ZukunftAlter „Machbarkeitsstudie zum Buurtzorg-Modell“
Projektleiter
Herr Prof. Dr. rer. pol. habil. Thorsten Claus
Projektmitarbeiterin
Frau Dipl. Soz.-Wiss. Alina Sinziana Schönfelder
Finanzierungseinrichtung
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Zeitraum
01.10.2022 - 29.02.2024
Kooperationspartner
https://www.zukunftalter.eu/partner
Kurzbeschreibung
Die Machbarkeitsstudie ist ein Teilprojekt aus dem Projektvorhaben „ZukunfTAlter - ein WiR Projekt, welches durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.
Das Pflegemodell Buurtzorg (aus dem Niederländischen, bedeutet in etwa Betreuung in der Nachbarschaft) wurde 2006 von Jos de Blok entwickelt und vertritt das Motto: „Menschlichkeit vor Bürokratie“. Seit 2018 wird es auch in Deutschland angewandt und seit 2020 in NRW wissenschaftlich begleitet. Es erhält international große Aufmerksamkeit, da es Lösungsansätze zu Problemen bietet, die im aktuellen Pflegesystem, insb. in der Langzeitpflege identifiziert werden (Fachkräftemangel, Finanzierbarkeit, Unzufriedenheit seitens der Klienten und Angehörigen).
Im Gegensatz zum aktuellen System, der sog. Funktionspflege, richten sich die Leistungen nicht explizit nach den Funktionen, die Klienten nicht mehr selbst ausführen können. Buurtzorg vertritt einen ganzheitlichen Ansatz, der auf die Förderung und den Erhalt der Selbstständigkeit der zu Pflegenden abzielt. Dabei ist zentral, dass der Fokus auf verbleibende Ressourcen gesetzt sowie das soziale Umfeld (d.h. pflegende Angehörige, Nachbarn) einbezogen wird. Dazu benötigt es allerdings eine Arbeitsorganisation, die sich von der derzeit vorherrschenden meist drastisch unterscheidet. Das Buurtzorg-Modell setzt auf Selbstorganisation, d.h. auf selbstgesteuerte, autonome Pflegeteams mit kaum vorhandenen Hierarchien, unterstützt durch IT-Systeme und einem kontinuierlichen Coaching. Bedingt durch die Selbstständigkeit der Teams, welche kennzahlenbasiert arbeiten, resultiert ein sehr schlanker Verwaltungsapparat. Dadurch verspricht es nicht nur Einsparungen bei den Kosten der Pflege, sondern setzt die pflegerische Tätigkeit und somit die Beziehung zwischen dem zu Pflegendem und der Pflegekraft ins Zentrum.
Detaillierte Studien, die das Buurtzorg-Modell mit anderen Anbietern der Branche vergleichen, sind derzeit nur aus den Niederlanden und in niederländischer Sprache zu finden. Sie lassen darauf schließen, dass im Vergleich zu herkömmlichen Anbietern Einsparungen erzielt werden können. So werden beispielsweise weniger Stunden für die pflegerischen Tätigkeiten benötigt, die zu Pflegenden müssen über einen geringeren Zeitraum gepflegt werden und die Overhead-Kosten sind deutlich niedriger als bei anderen Anbietern. Für Deutschland erfolgt derzeit eine wissenschaftliche Evaluation des Modells bezogen auf die ambulante Pflege im Rahmen eines Projektes des „Netzwerks Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V.“, welches bis November 2022 läuft. Es nimmt vor allem die Realisierbarkeit des Buurtzorg-Modells im ambulanten Pflegebereich in den Blick, aus dem das Pflege-Modell stammt.
Im Gegensatz dazu soll im beantragten Startervorhaben die Machbarkeit hinsichtlich einer ganzheitlichen Implementation im Quartier analysiert werden. Bisher konnten einige erfolgreiche Buurtzorg-Teams in Deutschland gegründet werden, beispielsweise in Leipzig, dennoch gibt es zumindest einen Bericht über ein Team, das nicht dauerhaft eingerichtet werden konnte Sowohl aus den erfolgreichen, als auch aus dem nicht erfolgreichen Transferprojekt können wichtige Erkenntnisse für zukünftige Teams gezogen werden, die den Transfer des Modells in den deutschen Pflegebereich sichern. Dazu gilt es außerdem die technischen Voraussetzungen zu evaluieren, die für die Umsetzung des Buurtzorg-Modells erforderlich sind. Eine weitere Herausforderung stellen Fragen der Abrechnung dar, da diese sich von der niederländischen deutlich unterscheidet. Darüber hinaus sind wirtschaftliche, politische, organisatorische und ressourcenbezogene Aspekte zu betrachten, um eine erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens sicherzustellen.
Weitere Informationen zum Projekt ZukunftAlter: https://www.zukunftalter.eu/