Projekt "Konsumobjekte: Die Bedeutsamkeit der Dinge für den Zugang zu epistemischem und situativem Sexualitätswissen" (BMBF)
Projektleitung: Prof. Dr. Dominik Schrage
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Tino Heim
Das 2021 beendete Projekt war Teil des Forschungsverbundes "Dinge und Sexualität. Produktion und Konsumtion im 20. und 21. Jahrhundert", an dem neben der TU Dresden das Deutsche Hygienemuseum und die Medizinische Hochschule Hannover beteiligt waren. Es arbeitete von November 2018 bis Oktober 2021.
Kurzdarstellung
Der Gebrauch von Gegenständen in der gegenwärtigen Sexualkultur spielt eine zunehmende Rolle: Sexspielzeuge, Kontrazeptiva und Potenzmittel sind ein konstitutives Element in der Formierung der zeitgenössischen Sexualität. Sexualität ist demnach kein natürliches Bedürfnis, das im Körper und der Seele verborgen liegt. Sie ist vielmehr ein Modus der Herstellung von Körpern und Subjekten und eine Form der Selbst- und Fremdführung, die sich seit dem 19. Jahrhundert herausgebildet hat und individuell
angeeignet und modifiziert wird. Vor diesem Hintergrund fragt der interdisziplinär angelegte Forschungsverbund "Dinge und Sexualität", welche Rolle den Dingen und ihrem Gebrauch in diesem Prozess zukommt. Anhand der umfangreichen sexualhistorischen Sammlung des Deutschen Hygiene-Museums und des Museumsbestands des Schwulen Museums* werden die Wechselbeziehungen von situierten Praktiken des Objektgebrauchs und der gesellschaftlichen Wissensordnungen im Feld der Sexualität betrachtet. Damit schließt das interdisziplinäre Vorhaben eine Forschungslücke, haben sich Untersuchungen zur Geschichte der Sexualität bisher vor allem der Diskursivierung des Sexuellen und seiner Normierung gewidmet.
Im Projektverbund wird der Sexualitätsbestand des DHMD unter konsumsoziologischen (Teilprojekt an der TU Dresden), körperhistorischen (Teilprojekt an der Medizinischen Hochschule Hannover), kulturanthropologischen (Teilprojekt am DHMD) und Queer Studies-Fragestellungen (SMU*) beforscht und parallel dazu werden auch die Museumsbestände des SMU* als Forschungsquellen genutzt. Dafür sind drei Teilprojekte gebildet worden, die die Notwendigkeit interdisziplinärer Perspektiven in Bezug auf die Verbindung unterschiedlicher akademischer Fächer und ebenso in Bezug auf die Reflektionsmöglichkeiten der Forschungsinstitutionen Universität/Hochschule (ausgewiesen in den theoretischen Ansätzen) und Museum (ausgewiesen in der Erforschung materieller Kultur) verdeutlichen.
Das Teilprojekt "Konsumobjekte" (TU Dresden) hat nach einer initialen Phase der Literatur- und Archivrecherche in enger Abstimmung mit den Verbundpartnern eine Auswahl von Sammlungsobjekten getroffen, die im Fokus der Projektarbeit stehen. Zu Beginn des Projektarbeit standen gezielte Recherchen sowie Interviews mit ProtagonistInnen und ExpertInnen zur Erschließung der Wissens- und Normenhorizonte der Objekte sowie den Verwendungspraktiken im Zentrum. Seit der zweiten Hälfte 2020 wurde, in enger Abstimmung mit den Verbundpartnern, die Auswertung der Daten durchgeführt. Das Teilprojekt beteiligte sich an allen verbundübergreifenden Veranstaltungen (Projektworkshops, ExpertInnenworkshops), es erarbeitete wissenschaftliche Publikationen und beteiligt sich an den Austellungsaktivitäten sowie
Öffentlichkeitsarbeitsstrategien des Verbundes (Website, Publikationen, Tagungen).
V.l.n.r.: Anne-Sophie Hoffmeister, Tino Heim, Nora Molinari, Dominik Schrage