Forschungsprojekt: Sorbenwissen
Gefördert durch:Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
Titel: Sorbenwissen
Laufzeit: 3 Jahre
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Prof. Dr. Christian Prunitsch, Technische Universität Dresden, Institut für Slavistik
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Prof. Dr. Joachim Scharloth, Technische Universität Dresden, Institut für Germanistik
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Dr. Hauke Bartels, Sorbisches Institut (Bautzen)
in Kooperation mit dem Sorbischen Institut in Bautzen
Die sozioökonomischen Entwicklungen in der Lausitz in den vergangenen zwei Jahrzehnten haben gravierende Veränderungen insbesondere für die dort lebende sorbische Bevölkerung nach sich gezogen. Eines der besonders beunruhigenden Ergebnisse dieser Prozesse liegt auf der Hand: Die institutionalisierte Elitenbildung in der sorbischen Minderheitskultur stößt an ihre Grenzen.
Vor diesem Hintergrund sieht sich auch die Sorabistik in Deutschland gegenwärtig vor zwei große Herausforderungen gestellt. Erstens muss sie sich auf die bis jetzt nicht immer hinreichend wahrgenommenen Impulse aus anderen Disziplinen öffnen und Bereitschaft zur Erweiterung des eigenen methodischen Instrumentariums zeigen. Dabei soll sie ihr wichtigstes Ziel, nämlich ihre Transferfunktion für die sorbische Öffentlichkeit, nicht aus den Augen verlieren. Zweites muss sie auch dem angesprochenen notorischen Nachwuchsmangel entgegenwirken.
Beiden Aspekten trägt das Projekt „Sorbenwissen“ Rechnung. Im Rahmen einer interdisziplinären Nachwuchsforschergruppe (NFG) sollen in den wissenschaftlichen Projekten der einzelnen MitarbeiterInnen die historischen Bedingungen des Zusammenlebens von Sorben und Deutschen in der Lausitz mit Hilfe von neuen wissens- sowie verflechtungsgeschichtlichen Methoden untersucht werden.
Die daraus ermittelten Ergebnisse werden in die Konzipierung einer digitalen Wissensplattform über sorbische Sprache, Geschichte und Kultur eingebunden. Auf diese Weise wird identitätsstiftende sorbische Kulturtradition im Zeichen des demographischen Wandels sowie des in der Sorabistik anstehenden Generationswechsels in der Regionalentwicklung lebendig erhalten.
Einzelprojekte:
- „Sorben (er)zählen – Arnošt Mukas ‚Statistika łužiskich serbow‘“ - Robert Lorenz
- „Das frühneuzeitliche sorbische Kirchwesen in der Niederlausitz – Sprachraum und Konstituierungsraum prämoderner sprachlicher/ethnischer Identität“ - Madlena Mahling
- „Diskurse und Praktiken der Selbstverortung im deutsch-sorbischen Kontaktraum“ -- Radoslaw Buraczyński
- "Edition von sorbischen Lebensläufen aus Archiven der Herrnhuter Brüdergemeine" - Lubina Mahling
Das Projekt hat zwei Zielsetzungen: durch die Einrichtung einer interdisziplinär zusammengesetzten Nachwuchsforschergruppe soll eine methoden- und ideologiekritische Einschätzung und Revision der derzeitigen Ausrichtung der Sorabistik als Wissenschaft erfolgen. Die NFG wird zu einem Innovationsmotor, indem sie nicht nur die laufenden wissenschaftlichen Projekte ergänzt, sondern diese um neue, gesellschaftlich relevante, Impulse bereichert. Somit kann sie auch als ein Laboratorium einer Sorabistik des 21. Jahrhunderts begriffen werden. Die aus der Digitalisierung resultierenden Herausforderungen stellen sich auch an die Sorabistik. Aus diesem Grund ist das zweite Ziel des Projektes der Entwurf einer digitalen Wissensplattform. Diese soll einerseits den Spracherhalt unter Nutzung digitaler Möglichkeiten unterstützen und andererseits bedeutende Zeugnisse sorbischer Kultur aus Geschichte und Gegenwart einer breiten, nicht nur wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich machen.
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