13.03.2023
#64 Politische Bildung im Schaufenster
Uns hat in den letzten Tagen eine Beratungsanfrage zur Frage erreicht, wie man mittels Schaufenstern Menschen politisch bildnerisch anregen könnte. Wir haben im Team dazu gebrainstormt und sehr viele Ideen gesammelt. Einige davon wollen wir an dieser Stelle teilen:
Zu allererst dachten wir natürlich an kleinere Installationen und Ausstellungen, für die das Schaufenster genutzt werden könnte. Als Auftakt der Bespielung oder in Umbauprozessen könnte das Schaufenster z.B. komplett mit Packpapier verhüllt werden und nur zwei kleine Gucklöcher frei gelassen werden. Auf dem Papier oder dem Fenster prangt gut sichtbar die Verheißung „Das Geheimnis der Demokratie“. Wer nun neugierig durch die beiden Gucklöcher luncht, wird dahinter nur einen Spiegel und ein wenig von sich selber sehen. Man könnte auch einigermaßen abstruse Dinge ankündigen, wie z.B. „Hier entsteht eine Großraumdiskothek“ und daneben einen Kummerkasten für Beschwerden anbringen. Kritische Straßenschilder könnten auf Missstände hinweisen wie z.B. eine zu weit entfernte Haltestellte des öffentlichen Nahverkehrs, ein fehlender Lebensmittelladen oder fehlende medizinische Versorgung vor Ort. Naheliegend sind auch Mini-Ausstellungen regionaler Künstler:innen, die durch Vernissagen und/oder Finissagen begleitet werden und so die Anwohner:innen zum Austausch anregen.
Die Ausstellungen und Installationen könnten natürlich auch partizipativ mit den Anwohner:innen gestaltetet werden. Denkbar wäre etwa, Geschichten und Erfahrungen der Nachbarschaft abzuholen und im Fenster auszustellen. Oder man lädt dazu ein, eine bestimmte Frage fotographisch zu beantworten und stellt diese aus (z.B. zum Thema „Wo begegnen wir uns?“ oder „Wie war das hier eigentlich in der DDR?“). Es könnten auch Objekte der Anwohner:innen ausgestellt werden, mit denen sie auf bestimmte Fragen antworten wie „Welchen Gegenstand in deinem Haushalt/deiner Arbeit magst du am wenigsten?“, „Welches Buch bereitete dir zuletzt Freude?“ „Welche Pflanze wächst bei dir zu Hause am besten?“ oder auch „Mit welchem Gegenstand verbindest du (geschlechtliche) Diskriminierung?“. Man könnte auch einfach Stimmungen und Positionen der Nachbarschaft abfragen und sichtbar machen, indem man sie angefangen Sätze beenden lässt oder Abstimmsäulen aufstellt (bei denen die Abstimmung auch über Kleinigkeiten zum Mitnehmen wie etwa Buttons funktionieren könnte).
Außerdem mochten wir die Idee, den Schaufensterbereich Engagierten und Aktiven der Umgebung zur Verfügung zu stellen, um bspw. auf ihre eigenen Angebote hinweisen zu können, oder aber um ihre Angebote (wie z.B. Alleinerziehendenberatung, Hausaufgabenhilfe etc.) an einem festen Tag in der Woche im Schaufenster anzubieten. Denkbar wäre auch an bestimmten Tagen eine Art Community-Arbeitsplatz mit kostenlosem W-Lan und/oder Kaffee und Kuchen einzurichten für Menschen, die etwas zu bestimmten Themen im Ort bewegen wollen.
Falls auch Sie nun überlegen, Ihr Schaufenster politisch bildnerisch aufzupeppen und vielleicht noch etwas Unterstützung in der Konzeption benötigen, sprechen Sie uns gerne an. Wir beraten Sie sehr gern!