Kleid haltend. Ich greife nach dem Kleiderbügel im Baum und hänge mein Kleid darauf auf. Anschließend verschwinde ich wieder hinter dem Baum, hinter dem ich hervorgetreten war.
Raphael Di Canio & Dennis Frasek //„Zwischen“ // ca. 8 min
Das Publikum wird in den Raum eingelassen. Es wartet auf die vermeintlichen Performer, welche angekündigt waren. Niemand weiß zu diesem Zeitpunkt, dass Raphael und ich die tatsächlichen Akteure sind. Das Publikum guckt in den Raum. Zu erkennen sind vier Gegen- stände. In der Mitte des Raumes liegt eine braune, rechteckige Pappe. Hinter dieser Pappe ist eine kleine Schatulle auszumachen; sie ist ebenfalls braun. Rechts und links von der Pappe steht jeweils ein grauer Eimer. Das Publikum wartet immer noch auf die Performer. Wir stehen zu diesem Zeitpunkt mitten im Publikum. Dann unvermittelt ziehen wir uns bis auf die schwarzen Boxershorts aus. Wir treten aus dem Publikum heraus und betreten langsam das Performancefeld. Raphael geht die linke Wand und ich gehe die rechte Wand entlang. Als wir ans Ende des Raumes angelangt sind, gehen wir noch drei Schritte zur Mitte. Von dort aus bewegen wir uns auf die zentralgelegene braune Pappe zu. Nachdem wir beide dort angekommen sind, erfolgt eine Rangelei. Bei diesem Kampf gibt es jedoch keinen Sieger und die Auseinandersetzung endet damit, dass wir uns voneinander wegstoßen. Nach ein paar Sekunden entnehme ich der Schatulle Liedschatten und Lippenstift. Mit Hilfe dieser Utensilien schminke ich Raphael. Nach der Übergabe der Kosmetika tut es Raphael mir gleich und schminkt mein Gesicht. Wir drehen uns zum Publikum hin und schauen eine Wei- le weiter in diese Richtung. Dann verschmieren wir die Schminke auf unseren Gesichtern, sodass unser ganzes Gesicht schwarze und rote Streifen aufweist. Auch diesen Anblick las- sen wir das Publikum eine Weile angucken. Schließlich drehen wir uns zu den Eimern, die rechts und links neben der Pappe positioniert sind. Jeder geht zu einem Eimer und trägt ihn zur Mitte. Dann stehen wir beide wieder nebeneinander auf der zentralgelegenen Pappe. Unsere Blicke sind auf das Publikum ausgerichtet. Wir halten die Eimer mit beiden Händen fest und heben sie langsam über unsere eigenen Köpfe. Dann kippen wir den Inhalt der Ei- mer über unseren Köpfen aus. Raphael wird mit blauer Farbe übergossen und ich werde mit orangener Farbe überströmt. Als nächstes stülpen wir die Eimer über unsere Köpfe, sodass wir nichts mehr sehen können. In dieser Aufmachung gehen wir nun auf das Publikum zu und hinterlassen auf unserem Weg blaue bzw. orangene Fußabdrücke auf dem Boden. Wir gehen solange weiter auf das Publikum, bis wir wieder Teil dieser Gruppe sind und wo unse- re Performance auch angefangen hat.
Tamara Stöbener // „Akzeptierte Süchte“ // 15 min
Ich betrete den Raum und laufe durch das Publikum in die Mitte des Schweinestalls. Dort befinden sich drei Stapel, um welche ich herum laufe. Der erste ist ein aufgeschütteter Berg von Würfelzuckerstückchen. In der Mitte steht kegelförmig ein Berg Salz. Der letzte, linker Hand, zeigt weichgewordenes Frittierfett in Form mehrerer, zusammengestapelter Blöcke. Nach Abschluss der Umrundung stelle ich mich in die Mitte der Objekte, sodass der Kreis geschlossen wird. Mein Rücken befindet sich nun in der Sicht der Zuschauer. Ich gehe in die Hocke und ziehe mit einem Stück Kreide (versteckt am Ende meines Beins in den Leggings) eine weiße Linie vor mir. Im nächsten Schritt durchquere ich wieder das Publikum, um eine Schüssel Wasser zu holen. Diese soll an der Linie abgestellt werden. Das laute Aufsetzen der Schüssel ist ein Signal für eine eingeweihte Person, das Licht einzuschalten. Ich wasche mir die Hände.
Von der Linie aus versuche ich die drei Stapel zu erreichen. Erst das Fett, dann das Salz, zuletzt den Zucker. Vom letzteren gelingt es mir, ein Stück zu ergattern. Ich kaue es und bli- cke dabei das Publikum an. Anschließend trinke ich einen Schluck Wasser aus meiner Hand. Ich stehe auf und ziehe erneut eine Linie vor dem Zuckerberg, hole den Wassertrog, fülle viele der Stücke hinein und rühre das Gemisch. Ich gehe weiter zum Fett und ziehe eine neue Linie. Das Fett reibe ich mir, wie Creme, langsam auf die Lippen, dann ins Gesicht und auf die Arme. Die Handlung wird ekstatischer: Ich ziehe mein T-Shirt aus und reibe mich komplett damit ein. Meine nächste Linie ziehe ich vor dem Salzberg. Ich streue das Salz sanft über meine Arme und tauche anschließend mein Gesicht hinein. Danach gehe ich zu- rück zur Zuckerlinie. Ich koste das süße Wasser und trinke es. Auch hier erst langsam, dann nehme ich die Schüssel und schütte sie in mich hinein, wobei viel der Flüssigkeit an mir vor- beiläuft. Letztlich stelle ich die Schüssel wieder ab, nehme das ausgezogene T-Shirt und wische mir die Hände und den Mund damit ab.
Ich begebe mich in die rechte, hintere Raumecke. Auch dort ziehe ich wieder eine Linie und stehe mit dem Rücken zum Publikum. Aus meinem BH hole ich ein Feuerzeug, aus meiner Hosentasche eine Zigarette. Ich zünde sie an, beginne zu rauchen und gehe zum Kreis zu- rück. Dort betrachte ich die Reste der Essensberge. An der ersten Linie beuge ich mich wie- der nach unten und drücke die Zigarette auf dem Boden aus. Ich verlasse den Ort.
Janette Ahrens // „Spiegelbild“ // ca. 10 min
Ich sitze erhöht auf einem dunklen Podest im Brauereigemäuer. Rechts und links von mir befinden sich Türme aus aufgestapelten Backsteinen. Auf ihnen liegen verschiedene Kosmetikartikel. Der Raum ist komplett dunkel. Nur mein Gesicht wird von einer Lampe angestrahlt, wodurch mein Körper einen Schatten an die Wand hinter mir wirft. Ich beginne mein gesamtes Gesicht langsam mit Make-up einzucremen. Danach bestreiche ich es mit Puder. Mit Mascara tusche ich schnell und stark meine Wimpern. Ebenso energisch behandle ich meine Wangen mit Rouge und Konturpuder. Zum Schluss versehe ich meine Augen mit schwarzem Lidschatten. Daraufhin drehe ich mich um und entferne die Schminke grob. Mit einer blauen Gesichtsmaske bestreiche ich großzügig mein Gesicht und drehe mich wieder zum Publikum. Als nächstes hole ich ein weißes Laken hervor und drücke meinen Kopf in dieses. Ich betrachte eine kurze Zeit den Abdruck und hänge dann das Laken über dem Podest auf. Zum Ende der Performance steige ich von meiner Erhöhung herab und stelle mich zu den Zuschauern hinter der Lampe.
Elisabeth Pethke // „Schwerelos“ // 3 h
Ich stehe in der zweiten Etage in den Resten einer Ruine, bei der das Dach fehlt. Während sich das Publikum unten an der Ruine versammelt und zu mir hinaufsieht, komme ich lang- sam auf eine der Fensteröffnungen zugelaufen. In dieser liegt bereits ein Berg von kleinen Steinen. Außerdem ist am oberen Ende der Öffnung aus Angeldraht ein Netz gespannt. Am Fenster angekommen sehe ich mich langsam um, ohne das Publikum zu beachten. Dann beginne ich, mit Angeldraht einen Stein nach dem anderen in das Fenster zu hängen. Au- ßerdem ziehe ich vier schwarze T-Shirts aus und hänge sie dazwischen. Dieser Vorgang dauert, bis der größte Teil der Steine aufgehängt ist. Nach jedem Stein mache ich einenMoment Pause und betrachte die immer mehr werdenden „fliegenden“ Steine. Nachdem sich das Publikum wieder einmal unten versammelt hat, lasse ich einen Stein fallen. Mit einem lauten Knall kommt er am Boden auf. Ich schaue mich wieder um und sehe dabei auch lange ins Publikum. Danach fange ich an, die Angelschnur aller Steine durchzuschneiden, sodass diese mit lautem Knallen am Boden aufkommen. Ich stelle mich etwas entfernt hin und be- trachte nur noch die vier schwarzen Knäule.
Tania Sternberg // „Eisprung“ // 2 min
Der Raum, in dem meine Performance stattfindet, ist komplett leer. Der graublaue Betonbo- den des ehemaligen Schweinestalls glänzt. Kurz zuvor habe ich ihn mit kaltem Wasser ge- wischt. Ich klettere mit Hilfe einer Leiter zu einer der vielen kurzen Metallstangen, die in re- gelmäßigen Abständen aus der Decke ragen. Die Leiter wird entfernt. Als das Publikum ein- tritt, sieht es einen vermeintlich leeren Raum vor sich. Ich hänge bereits zusammengerollt an einer der beschriebenen Stangen. Mit meinem Fuß kann ich mich ein wenig an einer kleinen Schraube abstützen. Den Rest meines Körpergewichts trage ich mit meiner Armkraft. Meine Kleidung ist grün. Da ich meine Hände ganz oben am Ansatz der Stange habe und meine Hose das untere Ende überdeckt, muss es so aussehen als würde ich schweben.
Annemarie Hahn // „Sounds like a plan” // ca. 20 min
Ich stehe inmitten einem Haufen einzelner Schokoladenstücke. Rechts daneben steht eine umgedrehte Glaskaraffe. Die Zuschauer stehen um mich herum, was mich nervös macht. Ich fange an zu zittern. Ich hebe ein Stück Schokolade vom Boden auf und platziere es auf meiner Hand. Dann hebe ich ein weiteres Stück auf und platziere es auf dem vorherigen. Diesen Vorgang wiederhole ich immer wieder. Weil ich zittere, stürzen die Schokoladentürme immer wieder ein und fallen auf den Boden. Nach einer Weile gehe ich aus dem Schokoladenhaufen heraus zu der Karaffe neben mir. Ich versuche mich mit einem Bein auf diese zu stellen und mich auszubalancieren. Ich versuche dies, bis die Karaffe bricht.
Nicole Kwiatkowski // „In the frame“ // ca. 5 h
in mitten eines gewölbekellers steht ein weißer stuhl. vor diesem liegen viele benutzte weiße papiertaschentücher auf dem boden. es gibt 3 große geöffnete fenster durch die tageslicht fällt. auf dem weißen stuhl sitze ich aufrecht mit dem blick in den raum gerichtet. die hände liegen auf meinem schoß. ich bin nur mit einem weißen jäckchen und einem weißen slip bekleidet. die zeit vergeht. die dunkelheit bricht ein. ich sitze weiter aufrecht auf dem stuhl. ich bewege mich nicht und mein blick ist weiter geradeaus, auf die gegenüberliegende wand, gerichtet. die wand und die menschen verschwimmen allmählich vor meinen augen. mit der dunkelheit kommt auch die kälte. gleichwohl meiner weißen kleidung wird es immer schwerer mich zu sehen. man muss sich mir nähern um mich zu erblicken. meine atmung ist ruhig und gleichmäßig. die zeit vergeht. ich sitze aufrecht in mitten des gewölbekellers auf einem weißen stuhl.
Janette Ahrens // „Spiegelbild“ // ca. 10 min
Ich sitze erhöht auf einem dunklen Podest im Brauereigemäuer. Rechts und links von mir befinden sich Türme aus aufgestapelten Backsteinen. Auf ihnen liegen verschiedene Kosme- tikartikel. Der Raum ist komplett dunkel. Nur mein Gesicht wird von einer Lampe angestrahlt, wodurch mein Körper einen Schatten an die Wand hinter mir wirft. Ich beginne mein gesam- tes Gesicht langsam mit Make-up einzucremen. Danach bestreiche ich es mit Puder. Mit Mascara tusche ich schnell und stark meine Wimpern. Ebenso energisch behandle ich meine Wangen mit Rouge und Konturpuder. Zum Schluss versehe ich meine Augen mit schwarzem Lidschatten. Daraufhin drehe ich mich um und entferne die Schminke grob. Mit einer blauen Gesichtsmaske bestreiche ich großzügig mein Gesicht und drehe mich wieder zum Publi- kum. Als nächstes hole ich ein weißes Laken hervor und drücke meinen Kopf in dieses. Ich betrachte eine kurze Zeit den Abdruck und hänge dann das Laken über dem Podest auf. Zum Ende der Performance steige ich von meiner Erhöhung herab und stelle mich zu den Zuschauern hinter der Lampe.
Lena H. // „Zwei“ // 8 min
Die Performance „Zwei“ ist ein Wechselspiel von Gleichgewicht und Ungleichwicht. Immer wieder wird Gleichgewicht hergestellt und immer wieder wird dieses zerstört. Die wesentli- chen Elemente meiner Performance sind Salz und Wasser. Diese könnten in ihren Eigen- schaften nicht gegensätzlicher sein. Salz ist für mich Sinnbild des Gleichgewichts: nimmt man zu viel, verdirbt man das Essen, nimmt man es gar nicht, so schmeckt es fad. In der geringen Menge liegt der Wert des Salzes. Gegensätzlich dazu ist ein kleiner Tropfen Was- ser viel zu wenig. Erst in großen Mengen können wir davon leben. Dennoch tragen die bei- den Elemente eine wesentliche Eigenschaft, die sie vereint: Sie sind Grundlagen für unser Leben.
Die Performance findet in einem weiß-blau getünchten Raum statt. Im hinteren Teil des Raumes befinden sich eine Schüssel aus Glas und eine Schüssel aus Metall. Die beiden Schüsseln stehen zwei Meter voneinander entfernt auf einer Linie. In die Glasschüssel wird nun Wasser gefüllt. In die Metallschüssel wird Salz geschüttet. Nun beginne ich damit, die beiden Elemente zu verbinden. Zunächst tauche ich meine linke Handinnenfläche in das Wasser und schiebe die Schüssel leicht schräg drei Schritte vor. Nun tauche ich die nasse Hand in die Salzschüssel und schiebe diese ebenfalls drei Schritte vor. Wo gerade noch Un- gleichgewicht herrschte, ist nun wieder ein Gleichgewicht hergestellt, die beiden Schüsseln befinden sich auf einer Ebene. Diesen Prozess führe ich solange durch, bis meine beiden Hände von Salz bedeckt sind. Die Schüsseln haben sich währenddessen auf einen Mittel- punkt zubewegt und stehen jetzt nebeneinander. Nun tauche ich mein Gesicht in die Was- serschüssel und schiebe sie vor die Salzschüssel. In diese tauche ich mein nasses Gesicht und schütte das Wasser in die Salzschüssel. Nachdem sich die Elemente langsam aufei- nander zu bewegt haben, sind sie nun vollkommen miteinander verbunden. Ich nehme die leere Wasserschüssel und gehe mit ihr aus dem Raum.
Im Prozess habe ich zwei Elemente, die sich gegenseitig ausschließen, miteinander verbun- den, und die Frage des immer wieder schwankenden Gleichgewichts aufgelöst. Bei der Per- formance spielen die Aspekte des Sounds und des Lichtes eine große Rolle. Durch das Vor- schieben der verschiedenen Schüsseln, sowie das Tropfen des Wassers und das Knirschen des Salzes wird eine ganz eigene Wirkung erzielt, die vor allem durch den Raum und seine Akustik verstärkt wird. Durch den Scheinwerfer werden große Schatten an die Wand proji- ziert, wodurch ebenfalls eine besondere Atmosphäre erzeugt wird.