Die Tiepolos, Venedig und Europa - Ausfall!
Krankheitsbedingt entfällt diese Lehrveranstaltung im Sommersemester 2023. Voraussichtlich wird das Seminar im kommenden Wintersemester 2023/24 erneut angeboten werden.
Lehrkraft | Hon.-Prof. Dr. Wolfgang Holler |
Termin |
Mi., 4. & 5. DS |
Ort | ABS/105 |
Beginn | ̶1̶2̶.̶0̶4̶.̶2̶0̶2̶3̶ Verschoben auf WS 2023/24! |
Exkursion | Mi., 05.07.2023, ganztägig |
Module | PhF-KG-MA-FR PhF-KG-MA-PW-B PhF-KG-MA-PW-V |
Inhalt der Lehrveranstaltung
Der venezianische Barockkünstler Giovanni Battista Tiepolo (1696 – 1770) ist der bedeutendste italienische Wand- und Deckenmaler des 18. Jahrhunderts. Sein Schaffen konzentriert sich auf den Nordosten Italiens, vor allem die Stadt Venedig und ihr Hoheitsgebiet auf dem Festland, die Domini di Terraferma. Doch ist er weit darüber hinaus für Auftraggeber in ganz Europa tätig gewesen. Bereits zu seinen Lebzeiten gelangten Werke von seiner Hand über den Grafen Francesco Algarotti in die Dresdner Gemäldegalerie. Für zwei Großaufträge reiste er mit seinen Söhnen Giovanni Domenico und Lorenzo sogar für Jahre nach Deutschland und später nach Spanien. Als Tiepolos künstlerisches Hauptwerk gilt fraglos sein Deckenfresko über dem Treppenhaus von Balthasar Neumann in der Residenz der Fürstbischöfe von Würzburg. Zugleich war Tiepolo ein überaus gefragter Staffeleibildmaler, ein begnadeter Zeichner und Maler von Ölskizzen. Nicht zuletzt gelten seine beiden druckgraphischen Serien „Capricci“ und „Scherzi di fantasia“ als geistreichste Radierzyklen des italienischen 18. Jahrhunderts.
Tiepolo steht mit seinem unverwechselbaren Werk am Ende der großen venezianischen Maltradition, wobei er sich als „Veronese Redivivo“ bewusst mit seinen bedeutenden Vorgängern auseinandersetzte. Wurde Tiepolo in der Kunstkritik des 19. Jahrhunderts häufig als Dekorationskünstler in einer künstlerisch niedergehenden Welt abgetan, gilt er heute als Glanzpunkt der Kunst des Settecento.
Das Seminar führt beispielhaft in die Bildwelt Tiepolos und ihre Zusammenhänge ein. Wichtiger Bezugspunkt ist vor allem die bis heute inspirierende Abhandlung von Michael Baxandall und Svetlana Alpers zur „bilderzeugenden Intelligenz“ dieses Ausnahmekünstlers.
Geplant ist am 5. Juli 2023 eine Tagestour nach Würzburg zur Besichtigung der Deckenfresken in der Würzburger Residenz.
Für die Erlangung eines benoteten Scheines ist die Übernahme eines mündlichen Referates und seine schriftliche Ausarbeitung Voraussetzung (max. 15 Seiten); ein Teilnahmeschein ist nur bei regelmäßiger Anwesenheit möglich.
Literaturauswahl:
- Svetlana Alpers und Michael Baxandall, Tiepolo and the Pictorial Intelligence, New Haven u.a. 1994 (dt. 1996: Tiepolo und die Intelligenz der Malerei)
- Ulrike Andersson, Techniken der Verfremdung im Werk des Giovanni Battista Tiepolo, in: Städel-Jahrbuch 10, 1986, S. 199-230
- Ausstellungskatalog: Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) und sein Atelier. Zeichnungen und Radierungen im Berliner Kupferstichkabinett (bearbeitet von Hein Th. Schulze-Altcappenberg), Berlin 1996
- Ausstellungskatalog: Venedigs Ruhm im Norden. Die großen venezianischen Maler des 18. Jahrhunderts, ihre Auftraggeber und ihre Sammler, hg. v. Meinolf Trudzinski, Hannover u.a. 1991
- Ausstellungskatalog: Giambattista Tiepolo. Tra scherzo e capriccio. Disegni e incisioni di spiritoso e saporitissimo gusto, hg. von Cristina Donazzolo Cristante und Vania Gransinigh, Udine 2010
- Ausstellungskatalog: Giambattista Tiepolo 1696-1770, hg. von Keith Christiansen, Venedig und New York 1996
- Ausstellungskatalog: Der Himmel auf Erden. Tiepolo in Würzburg, hg. von Peter O. Krückmann, 2 Bände, Würzburg 1996
- William Barcham, The Religious Paintings of Giambattista Tiepolo. Piety and Tradition in Eighteenth Century Venice, Oxford 1989
- Werner Helmberger und Matthias Staschull, Tiepolos Reich. Fresken und Raumschmuck im Kasiersaal der Residenz Würzburg, München 2009
- Wolfgang Holler, Das “Was” und das “Wie” – Giovanni Battista Tiepolo und seine Druckgraphik, in: Robert Stalle (Hg.), Druckgraphik. Funktion und Form, München 2001, S. 93-102
- Michael Levey, Giambattista Tiepolo. His Life and Art, New Haven 1986
- Filippo Pedrocco, Tiepolo, Mailand 2003 (deutsche Ausgabe)
- Lionello Puppi (Hg.), Giambattista Tiepolo nel terzo Centenario della nascita, 2 Bände (Quaderni di Venezia Arti 4), Padua 1998
- Philip L. Sohm, The Critical Reception of Paolo Veronese in Eighteenth-Century Italy. The Example of Giambattista Tiepolo as Veronese Redivivus, in: Paolo Veronese. Fortuna Critica und künstlerisches Nachleben, hg. Von Jürg Meyer zu Capellen und Bernd Roeck, Sigmaringen 1990
- Anja Zeitler, Neumann und Tiepolo. Die Gemälde als Geschenke für den großen Meister und Freund, in: Exemplum Virtutis. Zwei Historiengemälde des Giambattista Tiepolo, hg. von Meinolf Siemer u.a., Ausstellungskatalog, Würzburg 2011