SoSe 2011
Angie Theilig
strICH. / 5 Minuten
Ort: Kiesgrube neben dem alten Speicher
Handlungsbeschreibung: Ich stehe auf schwarzen Steinen, die zu einem Rechteck gelegt sind, und schaue auf die Kiesgrube. Um die Grube verteilen sich die Zuschauer. Ich warte einen Moment und beginne langsam in die Grube zu gehen. Ein feiner Strich im Kies entsteht. Ich hole mir nun immer 2 Steine von meinem Startpunkt und lege in die rechte obere Ecke ein Kreis aus den Steinen. Danach ziehe ich mit den Füßen einen Strich längs darunter. Nun ich hole ich mir weiter Steine, die ich jetzt in einen ausgefüllten Kreis lege und wieder einen Strich dazu mit den Füßen in den Kies ziehe. Zum Schluss stelle ich mich wieder auf meinen Ausgangspunkt, schaue nun geradeaus und vergrabe meine Füße im Kies.
Julia Kutschki
Die Suche / 180 Minuten
Orte: neben der Brauerei, hinter dem Ofen und in der Brauerei
Handlungsbeschreibung:
Ich beginne langsam neben der Brauerei mit nackten Füßen und völlig schwarz gekleidet einen großen Ziegelsteinhaufen zu durchwühlen. Dabei wälze ich die Steine von der einen auf die andere Seite. Kurz danach hole ich mir die bereitstehende kleine Schubkarre um meine Schätze oder auch Erkenntnisse, die ich eventuell bzw. mit großer Wahrscheinlichkeit finden werde zu deponieren und diese mit mir zum nächsten Ort der Suche zu nehmen. Tatsächlich finde ich in dem Steinhaufen zwei Dinge: einen Stein mit einem großen K darauf als Initiale meines Nachnamens und eine 8, welche meine Lieblingszahl ist. Nachdem ich eine Steinmauer zum Schutz errichtet habe, begebe ich mich an den zweiten Ort meiner Suche. Dort beginne ich ein langgezogenes Bild aus sich dort befindlichen bunten und vielfältigen Scherben zu legen. Nachdem meine Suche auch dort beendet ist gehe ich zum letzten Ort und setze mich in ein großes leeres Plastikfass, welches mich mit Leichtigkeit fassen kann. Dabei sinne ich über meine Suche nach. Ich habe bemerkt, dass sie langwierig sein kann und man vorher nie weiß, was man eigentlich sucht. Oder es ist so, dass man sich darüber im Klaren ist, was man sucht, man aber später bemerkt, dass man etwas ganz unerwartetes findet, was einem jedoch trotz allem glücklich machen kann. Das Wichtigste ist jedoch, seine Suche niemals aufzugeben. Zum Schluss wurde ich aus dem dunklen Brauereiraum von den anderen hinaus in das pralle Sonnenlicht getragen. Dabei durchflutete mich ein wunderbares Gefühl der Vertrautheit und der Wärme. Marie-Luise reichte mir schließlich ihre Hand und meine Performance war beendet.
Carolin Müller
Chocolate Dreams / etwa 40 Min.
Ort: 1. OG Gästehaus
Handlungsbeschreibung:
Meine Arbeit fand im Obergeschoss des Gästehauses in einer kleinen weißen Seitennische statt. Diese hatte ich mit einem quadratischen Holztisch, welcher mit einem weißen Überwurf bedeckt war, einem weißen Holzstuhl, einem Wasserkocher und mit einem weißen Eimer eingerichtet. Der Tisch war einladend gedeckt. Auf ihm befanden sich 6 Karaffen Wasser, ein Stapel mit 20 weißen Tellern, ein silberner Löffel, ein Metalltopf, eine silberne Kelle, ein Glas und ein Stapel mit 8 Tafeln Vollmilchschokolade. Ich selbst trug helle Kleidung.
Mein Performance begann damit, dass ich am rechten Rand der Nische auf das Publikum wartete. Sobald alle eingetroffen waren und eine Grundruhe herrschte, begann ich mit meiner Arbeit. Ich ging zum Tisch und setzte mich. Kurz darauf begann ich, die Schokolade mithilfe des heißen Wassers im Topf zum Schmelzen zu bringen. Für den „ersten Gang“ hatte ich mir dies bereits vorbereitet. Ich nahm mir nun einen Teller und stellte ihn vor mich auf den Tisch. Nun nahm ich die Kelle und schöpfte die flüssige Schokolade auf den Teller. Als der Teller voll war, begann ich ihn mit dem Löffel zu leeren. Die Schokolade verklebte meinen Gaumen und es fiel mir sehr schwer sie herunter zu schlucken. Ich hielt stets Blickkontakt mit dem Publikum, um mir so Ansporn für die Aktion zu holen. Kaum war der Teller geleert, legte ich ihn beiseite und nahm mir einen Neuen. Diesen füllte ich ebenso mit flüssiger Schokolade und aß ihn leer. Dabei fiel es mir mit jedem folgenden Teller immer schwerer diesen zu leeren. Zudem vermischte sich dabei ab einem gewissen Punkt das heiße Wasser mit der flüssigen Schokolade. Dass dies dem Publikum zuwider war, konnte ich an ihren Blicken erkennen.
Damit es mir möglich war den Vorgang fortzuführen, nahm ich ab und zu etwas Wasser zu mir und goss kochendes Wasser in den Topf, um die Schokolade in einen flüssigen Zustand zu bringen. Vor meiner Performance hatte ich mich ausgiebig mit den Eventualitäten beschäftigt und hatte mich entschlossen, dass ich falls ich mich übergeben müsste, mich dazu entschließe weiterzumachen. Dazu hatte ich mir den Eimer beiseite gestellt. Ich hatte 8 Tafeln vor mir, welche ich aufessen wollte. Diese 8 Tafeln haben insgesamt 800g gewogen. Das sind 4248 kcal bzw. 448 Kohlenhydrate. Persönlich mag ich keine Vollmilchschokolade, wollte dennoch testen, wie weit ich gehen kann und ob ich meinen Ekel überwinden, ja gar ausreizen könnte, bis es nicht mehr ging. Insgesamt habe ich 6 Tafeln Schokolade geschafft und 12 Teller benutzt. Dabei kam mir vor allem zum Ende hin sehr oft der Brechreiz hinzu, bis es schließlich im Übergeben endete. Dies war der Punkt an dem ich das Publikum immer verschwommener wahrgenommen habe. Mein Handeln veränderte sich zu einem Mechanismus. Mein Körper wirkte wie eine Maschine und mein Kopf war im Stand-by. Meine Blicke krallten sich nun am Publikum fest, wobei diese mir unterschiedliche Signale gaben. Viele schüttelten den Kopf, doch nur eine bewog mich mit ihrem klaren Blick zum weitermachen. Dennoch gelangte ich irgendwann an einen Punkt, an dem ich merkte, dass ich mein Ziel erreicht hatte und dass auch das Publikum an einem Punkt angelangt war, an dem ich es nicht weiter mit meinem Experiment treiben konnte. Mein Halt brach und ließ mich von der Situation treiben. Ich legte den Löffel nieder, stapelte den letzten Teller auf den Stapel mit den Benutzten, stand auf und ging auf meine Ausgangsposition zurück. Die Performance war beendet.
Falk Töpfer
reverse karoke / 3 mal ca. 4 Min
Ort: 1. Wiese vor Teich
2. Wiese vor Hause rechts
3. Küche im Gastsaal
Handlungsbeschreibung:
Man sieht einen MP3-Player auf einem kleinen Hocker liegen. Ich trete zu dem Hocker und setze die Kopfhörer auf. Anschließend suche ich den passenden Song, spiele ihn ab und singe (sehr) laut mit. Für alle anderen ist der Song den ich höre nicht hörbar. Bei der 3. Performance esse ich außerdem noch zusätzlich während des Singens ein Brot was ich aus meiner Hosentasche hole.
Rese (Theresa Bennert)
Think. / 15 minuten
ort: „balkon“ über der küche)
Handlungsbeschreibung:
blick von oben hinüber zum maroden steg, über den teich hinweg - blick auf die anderen. ich stehe auf einem 1,00 m² kleinem austritt, ca. 4,00 m hoch und über der küchentür angebracht. hinter mir eine verlebte holztür – verschlossen.
es gibt keinen halt, keine sicherung - nur mich. neben mir steht ein eimer gefüllt mit knallgelber wandfarbe, dahinter eine kleine glasschale – versteckt. ich bin schwarz gekleidet, mir ist schwindelig – die sonne scheint schonungslos. Ich sehe zu den anderen hinüber und ziehe mich aus, verpacke meine kleidung und nehme meine ausgangsposition wieder ein – blickkontakt. ich besinne mich, atme langsam, warte auf den moment. ich gehe in die knie, greife nach der glasschale und fülle sie halbvoll mit der zähflüssigen farbe. ich stelle mich auf und gieße das nasse gelb langsam über meinen hinterkopf. die farbe fließt geschmeidig und bahnt sich ihren weg entlang der konturen bis zum kühlen steinfußboden. anschließend halte ich inne, blicke wieder zu den anderen, wiederhole den vorgang bis beinahe mein ganzer körper mit der gelben farbe überströmt ist. Ich stehe still, spüre die kühlende wirkung, die welt um mich herum wirkt gedämpft und leiser. die anderen kommen näher, ich überlasse mich der farbe. ich halte inne - erneut, drehe mich dann um, greife nach einem pappkarton gefüllt mit neon pinken und neon grünen, losen klebezetteln. ich rutsche in der gelben lache. ich lasse erst die grünen fliegen, danach die pinken; im anschluss kippe ich den karton einfach aus – die zettel rieseln und flattern langsam zu boden. Ich lasse den karton fallen, stelle mich auf und stehe wieder; lasse nur das material weiterarbeiten. Die farbe trocknet. die anderen verschwinden langsam.
bezugspunkte:
ästhetisierung des betrachterraumes
wasser – farbe_katharsis
steg – austritt_unsicherer raum, isoliert
farbe – zettel_gedankenprozesse
Christian Schmidt
innen grenze außen. erneuter versuch. I / 10 Minuten
Ort: ehemaliger Stall ("white cube")
Handlungsbeschreibung: In der Mitte des Raumes ein gespannter Bogen Papier - etwa 2,20 Meter hoch, 1 Meter breit. Der Performer steht dahinter, so dass das hereinkommende Publikum nur das Papier sieht.
Er befeuchtet das Papier an einem Punkt mit Speichel. Als das Papier weich wird, drückt er mit der Zunge ein Loch hinein. Er vergrößert das Loch mit Zunge und Zähnen rundherum immer weiter bis er hindurch gehen kann.
innen grenze außen. erneuter versuch. II / etwa 40 Minuten
Ort: ehemaliger Stall ("white cube")
Handlungsbeschreibung:
Als das Publikum hereinkommt steht der Performer nackt in der Mitte des Raumes.
Auf dem Boden liegen zwei Bogen Sandpapier und ein Schleifklotz.
Er nimmt die Schleifmittel und beginnt, seine Haut abzutragen.
Trockenes Geräusch. Geruch nach verbranntem Eiweiß.
Er arbeitet (routiniert und schnell wie ein Handwerker) jeweils solange an seinen Unterarmen, Ellenbogen, Oberschenkeln, Schienbeinen, Knien, an seiner Brust, an Bauch, Gesäß, Stirn, Nase, Lippen, seinem Penis, seinen Schulterblättern bis seine Haut jeweils so sensibel ist, dass sie keine weitere Berührung mehr zulässt.
Lisa Bender
Einsatz in vier Wänden / unbestimmte Zeit
Handlungsbeschreibung: Ich stehe vor dem Eingang zum Innenhof und trage meine Lieblingskleidung: schlichtes graues Top, Jeansrock mit Ledergürtel, schwarze Ballerinas. Stück für Stück lege ich meine Kleidung ab. Dann gehe ich langsam durch das Tor und verschließe es mit meinem Ledergürtel. Ich schaue mich im Raum um: Ein kleiner Innenhof mit vier hohen Wänden aus roten Ziegeln. Die Witterung hat ihre Spuren hinterlassen. Es ist ein vernachlässigter Ort. In einer Ecke steht eine einfache Hundehütte. Davor liegt ein Hundenapf mit Regenwasser und auf dem Erdboden liegen Steine rum. Die Mitte des Raumes beherrscht eine Tonne aus Metall. Sie ist abgenutzt und verrostet. Der Raum und seine Gegenstände passen zueinander. Nichts ist auffällig. Zuerst spricht mich die Tonne an. Ich schaue hinein und sehe dunkelbraunen Schlamm. Vorsichtig versuche ich in die Tonne zu klettern. Ich setze mich in den Schlamm, tauche meinen Kopf unter und entferne mein Haarband. Ich wippe mit der Tonne hin und her. Immer stärker . Bis die Tonne und ich umfallen. Mein Körper und der Boden sind mit Schlamm und Erde bedeckt. Ich beginne die Wände anzufassen. Streiche mit den Händen über die raue Oberfläche. Putz bröckelt ab. Mein Gesicht streife ich an der Wand entlang. Mit den Füßen scharre ich am Boden. Ich atme und schnüffle den Boden ab. Fresse Gras. Trinke aus einer Pfütze. Ich krabble in die Hundehütte und rieche den Geruch von altem Hund. Ich lege mich auf einen Stofffetzen voller Hundehaare und mache die Augen zu. Ich krieche aus der Hütte raus und sehe die Steine. Ich werfe einen kleinen Stein. Dann nehme ich einen großen und versuche ihn mit aller Kraft gegen die Wand zu werfen. Ich hebe den Stein wieder auf und werfe ihn auf die Tonne. Ich versuche die Tonne zu werfen. Sie gibt laute blecherne Geräusche von sich. Nach mehrmaligen Wiederholungen bin ich erschöpft und lege mich in die Tonne. Ich will aus dem Hof raus. Krabble zum Tor und rüttle an den Stäben. Immer weiter. Plötzlich bricht das Tor aus der Wand raus und fällt um. Ich kann raus ins Freie laufen.
Mandy Schwarz
zum schweren punkt / 25 minuten
ort: brauerei
Handlungsbeschreibung:
langer gang im hinteren teil der brauerei. es ist kühl und man spürt den groben lehmboden unter den füßen. durch das geöffnete tor strömt licht in den gang und erhellt vor allem den vorderen teil. das publikum steht aufgereiht an den zwei seitenwänden des gangs. stille. man kommt zur ruhe. plötzlich kann man das eindringliche geräusch von alten, quietschenden blecheimern vernehmen. ich trete aus einen der angrenzenden räume in den gang und stelle zwei blecheimer vor mich ab. erneutes holen und abstellen von blecheimern bis sechs aufgereihte eimer eine linie durch den gang ziehen. eine grenze zwischen dem ausgang und mir, zwischen dem publikum und mir. starren ins licht. aufbrechen dieser grenze, indem ich die eimer nacheinander wende und in einer linie aufstelle, die in den gang hinein führt. besteigen des ersten eimers. zögern. balance testen. mit einem fuß auf dem zweiten eimer stehend, gehe ich in die hocke und greife nach dem eimer hinter mir, ziehe ihn vor mich und stülpe ihn über den eimer vor mir. eimer verkanten miteinander als ich auf sie trete. wackelige, instabile stütze. beim wiederholten greifen des eimers hinter mir verliere ich das gleichgewicht und betrete den lehmboden. erneutes besteigen der blecheimer. der weg durch den gang, durch das publikum, wird fortgesetzt. wiederhole den beschriebenen vorgang bis je drei eimer miteinander verkantet sind. bewege mich weiter zum ausgang, indem ich immer wieder die hinteren, verkanteten eimer vor mich hole, um eine neue standfläche zu schaffen. der lehmboden bietet hindernisse: buckel, einbuchtungen, kerben. stehe schräg. die anstrengung und anspannung wächst und lässt meine beide zittern. weiter. überwinden des absatzes zwische gang und draußen. wärme. gras bietet widerstand und lässt die eimer schwer nach vorne ziehen. kraft schwindet. alles ist verlangsamt. mein weg führt um die ecke, weg vom gang, bis ich aus dem blickfeld des publikums verschwinde. geräusch der blecheimer auf stein und kies ist weiter zu vernehmen. stille.
Hintergrund:
den schwerpunkt/ die eigene mitte finden; ausloten zweier pole/gegensätze; kluft zwischen selbsteinschätzung und fremdeinschätzung; etwas in einklang bringen, ausbalancieren der eigenen persönlichkeit, den eigenen weg finden, kontinuität.
Ines Herrmann
Beyond The Sea / 5-10 Minuten
Ort: Tümpel und Umgebung
Handlungsbeschreibung:
Es ist ein Sommerabend aus dem Bilderbuch: windstill und sonnig, allmählich wird aus dem Tageslicht Dämmerung. Neben dem Naturtümpel auf weiße Kissen gebettet liegt eine schon von der Zeit gezeichnete Axt, die ich aufnehme. Ich lege an ihrer statt meine getönte Brille und mein Handy ab, mit welchem ich leichte, beschwingte Musik erklingen lasse. In das Bad aus Algen und Schmutz mitsamt Kleidung hineingestiegen, wate ich bis etwa zu Mitte desselben, halte inne und warte die sich weitenden Kreise ab bis zu einem gewissen Maß an Stille an der Wasseroberfläche. Ich ziehe die bis dahin unter Wasser getragene Axt heraus und schlage wie wild auf das Gewässer ein, schlage, schlage, schlage. Die Musik höre ich längst nicht mehr, doch wer mir zusieht, erlebt beide Elemente intensiv. Das Wasser umhüllt mich, spritzt überallhin, durchnässt mich völlig, macht mir das Sehen, Riechen und Atmen schwer. Trotzdem oder deshalb schlage ich weiter darauf ein. Schweratmend unterbreche ich und starre auf das Wasser, bis es sich um mich herum abermals beruhigt und beginne erneut, auf es einzuschlagen. Noch immer erklingt die heitere Musik dazu. Noch ein letzter Schlag. Ich wende mich ab und komme schwerfälligen Schrittes, denn meine Schuhe haben sich mit dem Teichboden gefüllt, meine Sachen sind wassergetränkt und das Wasser selbst ist ein Widerstand, wieder aus dem Naturtümpel heraus. Klatschnass, die Brust erbebend vor Aufruhr. Ich setze meine Brille und nehme mein Mobiltelefon wieder auf und lege die Axt zurück an ihren Platz. Ein letzter Blick zurück auf den Teich, das Lied endet und beginnt wieder von vorn. Mein Weg führt mich weg vom Teich und unter die Dusche.
Musiktitel: „Beyond The Sea“ (Robbie Williams)
Stephanie Ludwig
Versponnen / 2-5 Minuten
Ort: Leere Fensterrahmen an der Rückseite der Brauerei
Handlungsbeschreibung:
In einem leeren Fensterrahmen stehend, hinter mir ein toter Raum ohne anderen Ausgang, vor mir ein dichtes Netz aus farbigen Haushaltsgummis, warte ich, dass sich das Publikum setzt. Ich beginne langsam das Material zu dehnen, teste aus, stecke einen Arm hindurch. Groß genug ist die Öffnung, dass er gänzlich hindurchpasst. Ich ziehe ihn zurück. Gummis werden zerrissen. Der Kopf passt hindurch und wird wieder zurückgezogen. Mit den Händen zerreiße ich weitere Gummis, um die Öffnung zu erweitern. Es ist ausreichend groß, dass auch meine Schultern passen. Nicht noch einmal in den Raum hinter dem Netz zurückkehrend, steige ich durch das Netz.
Juliane Bär
Lazarus / 10 Minuten
Ort: Metallrohr neben dem Speicher
Handlungsbeschreibung:
Ich stehe allein vor der Röhre, deren gegenüberliegende Öffnung mit Packpapier beklebt ist. In der Röhre befindet sich nichts, außer einer Taschenlampe und einem Edding, die ich für den weiteren Ablauf der Performance benötige. Nachdem ich ein Signal erhalten habe, dass die Gruppe bald am Ort der Performance ankommen wird, begebe ich mich auf allen Vieren in die Röhre. Es ist dunkel und eng und ich sehe und höre nix von all dem, was um mich herum geschieht.
Erst jetzt beginnt die eigentliche Performance:
Als ich bemerke, dass die Gruppe an meinem Performanceort angekommen ist, warte ich noch einen Moment, bis sich alle beruhigt haben und schalte nun das Licht der Taschenlampe ein, sodass nur ein kleiner Lichtstrahl durch das Packpapier nach außen dringt. Wieder warte ich einige Minuten, bis sich alle Teilnehmer um den Lichtstrahl begeben haben. Nun beginne ich langsam zu schreiben. Zunächst ein L – Pause – dann ein A – Pause – ein Z – Pause – A – Pause – R – Pause – U – Pause – S: LAZARUS. Nachdem das Wort geschrieben ist, halte ich einige Zeit Inne, in der - wie während des gesamten Ablaufs der Performance - völlige Ruhe herrscht, dann schalte ich das Licht aus.
Marit van der Woude
Der Tisch ist gedeckt. / 10 Minuten
Ort: Auf dem Dach des Gästehauses
Handlungsbeschreibung:
Es wird langsam Nacht. Ein ruinenartiger, nach oben offener Raum mit großen Fenstern ist beleuchtet. Lange Schatten fallen auf den Rasen.
Ich stehe am beleuchteten Fenster und empfange meine Gäste mit Sekt und „Häppchen“.
Jeder wird persönlich begrüßt und betritt den festlich beleuchteten Raum, um auf Stühlen in einer Reihe Platz zu nehmen. Jeder soll es so bequem wie möglich haben.
In der Mitte des Raumes liegt eine weiße quadratische Tischdecke auf dem Boden. Angeordnet in jeder Ecke, stehen vier Paar verschiedene Schuhe. Alle vier sind miteinander verknotet.
Ich betrete den Raum, stelle mich parallel zu den Schuhen auf, blicke in Richtung der Wand, verharre einen Moment, und beginne: Auf einem Paar Schuhe bleibe ich stehen, ein anderes Paar ziehe ich an. Ich entwirre die Schnüre und stehe in der Mitte. Jetzt ziehe ich mein Paar Schuhe an, ein anderes binde ich mir an die Beine, in wieder ein anderes steige ich hinein – jetzt trage ich alle Schuhe an meinem Körper hebe die Beine und gehe einige Schritte auf dem weißen Quadrat.
Ich ziehe alle Schuhe bis auf meine eigenen wieder aus und stelle sie in die Ecken des Quadrates zurück. Diesmal in Richtung des Betrachters. Auch ich stehe mit meinen Schuhen in einer Ecke des Quadrates, den Blick auf das Publikum gerichtet. Ich ziehe meine Schuhe aus, betrachte sie eine Weile und verlasse das weiße Feld.
Hintergrund:
Jeder hat sie, nimmt sie an, ordnet sich ihr unter, wirft sie ab, verweigert sie oder ist sich ihr gar nicht bewusst: Die Rolle in der Familie. Doch was geschieht wenn sie sich ändert? Was geschieht wenn das ganze Konstrukt Familie in Bewegung gerät.