Forschung
Mein zentraler fremdsprachendidaktischer Forschungsschwerpunkt ist das kulturelle Lernen. In diesem Bereich ist meine Dissertation entstanden, in der ich mich ausführlich und kritisch mit der so genannten „Interkulturellen Kompetenz“ auseinandersetze. Sie ist im Peter Lang Verlag erschienen und hier über die Verlagswebseite auch als Open-Access-Publikation verfügbar. In einem aktuellen Projekt zum kulturellen Lernen beschäftige ich mich mit der so genanntencultural appropriation. Zu diesem Thema ist hier ein Vortrag online verfügbar.
Ich interessiere mich zudem für das große Feld der Lexik. Neben der – offensichtlichen, aber dennoch in der fremdsprachendidaktischen Diskussion vernachlässigten – Frage, wie viele Wörter für das Erreichen bestimmter Kompetenzniveaus notwendig sind („Breite“ des individuellen Wortschatzes), interessiert mich auch, wie eine angemessene „Tiefe“ erreicht werden kann. Diese Tiefe bezieht sich einerseits auf die Kombinatorik (Welche Wörter können mit welchen anderen Wörtern kombiniert werden? Was bedeutet ein Wort in Abhängigkeit von seiner Kombination mit anderen Wörtern?). Andererseits bezieht sich die Tiefe aber auch auf die „kulturelle Aufladung“ von Wortschatzeinheiten. Das Zusammenspiel von Einzelwörtern, kombinatorischen Regeln und der „charge culturelle“ von Einzelwörtern oder Mehrwortverbindungen lässt sich beispielsweise gut an der Bezeichnung für die neu entstandene französische Protestbewegung der „Gelbwesten“ (gilets jaunes) nachvollziehen. Lernende sollten in Bezug die einzelnen Wörter solcher Einheiten, in Bezug auf ihre Kombinatorik, aber auch in Bezug auf ihre kulturelle Dimension nach und nach differenzierte Kenntnisse aufbauen. Hier sehe ich ein großes Potential in der Verknüpfung von Wortschatzarbeit und kulturellem Lernen.
Weiterhin beschäftige ich mich mit einem Konzept, welches der Soziologe Hartmut Rosa entscheidend geprägt hat: Resonanz. Einen aktuellen Vortrag von Rosa finden Sie hier zum Nachhören (Staatsschauspiel Dresden, Dresdner Rede vom 9.2.2020). Mich interessiert die Frage nach dem Potenzial des Resonanzkonzeptes für Lehr-/Lernkontexte allgemein, insbesondere aber für das Fremdsprachenlernen. Zu diesem Thema biete ich im Sommersemester 2020 erstmalig ein Seminar an. Dies geschieht just in einer Zeit, in der wir alle unsere sozialen Kontakte extrem reduzieren müssen, um das Coronavirus einzudämmen. Da auf diese Weise viele Resonanzhäfen wegfallen (der Alltag im Kindergarten, in der Schule, in der Universität und am Arbeitsplatz, das Abendessen im Freundeskreis, die Tanzveranstaltung, das Chorwochenende, die Urlaubsreise und vieles mehr), erleben wir über alle Alters- und Gesellschaftsschichten hinweg die Coronakrise unweigerlich auch als tiefgreifende Resonanzkrise.
Die aktuelle Liste meiner Veröffentlichungen finden Sie hier.