Wintersemester 2008/09
Am 6. und 7. April veranstalteten Studierende des Instituts der Kunstpädagogik eine offene Performancewerkstatt.
13 Studierende agierten an diesen beiden Abenden und zeigten ihre Abschlussperformance aus dem Seminar im WS 2008/09.
Kristin Partusch
Titel: reinsein, Dauer: 20 min
Ich stehe in einem ansonsten leeren Raum, vor mir 4-6 Pakete Mehl, an der Seite steht ein Besen und ein Tisch, darauf eine Glasschüssel gefüllt mit Wasser und ein weißes Handtuch. Ich öffne die erste Tüte mit Mehl, greife hinein und puste das Mehl von meiner Hand in den Raum. Noch einmal. Ich beginne langsam, einen Kreis umschreibend umher zulaufen und dabei das Mehl mit leichten Bewegungen im Raum zu verstreuen und zu verpusten. Ich öffne die nächste Tüte und verstreue ihren Inhalt im Raum. Meine Bewegungen werden ein bisschen schneller. Ich hüpfe. Die nächste Tüte ist trotz gleichen Aussehens nicht mit Mehl gefüllt sondern mit Dreck. Weiter streuen. Meine Bewegungen werden schneller und energischer. Die nächste Tüte verstreue ich mit schnellen harten Bewegungen. Mittlerweile sind die Kreise, die ich beschreibe immer kleiner geworden, ich drehe mich im Kreis, streue drehe, streue drehe und drehe bis ich schließlich umfalle und liegenbleibe.
Ich steh wieder auf, beginne „aufzuräumen“, fege Mehl und Dreck zusammen. Nun trete ich vor die große Schüssel mit klarem Wasser.
Mit einer ruckartigen Bewegung gieße ich sie über dem Dreckhaufen aus, lege mich daneben auf den Boden und rolle mich schnell hindurch. Ich verlasse den Raum durch die Zuschauer.
Annika Hornburg
Titel: Zwischenbilanz ziehen. Dauer: 20 min
Zwei Eimer stehen auf dem Boden. In dem einen ist ein großer Sack mit Sand. Ich gehe zu den Eimern, entferne von ihnen vier Kreppbandsteifen, klebe sie auf den Boden und hole eine Rolle Kreppband heraus. Nachdem ich fünf Stückchen abgerissen habe, fixiere ich sie auf meiner Hose. Ich lege mich mit abgespreizten Armen und Beinen auf den Boden und klebe je eine Stück des Kreppbandes an die vom Körper weitentferntesten Stellen auf den Boden (vor den Mittelfingern, dem Kopf und den Füßen). Diese Punkte markieren meine Ausstreckung. Ich stehe auf und gehe wieder zu den Eimern. Ich öffne einen großen Sack mit Sand und kippe diesen langsam in eine Tüte. Mit dieser Tüte in der Hand gehe ich zurück zu den fünf Punkten. Sie ergeben für mich einen optischen Kreis, den ich nun für die anderen sichtbar mache. Ich gehe ihn ab, währenddessen der Sand langsam herausrieselt. Es sickert gleichmäßig. Da ich meine Geschwindigkeit und die Höhe der Tüte variiere, ergibt sich ein durch den Sand gezogener Kreis mit verschieden großen Haufen.
Ich gehe wieder zu den Eimern und kippe in eine zweite Tüte Sand. Aus ihr rieselt Sand wie aus einem Sieb und ich beginne den Kreis an einigen Stellen mit Sand auszustreuen und den Boden zu bedecken. Anschließend lege ich mich wie im ersten Abschnitt auf den Boden und berühre die Krepppunkte. Meine Helferin nimmt die Tüte und macht mit dem Ausstreuen weiter, bis alles bedeckt ist. Schließlich geht sie und lässt mich einen Moment so ruhen. Ich stehe vorsichtig auf, um meinen Abdruck nicht zu zerstören und gehe ebenfalls. Als Relikt bleibt - (m)ein bisheriger Lebensweg und (m)ein Abdruck - das zweidimensionale Bild von mir.